Der langeWeg zum Adoptivkind Für homosexuelle Paare wäre es schwierig, ein Kind zu adoptieren.
Österreich diskutiert, ob gleichgeschlechtliche Paare Kinder adoptieren dürfen. Derzeit ist das nicht möglich. Aber auch nach einer Gesetzesänderung würde es nur wenige gleichgeschlechtliche Paare geben, die ein Kind adoptieren können. Der simple Grund: In Österreich gibt es nur wenige Mädchen und Buben, die von ihren Eltern zurAdoption freigegeben werden. Laut einer Statistik des Justizministeriums wurden im Jahr 2013 lediglich 319 Kinder adoptiert, davon stammten 266 aus Österreich. Die Zahl der Paare, die ein Adoptivkind haben möchten, sei viel höher, teilte Familienministerin Sophie Karmasin in einer parlamentarischen Anfragebeantwortung mit. Laut Experten kommen auf ein Adoptivkind etwa zehn adoptionswillige Paare. Dies sei in ganz Europa ähnlich. Je reicher eineGesellschaft, desto weniger Grund hätten Eltern, ihre Kinder wegzugeben, sagte die Ministerin. In Österreich dauert es zumindest zwei bis drei Jahre, bis adoptionswillige Paare ein Kind bekommen.
Die Kriterien, um in Österreich ein Kind adoptieren zu können, sind streng. Laut Gesetzmüssen die Eltern mindestens 25 Jahre alt sein und zumindest 16 Jahre älter als das Kind. Ehepaare werden bevorzugt. Sind die Paare nicht verheiratet, müssen beide Elternteile einer Adoption zustimmen. Auch Einzelpersonen können ein Kind annehmen. Eine Voraussetzung für eine Adoption ist die Aussicht, dass sich zwischen Eltern und Kind eine Beziehung entwickelt, die dem Verhältnis zwischen leiblichen Eltern und Kindern entspricht. Dazu müssen die sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Bedingungen der Eltern stimmen.
Ganz anders sieht es aus, wenn es umPflegekinder geht. Derzeit leben in Österreich 11.000 Mädchen und Buben bei Pflegefamilien. Das sind speziell Kinder, die in ihren eigenen Familien vorübergehend nicht bleiben können, weil sie vernachlässigt oder misshandelt wurden. Der Bedarf an Pflegefamilien ist viel höher als das Angebot. Das Familienministerium will Kinder, die zu Hause Schwierigkeiten haben, lieber in Pflegefamilien betreuen lassen als in sozialpädagogischen Einrichtungen. Ein Hauptgrund für die Scheu, ein Pflegekind aufzunehmen, dürfte die Unsicherheit sein, wie lange das Kind bleibt. Sobald die echten Eltern mit Hilfe des Jugendamtes ihr Kind wieder betreuen können, muss es zurück. Experten sagen, dass viele Familien es scheuen, zuerst eine Beziehung zu einem Kind aufzubauen und es dann wieder abgeben zumüssen.