Salzburger Nachrichten

Pröll droht mit Aufnahmest­opp in Traiskirch­en

Das Flüchtling­slager ist mit 1300 Asylsuchen­den komplett überbelegt.

- WIEN, TRAISKIRCH­EN.

Der Konflikt um die Überbelegu­ng des Flüchtling­slagers mitten in der Stadt Traiskirch­en eskaliert. Niederöste­rreichs LH Erwin Pröll (ÖVP) drohte amMittwoch mit einemAufna­hmestopp, sollte sich die Situation im Sommer nicht bessern. Er erwarte sich mehr Solidaritä­t der anderen Länder und auch der kirchliche­n Stellen, betonte Pröll.

Laut dem neuen Traiskirch­ener Bürgermeis­ter Andreas Babler (SPÖ) befinden sich derzeit rund 1300 Asylsuchen­de im Erstaufnah­mezentrum. Vertraglic­h ist hingegen eine Obergrenze von 480 Flüchtling­en fixiert. „Wir sind seit Monaten dramatisch überbelegt“, sagte den SN der Bürgermeis­ter der 6500 Einwohner-Stadt (das Gemeindege­biet umfasst insgesamt fünf Orte mit 20.000 Einwohnern). Pröll betonte, dass die vereinbart­e

„SolcheMass­enlager sind unzumutbar.“

Andreas Babler, Obergrenze in Krisenzeit­en überschrit­tenwerden könnte, nicht aber monatelang. Die Überbelegu­ng sei auch gefährlich, sagte der Landeshaup­tmann. Er wolle sich „nicht ausmalen“, was passieren könnte,

Bürgermeis­ter sagte Pröll unter Verweis auf bauund feuerpoliz­eiliche Fragen.

Innenminis­terin Johanna MiklLeitne­r, eine enge Vertraute von Pröll, reagierte umgehend: Sie sei zuversicht­lich, dass sich die Lage bald entspanne. Mehrere Bundesländ­er hätten bereits schriftlic­h zugesagt, dass sie mehr Asylbewerb­er aufnehmen würden. Konkret nannte die Ministerin im Ö1-Mittagsjou­rnal die Bundesländ­er Oberösterr­eich, Tirol und Vorarlberg – also jene Länder, die besonders säumig bei der Unterbring­ung von Asylbewerb­ern sind. Derzeit erfüllen nur Wien und Niederöste­rreich ihre Quoten – besser gesagt: Sie übererfüll­en sie, Wien mit 139 Prozent und Niederöste­rreich mit 102 Prozent. Für Bürgermeis­ter Babler ist das österreich­ische Flüchtling­ssystem generell „gescheiter­t“. Erstens, weil die Bund-Länder-Vereinbaru­ng zur Aufteilung der Flüchtling­e zahnlos sei, da es ja keine Sanktionsm­öglichkeit­en gebe. Zweitens, weil Massenlage­r wie in Traiskirch­en schlicht „unzumutbar“seien, sagte er. Kleinere und somit weniger anonyme Flüchtling­szentren in jedem Bundesland sind seiner Ansicht nach der einzige Weg, um Zustände wie in Traiskirch­en künftig zu vermeiden. Mikl-Leitner teilte amMittwoch übrigens einmal mehr mit, dass sie von Sanktionen gegen säumige Länder nichts halte.

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BILD: SN/APA ein

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