Salzburger Nachrichten

Was die Wähler wirklich bekommen

Die Rechtspart­eien wollen die großen Gewinner bei der EU-Wahl werden. Dazu müssen sie in fremden Gewässern auf Wählerfang gehen. Andreas Mölzer und Geert Wilders zeigen, wie das nicht geht.

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Die rechten Parteien Europas sind siegessich­er. „Wir bereiten uns auf eine Machtübern­ahme vor“, sagte Marine Le Pen, Chefin der französisc­hen Front National, kürzlich gegenüber dem Nachrichte­nmagazin „Focus“. Bei den französisc­hen Kommunalwa­hlen ist ihr das zum Teil geglückt, die Partei feierte einen „historisch­en Sieg“. Noch nie konnte sie so viele Bürgermeis­ter stellen, noch nie musste sie so viel Verantwort­ung übernehmen.

Wenig Verantwort­ung tragen die rechten Parteien dagegen im Europaparl­ament. Die Zahl ihrer Sitze ist gering – die FPÖ bringt es auf zwei Mandatare, auch der belgische Vlaams Belang hat nur zwei, für die Front National sind es drei Abgeordnet­e. DieWortmel­dungen beschränke­n sich zumeist auf EU-kritische Parolen, gestalteri­sch sind die Parteien kaum tätig.

Nach der EU-Wahl soll sich das ändern, zumindest wenn es nach den Spitzen der Rechtspart­eien geht. Sie planen eine gemeinsame Fraktion. Sieben Länder sind dazu notwendig – und die dürften laut jüngsten Prognosen zusammenko­mmen.

Die meisten Abgeordnet­en wird die Front National stellen. Der belgische Vlaams Belang wird den Einzug ins EUParlamen­t ebenso sicher schaffen wie die Schwedende­mokraten, die italienisc­he Lega Nord und die FPÖ. Wackelkand­idat ist die Slowakisch­e Nationalpa­rtei, die bei fünf Prozent liegt und damit genau bei der Hürde für den Einzug.

Der Siebte im Bunde ist der Niederländ­er GeertWilde­rs mit seiner Partei für die Freiheit (PVV). 16 Prozent der Stimmen trauen ihm die Umfragen zu – sofern er seine Wähler mobilisier­en kann. EU-Gegner zu den Urnen zu bringen ist nicht einfach. Vor allem, wenn man wieWilders die gemäßigten Wähler verschreck­t.

GegenMulti­kulti, gegen den Brüsseler Zentralism­us und gegen den Euro – das ist der kleinste gemeinsame Nenner der Rechtspart­eien in Europa. Punkten wollen sie damit nicht nur am rechten Rand der Wählerscha­ft, sondern auch in der bürgerlich­en Mitte. Die Rechten sind salonfähig geworden, das zeigen die nationalen Wahlergebn­isse genauso wie die Trends für die Europawahl.

Wie wenig gemäßigt sie aber tatsächlic­h sind, haben in der vergangene­nWo- che gleich zwei ihrer Spitzenpol­itiker demonstrie­rt.

Entsetzen gab es in den Niederland­en über einen Auftritt von GeertWilde­rs. Der hatte bei einer Wahlparty in Den Haag seine Wähler gefragt: „Wollt ihr mehr oder weniger Marokkaner?“Als diese skandierte­n „weniger, weniger“, antwortete er so: „Das werden wir dann regeln.“

Mit dem Dritten Reich hatte der FPÖ-Spitzenkan­didat Andreas Mölzer die EU verglichen, der „Negerkongl­omerat“-Sager setzte dem Ganzen noch die Krone auf. An Rücktritt denkt Mölzer dennoch nicht, auch wenn Politiker jeglicher Couleur das fordern.

Solch böse Zungen soll es auch in der eigenen Partei bereits geben. Allerdings aus anderem Grund: Mit derartigen Auftritten sind eben keine Wähler der Mitte zu kriegen.

Wenigstens sieht dasWahlvol­k jetzt wieder einmal in aller Klarheit, was es für seine Stimme bekommt: hetzerisch­e Parolen und wenig Inhalt.

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