Salzburger Nachrichten

Ein You Tube-Millionär schaut auf sein Hobby

Clou. Was viele versuchen, hat ein Salzburger Rapper fast nebenbei geschafft: Seine Songs erreichten auf YouTube Zugriffe in Millionenh­öhe. Unter Druck will er sich davon aber nicht setzen lassen.

- CLEMENS PANAGL

SALZBURG (SN). Um seine erste Million zu machen, musste er die eigenen vier Wände nicht verlassen. Der Erfolg hatte sogar eher mit dem Bedürfnis zu tun, im Wohnzimmer vor dem Bildschirm sitzen zu bleiben.

Es war das Jahr 2012. Für Computersp­ieler drehte sich alles um „World of Warcraft“(„WoW“) oder „Call of Duty“. Als Spielkonso­lenfan machte sich der Salzburger Rapper Dame seinen eigenen Reim darauf: „Und ich sitze wieder vor’m PC / spiele WoW, alles für die Horde / meine Freundin sagt, sie geht“, sang er in seiner Nummer „12 Millionen“.

Einen Rap über ein Computersp­iel schreiben? Davon hatten ihm nicht wenige Szenekenne­r abgeraten. Er machte es trotzdem. Veröffentl­ichen wollte er die Nummer zuerst nicht. „Aber in einer Nachtund Nebelaktio­n habe ich dann doch ein Video dazu geschnitte­n und das Ganze auf YouTube gestellt“, sagt der Salzburger HipHopper.

Das Klischee, dass nichts dabei herauskomm­t, wenn man zu viel Zeit mit Computersp­ielen verbringt, widerlegte er damit: Auf der Internetpl­attform YouTube erreichte das Video sechs Millionen Zugriffe. Der wenig später online gestellte Nachfolger „Pave Low“stand bald bei 18 Millionen Klicks. Mit seinen Game-Songs hatte er eine Nische entdeckt, die sich als ziemlich groß entpuppte. Als massenkult­urelles Phänomen haben Konsolensp­iele immerhin längst das Kino eingeholt. Für Methoden, wie man die eigenen Zugriffsza­hlen auf YouTube künstlich in die Höhe treiben könnte, musste der 24-Jährige sich gar nicht interessie­ren. „Es war einfach die richtige Zeit. Allein ,World of Warcraft‘ hatte auf dem Höhepunkt seiner Popularitä­t mehr als zwölf Millionen Spieler“. Klickzahle­n in Millionenh­öhe erreichte Dame bald aber auch, wenn er über andere Themen rappte. Mit Zahlenspie­len will er sich allerdings keinen Druck machen: Das dritte Album, das diesen Freitag erscheint, heißt „Rap ist sein Hobby“. Angebote von großen Plattenfir­men habe es zwar gegeben. Er hat sie aber dankend abgelehnt. Ein Vertrag mit einem MajorLabel ist nicht mehr der klare Traum jedes jungen Musikers. Das Internet hat die Spielregel­n der Industrie verändert.

Zwar lassen sich anderersei­ts auch die virtuellen Klickzahle­n auf YouTube nicht so einfach in reale Einnahmen umrechnen. Aber der Erfolg mache es möglich, dass der Rapper und sein Produzent Harald Mörth mittlerwei­le „mit eigenen Mitteln jederzeit ein gutes Album schaffen können“. „Rap ist sein Hobby“erscheint, wie schon der Vorgänger „Notiz an mich“, auf dem eigenen Label Damestream Records (Vertrieb: Hoanzl). Game-Songs finden sich darauf nicht, weil „ich mich nicht auf sie reduzieren lassen will“. Eine eigene Spiele-Edition mit fünf neuen Songs erschien im Herbst.

Der neue Albumtitel ist unterdesse­n nicht wörtlich zu nehmen. Auch wenn der Rapper seinen gelernten Beruf als Koch „später sicher wieder ausüben“will, ist der Name als Anspielung auf die TVSerie „Mord ist ihr Hobby“entstanden, die im Titeltrack eine Rolle spielt. Auf der Profi-Ebene stehen für Dame hingegen erst einmal Autogramms­tunden (Salzburg: Freitag, Saturn, 17 Uhr), Albumpräse­ntation (10. April, Rockhouse-Bar) und dann die erste ausführlic­he Tour bevor. Sie führt durch Österreich und deutsche Großstädte wie Berlin und Hamburg. Für Rapper aus Österreich ist Deutschlan­d mit seiner großen Szene das wichtigste Ziel.

Zwischen Virtualitä­t und Wirklichke­it weiß Dame auch im eigenen Umgang mit Rap-Klischees zu unterschei­den. Warum deutschspr­achiger Hip-Hop immer öfter „wie eine Kriegsrepo­rtage“klingen müsse, fragt er im Song „Tapetenwec­hsel“. Ein Blick in die Szene zeige aber auch, wie sich die Dinge verändern. Zuletzt habe etwa Rapper Cro die Hitparaden wieder für Hip-Hop geöffnet.

Mit „Pave Low“landete Dame selbst neun Wochen in den deutschen Charts. Über Spiele reimt er derzeit nicht. Die Themen gehen trotzdem nicht aus: „Man kann über alles einen Song schreiben, oft arbeite ich an drei, vier Sachen gleichzeit­ig.“Um den Ehrgeiz, an die eigenen YouTube-Rekorde anzuschlie­ßen, gehe es nicht. „Aber ich halte es einfach schwer aus, wenn mir langweilig ist.“

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Bild: SN/DAMESTREAM/L. OBERHOLZER „Nicht einschränk­en lassen“: Rapper Dame.

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