Der Dampfkessel pfeift gefährlich
Klimawandel. 12.000 wissenschaftliche Studien wurden ausgewertet, unzählige Daten verglichen. Im Grund reicht auch ein Blick aus dem Fenster. Der Klimawandel ist in vollem Gang.
TOKIO (SN-strick, spa, dpa). „Wir haben es nicht gewusst“: Damit können sich Politiker und Bürger in einigen Jahren nicht herausreden, falls der Klimawandel Kinder und Natur voll treffen sollte. Wie bislang kein anderer Report zeigt das am Montag im japanischen Yokohama veröffentlichte Papier des Weltklimarats IPCC die Folgen zu geringen Handelns auf. Die Forscher sehen aber noch Chancen, die Erderwärmung auf zwei Grad Celsius zu bremsen und sich dann an die ohnehin schon unvermeidliche Temperaturerhöhung anzupassen.
„Niemand bleibt von den Auswirkungen des Klimawandels unberührt“, sagte IPCC-Vorsitzende Rajendra Pachauri. 12.000 wissenschaftliche Studien wurden für den Bericht ausgewertet. .„Wir bewegen uns auf schmalem Grat“, betonte Greenpeace-Klimaexpertin Kaisa Kosonen. „Aber wenn wir mutig handeln und die Treibhausgasemissionen schneller als geplant senken, können größere Bedrohungen für die menschliche Sicherheit noch vermieden und lebenswichtige Ökosysteme geschützt werden.“Eine Anpassung an die Risiken des globalen Klimawandels funktioniere aber nur, wenn die Erderwärmung deutlich gebremst werde: „Selbst ernsthafte, fortgesetzte Investitionen“etwa in Dämme, Katastrophenschutz oder hitzeresistentes Saatgut „werden ihre Grenzen haben“, mahnte Chris Field, Co-Vorsitzender der Arbeitsgruppe zwei des Weltklimarats.
Ob in den Tropen oder an den Polen, auf kleinen Inseln oder großen Kontinenten, in reichen Ländern oder den ärmsten – schon jetzt lassen sich die Auswirkungen des Klimawandels beobachten. Gletscher schmelzen bereits, der Meeresspiegel steigt, viele Pflanzen und Tiere verlagern ihren Lebensraum oder sind bedroht.
„Die Auswirkungen von Extremereignissen wie Hitzewellen, Dürren, Hochwassern, Zyklonen oder Bränden haben gezeigt, dass Ökosysteme und Wirtschaftssysteme verwundbar sind und den Klimaänderungen ausgesetzt sind“, betonte auch die Zentralanstalt für Meteorologie und Geophysik in Wien. Der Alpenraum ist von der Erwärmung besonders betroffen. Hier stehen seit rund 250 Jahren Messdaten zur Verfügung. „Von den 25 wärmsten Jahren in Österreich in dieser langen Klimareihe fallen 17 Jahre in den Zeitraum seit 1989“, betonte Meteorologe Michael Staudinger.
Die US-Regierung reagierte mit großer Sorge auf den UNO-Bericht. „Nicht ein einzelnes Land hat den Klimawandel verursacht, nicht ein einziges Land kann ihn aufhalten“, sagte Außenminister John Kerry. „Wir müssen die Dringlichkeit unserer Reaktion an der Erkenntnis der Wissenschaft ausrichten.“Mangels Unterstützung im Kongress hat US-Präsident Barack Obama einen Aktionsplan in Kraft gesetzt, der auf dem Weg der Regulierung von Kraftwerken sowie strikteren Obergrenzen beim Flottenverbrauch von Fahrzeugen versucht, den Anteil der USA an den Belastungen drastisch zu verringern.
Die USA sind nach China und vor der Europäischen Union der zweitgrößte Emittent von Treibhausgasen. Deutschlands Kanzlerin Angela Merkel bezeichnete das Eindämmen des Klimawandels als überragende Aufgabe. Deutschland will seinen Ausstoß an CO um 40 Prozent gegenüber
2 1990 reduzieren. Von Österreichs Regierung gab es keine Stellungnahme zum Klimareport.
Möglichst scher Umstieg auf Öko-Energie ist das Gebot der Stunde.