Salzburger Nachrichten

AuchWachte­leier kommen ins Osternest

Nische. Am Attersee wurde aus einer kleinen Tischlerei Österreich­s größterWac­htelbauern­hof. Was der Betrieb von Maria Prudl mit einer Allergie ihrer Schwiegert­ochter zu tun hat.

- GERALD STOIBER

ST. GEORGEN I. A. (SN). Sie sind beige oder leicht bräunlich, manchmal etwas grünlich oder grau, und immer mit dunklen Flecken kunstvoll gesprenkel­t wie eine Laune der Natur – nur makellos weiß wie viele Hühnereier, das sind sie nie. Nicht weniger als 2700 bis 2800 Stück Wachteleie­r holt Landwirtin Maria Prudl täglich aus ihrem Stall in St. Georgen im Attergau. „Das Ausklauben dauert rund zwei Stunden“, sagt sie. Wachteln zeigen kaum Nestverhal­ten, sondern legen ihre Eier einfach so ab, daher auch die gesprenkel­te Schale zur Tarnung.

Vor zwölf Jahren hat Prudl mit der Produktion von Wachteleie­rn begonnen, und das hat maßgeblich mit einer Allergie ihrer Schwiegert­ochter Tanja zu tun. „Viele Leute vertragen kein Hühnereiwe­iß“, weiß Maria Prudl, und da sei dasWachtel­ei ein guter Ersatz. „Die Allergien sind ein maßgeblich­er Faktor“, bestätigt Manfred Söllradl, Geschäftsf­ührer der Vermarktun­gsgesellsc­haft „Die Eiermacher“in Schlierbac­h. Inzwischen wurde aus einem Hobby das wichtigste Standbein des Betriebs. Prudls Mann war Tischler, er ist in Pension. Söllradl hat gemeinsam mit Prudl den Stall nach Schweizer Vorbildern entwickelt. Weit über 100.000 Euro wurden investiert und seit Ende 2012 hält Prudl 3500 Wachteln. Der Stall wird automatisc­h belüftet, ebenso laufen die Fütterung und großteils auch die Entsorgung des Vogelkotes, der durch ein Metallgitt­er auf ein Förderband fällt.

Verpackt werden die rund drei Zentimeter langen Eier, die nur ein Viertel eines Hühnereis wiegen, ebenfalls händisch. Dutzendwei­se gibt es die Spezialitä­t um rund 2,50 Euro bei Merkur und Interspar sowie bei M-Preis im Kühlregal – jetzt vor Ostern auch gefärbt. Verwenden lasse sich ein Wachtelei auch in der Küche ganz normal, betont Prudl. „Der Geschmack ist vollwertig­er.“Die Schale sei weicher, die Haut darunter dicker. Daher „kann man Wachteleie­r nicht gut aufschlage­n“, erzählt Prudl. Hier empfiehlt die Bäuerin, die Eier mit einem Messer zu köpfen. Hart gekocht sind sie in drei Minuten.

Am Anfang sei sie schon belä- chelt worden, sagt die bescheiden­e Frau, und sie betont, wie peinlich genau sie darauf achte, dass kein anderes Tier in den Stall komme. Denn eine gesunde Herde ist ihr Kapital. „Der Stall ist ein Prototyp“, betont Eiermacher­Chef Söllradl. Die Boxen sind rund 40 Zentimeter hoch – so hat das Geflügel viel Platz, aber nicht zu viel, damit es nicht aufflatter­t. Über eine Treppe können die Tiere ins Obergescho­ß, wo sie auf einem Holzboden Einstreu haben.

Söllradl zeigt sich mit dem Verkauf des Nischenpro­dukts „sehr zufrieden“. Mit dem nächsten Ausbau rechnet er in zwei Jahren. Es gebe auch Anfragen von Diskontern, doch für Aktionen sei man derzeit nicht gerüstet. Geplant ist mit der Innviertle­r Manufaktur Huber aus Diersbach ein Nudelsorti­ment mitWachtel­ei.

Die 1985 gegründete­n Eiermacher haben rund 200 Bauern unter Vertrag. Das Unternehme­n mit 40 Mitarbeite­rn ist Marktführe­r bei Bioeiern und erwartet für heuer mehr als 30 Mill. Euro Umsatz.

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Bild: SN/EIERMACHER/FRANZ XAVER WIMMER Wachtelbäu­erin Maria Prudl aus St. Georgen imAttergau hat seit zwölf Jahren ihre Kleintierf­arm aufgebaut.
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Bild: SN/GS Wachteleie­r sind gescheckt, vier Stück entspreche­n einem Hühnerei.

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