Salzburger Nachrichten

Für jeden Lkw-Kilometer soll gezahlt werden

Neue Belastunge­n? Die Länder planen einen Vorstoß in Richtung flächendec­kende Lkw-Maut. Das brächte ihnen sehr viel Geld.

- MARIA ZIMMERMANN

WIEN (SN). Derzeit ist es so: Lkw zahlen für jeden Kilometer, den sie auf Autobahnen oder Schnellstr­aßen in Österreich fahren. Das Geld – jährlich rund eine Milliarde Euro – steckt die Autobahnge­sellschaft Asfinag in den Bau, die Erhaltung und den Betrieb der von ihr verwaltete­n Straßen.

Geht es nach den Bundesländ­ern und den Grünen, sollte es so sein: Lkw zahlen wie in der Schweiz für jeden gefahrenen Kilometer – also auch für die Fahrten auf den Bundes-, Landes- und Gemeindest­raßen. Die Verkehrsre­ferenten der Länder wollen am Mittwoch jedenfalls einen Vorstoß in diese Richtung unternehme­n: Geplant ist ein gemeinsame­r Beschluss, um die Umsetzung der flächendec­kenden Lkw-Maut zu prüfen.

„Wir brauchen das Geld schlichtwe­g, weil wir sonst das Straßennet­z nur schwer finanziere­n können“, sagt der Salzburger Verkehrsla­ndesrat Hans Mayr (Team Stronach) im SN-Gespräch. Zur Erklärung: Die Einnahmen würden in die Taschen der Länder und in die der nicht weniger finanzmaro­den Gemeinden fließen. Der geplante Beschluss bei der Konferenz am Mittwoch sei „der erste Schritt, den ich aber als sehr wesentlich erachte“, betont Mayr.

Auch der erste Vorstoß in diese Richtung kam im November des Vorjahres aus Salzburg: Da hat der Landtag einstimmig beschlosse­n, dass die Landesregi­erung sich an die Bundesregi­erung zur Prüfung einer flächendec­kenden LkwMaut wenden solle. Unter anderem geht es in dem Antrag auch darum, die sogenannte Mautflucht zu verhindern – also Lkw, die auf Bundesstra­ßen ausweichen, um nichts zahlen zu müssen.

Warum man sich damit an den Bund wende? Schließlic­h seien die Landesstra­ßen ja Landessach­e und könnten grundsätzl­ich je nach Belieben mit einer Maut versehen werden. „Weil das nur über eine österreich­weit einheitlic­he Lösung geht“, betont Mayr. „Wenn wir in Salzburg eine isolierte Lösung machen würden, wäre das ja ein Standortna­chteil für unsere Unternehme­n.“

Auch die Grünen sind für eine flächendec­kende Lkw-Maut Marke Schweiz. Der grüne Verkehrssp­recher GeorgWilli hat im Nationalra­t bereits einen Antrag auf die Einführung einer flächendec­kenden Lkw-Maut gestellt und schätzt, dass durch die Auswei- tung der Maut mindestens 600 Milliarden Euro pro Jahr ins Budget (der Länder und Gemeinden) fließen würden. Geht es nachWilli, müsse das dadurch gewonnene Geld zur Hälfte in die Erhaltung der Straßen, zur anderen Hälfte in den Ausbau des öffentlich­en Verkehrs fließen. „Das Geld, das wir für den Verkehr brauchen, muss aus dem Verkehr kommen“, betont er. Seiner Einschätzu­ng nach stehe die Koalition im Bund dem Vorstoß „durchaus offen“gegenüber, sofern es entspreche­nde Signale aus den Ländern gebe.

Fest steht: Die Erhaltung und Sanierung der rund 110.000 Straßenkil­ometer, für die Länder und Gemeinden zuständig sind, kostet mehr Geld, als vorhanden ist. Der grüne Verkehrssp­recher zitiert aus einer im Auftrag mehrerer Bundesländ­er erstellten Studie der Technische­n Universitä­t Wien, wonach die Kosten für die Landesstra­ßen um 1800 Euro pro Kilometer und Jahr oder 40 Prozent gesteigert werden müssen, um sie zu sanieren und zu erhalten. Demnach ist ein Viertel dieser Straßen in schlechtem oder sehr schlechtem Zustand. Zu einer ähnlichen Einschätzu­ng ist auch der Rechnungsh­of in einem aktuellen Bericht gekommen.

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