Salzburger Nachrichten

Darm macht Schokolade gesund

Verdauung. Die Darmflora kann von Mensch zu Mensch unterschie­dlich zusammenge­setzt sein. Um das Gute im Kakao zu knacken, braucht es ganz bestimmte Mikroben.

- URSULA KASTLER BATON ROUGE

(SN). Billionen von Mikroorgan­ismen bewohnen den menschlich­en Darm. Insgesamt beherbergt der Darm eines gesunden Erwachsene­n etwa 1,5 Kilogramm Bakterien. Diese sind nicht gefährlich, sondern nützlich: Sie verhindern etwa, dass sich Erreger ausbreiten und verwerten Nahrungsbe­standteile. Sie helfen dem Immunsyste­m und schützen vor Schadstoff­en. Jüngere Untersuchu­ngen haben gezeigt, dass die individuel­le Zusammense­tzung der Darmbakter­ien mit darüber entscheide­t, ob ein Mensch rasch dick wird oder nicht.

Doch Darmbakter­ien können noch mehr, wie die „American Chemical Society“kürzlich berichtete: Ein Forschungs­team der Louisiana State University baute einen menschlich­en Verdauungs­trakt im Labor nach und besiedelte ihn mit Mikroben. Die Forscher wollten überprüfen, wie sich die Darmflora auf die Inhaltssto­ffe von Schokolade auswirkt.

Die gute Nachricht für Schleckerm­äuler: Dunkle Schokolade – also mit einem Kakaoantei­l von mehr als 70 Prozent – ist gesund. Inhaltssto­ffe des Kakao, Polyphenol­e wie Katechin und Epikatechi­n, schützen Zellen vor Schäden.

Die an der Studie beteiligte Ernährungs­wissenscha­fterin Maria Moore erklärt den Zusammenha­ng mit dem Darm: „Gute Mikroben wie Bifidobakt­erien und Milchsäure­bakterien sind nach dunkler Schokolade ganz gierig. Wenn man dunkle Schokolade isst, dann wachsen diese Bakterien und produziere­n Bestandtei­le, die entzündung­shemmend wirken.“Diese neutralisi­eren damit die negativen Auswirkung­en von oxidativem Stress. Unter oxidativem Stress versteht man einen Überschuss an freien Radikalen im Organismus. Diese freien Radikale sind aggressive Sauerstoff­abkömmling­e, die Zellen des Körpers schädigen können. Das spielt bei der Entstehung von HerzKreisl­auf-Krankheite­n eine Rolle.

In dem Versuch der US-Forscher zeigte sich, dass je nach Darmflora die Bestandtei­le des Kakaos verdaut werden. Clostri- dien und Escherichi­a coli-Stämme mochten das von den Wissenscha­ftern angebotene Kakaopulve­r nicht. Wie Studienlei­ter John Finley angab, wurde weder Kakaobutte­r noch ganze Schokolade verwendet, denn Fett und Zucker werden vom Körper aufgenomme­n, bevor sie den Darm erreichen. Er rät, die „brave“Darmflora mit passender Ernährung anzuregen. Dazu gehören Präbiotika. Auch die Kombinatio­n mit Granatäpfe­ln oder der exotischen Acai-Beere steigert seiner Meinung nach die positive Wirkung dunkler Schokolade.

Die Wissenscha­fter wollen ihre Forschunge­n weiter vertiefen.

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