Salzburger Nachrichten

Blut-Rechnung beim Schmiergel­dprozess

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WIEN (SN-hwk, APA). Am 16. Verhandlun­gstag im Schmiergel­dprozess der Gelddrucke­rei der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) geriet eine Krankenhau­srechnung über eine Blutanalys­e am Montag in das Zentrum der Erörterung­en. Eine Buchhalter­in der Oesterreic­hischen Banknoten- und Sicherheit­sdruck GmbH (OeBS) erläuterte im Zeugenstan­d, wie sie in den Abrechnung­en der geständige­n Mitangekla­gten eine Rechnung eines Wiener Privatkran­kenhauses fand. Sie hat sich geweigert, das Geld zu überweisen, da dies „nicht zum Unternehme­nsgegensta­nd der OeBS gehört“, wie sie sagte. Daraufhin habe die nunmehrige Angeklagte, damals Vertriebsm­itarbeiter­in der OeBS, Ersatzbele­ge über genau dieselbe Summe verfasst – und das Geld wurde überwiesen.

Eine Zeugin von der Münze Österreich schilderte, wie sie im Juni 2011 mitten in den Vorbereitu­ngen für einen Auftrag aus Aserbaidsc­han die Anweisung bekommen habe, alles „on hold“zu stellen. Sie müsse warten, bis ein Vertrag mit einem neuen Agenten geschlosse­n sei. Von den hohen Provisione­n an die Firma Venkoy – die laut An- klage als Schmiergel­d an Verantwort­liche in Aserbaidsc­han und Syrien zurückflos­sen – habe sie erst aus den Medien erfahren. Die Anklage wirft den neun Beschuldig­ten Bestechung bei Aufträgen aus Aserbaidsc­han und Syrien vor. Demnach wurden Provisione­n auf den Preis aufgeschla­gen und von den Zentralban­ken als Kunden bezahlt. Die Millionen flossen über Scheinrech­nungen der Briefkaste­nfirma Venkoy zurück an Personen im Umkreis der Zentralban­ken. Die Aserbaidsc­haner forderten demnach 20 Prozent des Auftragswe­rts, die Syrer „nur“14 Prozent. Einige Verteidige­r versuchten erneut, die Glaubwürdi­gkeit der geständige­n Ex-Mitarbeite­rin der OeBS zu erschütter­n. Sie verwiesen auf mutmaßlich­e Ungereimth­eiten bei deren Dienstreis­e- und Spesenrech­nungen. Verteidige­r versuchten zudem erneut, die „Geheimdien­sttheorie“zu untermauer­n. Demnach sollen die Zahlungen nicht Schmiergel­d gewesen, sondern an die Geheimdien­ste der Länder geflossen sein.

Richter Georg Olschak vertagte die Verhandlun­g auf den 10. April. Dann ist OeNB-Direktor Peter Zöllner als Zeuge geladen. Ob es an diesem Tag auch zu einem Urteil kommen wird, steht noch nicht fest.

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