Beate Uhse setzt auf die sexuelle Freiheit der Frau
Imagewandel bei Beate Uhse: Nicht die Lust des Mannes, sondern die erotischen Bedürfnisse der Frau bringen wieder Gewinn.
FLENSBURG (SN, dpa). Der Erotikkonzern Beate Uhse ist nach einer langen Durststrecke wieder in der Gewinnzone angekommen – und verdankt das den Frauen in der Kundschaft. „Das Geschäftsmodell Mann hat sich erledigt“, erklärte Beate-Uhse-Chef Serge van der Hooft kürzlich gegenüber dem Wirtschaftsmagazin „brand eins“.
Zwar ging der Umsatz im vergangenen Jahr nochmals um 1,6 Prozent auf 142 Mill. Euro zurück, doch wies das Unternehmen erstmals seit Jahren sowohl vor als auch nach Steuern einen Gewinn aus. „Wir sind wieder bereit für die Expansion in allen unseren Kanälen“, sagte van der Hooft am Montag in Flensburg.
Beate Uhse fokussiert sich mittlerweile vorwiegend auf Frauen, die rund 80 Prozent der Neukunden ausmachen. Durch Partner- schaften mit Modeketten und Drogeriemärkten will das Unternehmen noch stärker an den Mainstream andocken und endgültig raus aus der Schmuddelecke.
Sexfilme für eine männliche Kundschaft spielen kaum noch eine Rolle und sind angesichts des Gratisangebots im Internet kein erfolgversprechender Markt mehr. Im aktuellen Geschäftsbericht heißt es nun: „Die Zielgruppe hat sich verändert. Die Ideen der Unternehmensgründerin Beate Uhse sind in der Mitte der Gesellschaft angekommen, heute leben Frauen ihre erotischen Bedürfnisse und ihre Sexualität freier, offener und selbstbestimmter.“
Dementsprechend hat man eine feminine Warenwelt entworfen, sein Logo und den E-CommerceAuftritt mit Herz und Schnörkeln verweiblicht und das ganze Unternehmensimage verändert. Allerdings hatte man bereits 2004 den Versuch gemacht, Frauen in Edel-Sexshops namens Mae B. zu locken – ohne Erfolg. Die Zeit sei damals noch nicht reif gewesen, betont van der Hooft.
Der Umsatz soll in diesem Jahr zwischen 145 und 150 Mill. Euro liegen, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern von 3,4 auf fünf bis sieben Mill. Euro steigen. Der größte Anteil des Umsatzes entfällt auf den Versand- und Einzelhandel, rund zwei Drittel kommen aus dem Ausland. Noch heuer sollen zehn neue Läden eröffnen, davon bis zu fünf in Deutschland. Im Jahr 2020 sollen, wenn es nach van der Hooft geht, 90 Prozent der Kunden weiblich sein und „ein Umsatz von 200 Millionen Euro wieder möglich“.