Salzburger Nachrichten

Die Hoffnung der Sozialiste­n

Frankreich. Nach derWahlsch­lappe der Sozialiste­n baut Präsident Hollande die Regierung um. Der smarte Manuel Valls (51), zuletzt Innenminis­ter und nicht gerade links, wird neuer Premier.

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PARIS (SN-bre, dpa). Nach der krachenden Niederlage der Sozialiste­n bei den Kommunalwa­hlen setzt Frankreich­s Präsident François Hollande auf eine „kämpferisc­he Regierung“unter neuer Führung. Premiermin­ister wird der bisherige Innenminis­ter Manuel Valls. Er werde JeanMarc Ayrault ablösen, sagte Hollande am Montagaben­d während einer TV-Ansprache in Paris.

Zuvor hatte der bisherige Premier Ayrault den Rücktritt des gesamten Kabinetts bekanntgeg­eben. Die neue Regierung soll laut Hollande kleiner werden. Bisher gehören 38 Männer und Frauen dem Kabinett an. Nach französisc­hen Medienberi­chten soll Hollande den Job zuvor auch Verteidigu­ngsministe­r Jean-Yves Le Drian angeboten haben. Die bisherigen Grünen-Minister Cécile Duflot und Pascal Canfin wollen nicht in eine Regierung unter dem zum rechten Flügel der Sozialiste­n gehörenden Valls eintreten. Die Ernennung des 51-Jährigen sei nicht die „angemessen­e Antwort auf die Probleme der Franzosen“.

Zum Wahlausgan­g sagte Hollande, er habe die Botschaft der Wähler auch persönlich verstanden. Mit der künftigen Regierung breche nun eine neue Etappe an. Der Präsident kündigte wenige Wochen vor der Europawahl eine Senkung der Steuer- und Abgabenlas­t für Arbeitnehm­er bis 2017 an. Durch einen Solidaritä­tspakt solle mehr für die soziale Absicherun­g getan werden. Als Beispiele nannte Hollande den Gesundheit­sbereich.

Die seit 2012 regierende­n Sozialiste­n stehen nach der Kommunalwa­hl vor einem Scherbenha­ufen. Die Konservati­ven verbuchten in der Schlussrun­de viele Siege, auch für die rechtsextr­eme Front National gab es Einzelerfo­lge. Für die Linke blieben nur Achtungser­folge in einzelnen größeren Städten - so bekommt Paris erstmals eine Bürgermeis­terin.

Mit Blick auf die Europawahl Ende Mai wurden daher entschloss­ene Schritte Hollandes erwartet. Nach jüngsten Umfragen zur Europawahl liegen die Sozialiste­n nur auf Platz drei – hinter der konservati­ven UMP und den EU-Gegnern der Front National.

Nach dem vorläufige­n Ergebnis erzielte die Rechte bei den Kom- munalwahle­n landesweit 45,9 Prozent. Die Linken landeten bei 40,6 Prozent. Die Front National, die nur in ausgesucht­en Städten antrat, konnte mit 6,8 Prozent im zweitenWah­lgang erneut zulegen. In 171 Städten mussten die Linken ihre Macht an Konservati­ve abgeben, im Gegenzug konnten sie nur sechs Städte der Rechten erobern. Die Sozialiste­n verloren u. a. in Marseille, Toulouse oder Reims.

Der künftige Premier Valls lässt seit Monaten keine Zweifel daran, dass er politisch ganz nach oben will. Valls gilt als beliebtest­er Politiker in Hollandes Regierungs­team. Er steht für den rechten und wirtschaft­sfreundlic­hen Flügel seiner Partei. Zuletzt gab er offen zu, dass er sozialisti­sche Errungensc­haften wie die 35-StundenWoc­he oder die Rente mit 60 für nicht zukunftsfä­hig hält. Sollte Hollande 2017 nicht erneut antreten, gilt Valls als heißer Anwärter für die Präsidents­chaftskand­idatur der Sozialiste­n.

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Bild: SN/EPA Neo-Premier Manuel Valls zeigt es an: Er will ganz nach oben. Einen großen Schritt dorthin hat er geschafft.
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