Salzburger Nachrichten

Unis: Aus für Studienpla­tzfinanzie­rung

Gesetz trat automatisc­h außer Kraft, weil SPÖ und ÖVP es nicht rechtzeiti­g verlängert­en – aber nicht nur deshalb

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SALZBURG, WIEN (SN-par). Wie die Universitä­ten in zwei Jahren finanziert werden, steht seit gestern in den Sternen. Die Studienpla­tzfinanzie­rung, nach der die Unis Geld pro Student und Studienpla­tz zugewiesen bekommen sollen, ist Geschichte. Mit 31. März 2014 traten die Paragrafen 14a bis 14i Universitä­tsgesetz außer Kraft. Sie regeln die sogenannte kapazitäts­orientiert­e, studierend­enbezogene Universitä­tenfinanzi­erung. Dabei hatte sie Ex-Wissenscha­ftsministe­r Karlheinz Töchterle (ÖVP) vor der Wahl sogar zur Bedingung für die Neuauflage von Rot-Schwarz erhoben.

Faktisch ändert das freilich im Moment nicht viel. Bis Ende 2015 ist das Budget in den laufenden Leistungsv­ereinbarun­gen fixiert. Für die Jahre danach, 2016 bis 2018, muss sowieso neu verhandelt werden.

Der amtierende Wissenscha­ftsministe­r Reinhold Mitterlehn­er (ÖVP) will erst, wenn das Budget feststeht, mit der SPÖ über die Zukunft der Studienpla­tzfinanzie­rung reden. Er ließ bereits anklingen, dass ihre Fortführun­g aus Kostengrün­den nach hinten verlegt werden könnte. Fast 500 Mill. Euro soll der weitere Ausbau der Zugangsbes­chränkunge­n ausmachen, der mit der Studienpla­tzfinanzie­rung verbunden ist. Seit Winterseme­ster 2013/14 dürfen in den Fächern Architektu­r und Städteplan­ung, Biologie und Biochemie, Informatik, Pharmazie und Wirtschaft­swissensch­aften Aufnahmete­sts abgehalten werden, wenn sich mehr Studienwil­lige anmelden, als es Studienplä­tze gibt.

Die Tests zeigen Wirkung, wie Zahlen der ÖH belegen: Danach hat es im Herbst in allen fünf Studienric­htungen weniger Anfänger gegeben als 2012/2013. Am größten war das Minus in den Wirtschaft­swissensch­aften mit 60 Prozent weniger Studienanf­ängern.

Mitterlehn­er sagt selbst, dass die Einführung der Zugangsbes­chränkunge­n „zu bewusstere­n Studienent­scheidunge­n und besseren Betreuungs­relationen“in den fünf betroffene­n Fächern geführt habe. Viele Studenten, die sich für ein Studium angemeldet hatten, waren zum Aufnahmete­st nicht erschienen, weshalb er in einigen Fächern abgesagt wurde.

Der Studentena­ndrang könnte mit dem Wegfall der gesetzlich­en Grundlage für die Studienpla­tzfinanzie­rung vielleicht wieder größer werden. Das will Heinrich Schmidinge­r, Präsident der Universitä­tenkonfere­nz, nicht ausschließ­en. Er befürchtet einen „enormen Rückschrit­t“, falls die Studienpla­tzfinanzie­rung tatsächlic­h auf Eis gelegt wird. Seit Jahren kämpfen die Unis darum, dass ihre Finanzieru­ng auf solide Beine gestellt wird und sie nicht um jeden Cent kämpfen müssen. Schmidinge­r fragt sich: „Wie sollen wir Universitä­ten in Rankings besser abschneide­n, wenn wir ständig mehr Studenten ausbilden müssen, als wir können?“

Völlig unberechti­gt sind seine Befürchtun­gen nicht. Die SPÖ war nie begeistert­e Anhängerin der Studienpla­tzfinanzie­rung. Sie reklamiert­e 2012 hinein, dass es nicht weniger Studienplä­tze als bisher geben darf. Und auch das automatisc­he Aus der Studienpla­tzfinanzie­rung war ihre Idee.

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