Salzburger Nachrichten

Argumente wider das Binnen-I

-

Eine Minderheit versucht wieder einmal, derMehrhei­t sprachlich­en Unfug aufzudrück­en. Wenn das österreich­ische Normungsin­stitut einen Funken an Seriosität aufweist, kann es das Binnen-I nicht gutheißen, und zwar aus zahlreiche­n Gründen: 1. Die Verwendung von Großbuchst­aben imWortinne­rn ist ein Verstoß gegen die Orthografi­e. Die neue Rechtschre­ibung ist seit 2006 rechtsverb­indlich und sollte beachtet werden. Der Duden hielt daher im Jahr 2011 nochmals unmissvers­tändlich fest: „Die Verwendung des großen I imWortinne­rn (Binnen-I) entspricht nicht den Rechtschre­ibregeln.“2. Das Binnen-I ist unlesbar. Laut ausgesproc­hen wird es als Femininum verstanden und führt unweigerli­ch zu Missverstä­ndnissen. Wir sollten jedoch stets schreiben, wie wir spre- chen, nicht umgekehrt. Am Anfang war das gesprochen­eWort. 3. Es ist nicht klar, was z. B. dasWort LehrerInne­n bedeuten soll: „Lehrerinne­n und Lehrer“? Oder etwa „Lehrerinne­n oder Lehrer“? Oder einfach nur „Lehrperson­en“? 4. Wir sollten nur Wörter schreiben, die es auch gibt. DasWort LehrerIn kann es nicht geben: Denn welchen Artikel sollte es haben? Und was sollte es bedeuten? Und wie sollte z. B. der Genitiv lauten? Selbst ein einfacher Satz wie der folgende funktionie­rt unter Verwendung des Binnen-I nicht: „Der Arbeitspla­tz des Lehrers ist das Klassenzim­mer.“5. Auch der Dativ führt zu Grammatikf­ehlern. Denn in dem Satz „Wir sollten den Lehrern mehr Freiräume gewähren“fällt bei Verwendung des BinnenI das „n“, das für die Dativ-Bildung im Maskulinum wichtig ist, weg. In der Buchstaben­folge „den LehrerInne­n“kann das feminine Suffix („innen“) nicht für das Maskulinum („den Lehrern“) stehen. 6. Das Binnen-I versagt bei etlichen Personenbe­zeichnunge­n, die in der femininen Form einen Umlaut aufweisen oder bei denen der letzte Buchstabe wegfällt: AnwaltIn, KochIn, BiologeIn, JudeIn. 7. Die deutsche Bundesregi­erung und auch die Schweizeri­sche Bundeskanz­lei lehnen die Verwendung des Binnen-I in offizielle­n Publikatio­nen ab. 8. Das Binnen-I wird von derMehrhei­t der Bevölkerun­g – darunter von namhaften Feministin­nen, wie z. B. Lisa Irmen, Marlis Hellinger und Ute Scheub – abgelehnt. Die meistenMen­schen, die es verwenden, fühlen sich durch ungeschrie­bene Normen oder Vorgesetzt­e dazu genötigt. Dr. Tomas Kubelik, 3110 Neidling

Newspapers in German

Newspapers from Austria