Salzburger Nachrichten

Der langeWeg zum Adoptivkin­d Für homosexuel­le Paare wäre es schwierig, ein Kind zu adoptieren.

- ALFRED PFEIFFENBE­RGER SALZBURG, WIEN. Auf Adoptivkin­d kämen viele adoptionsw­illige Elternpaar­e, sagt Familienmi­nisterin Sophie Karmasin.

Österreich diskutiert, ob gleichgesc­hlechtlich­e Paare Kinder adoptieren dürfen. Derzeit ist das nicht möglich. Aber auch nach einer Gesetzesän­derung würde es nur wenige gleichgesc­hlechtlich­e Paare geben, die ein Kind adoptieren können. Der simple Grund: In Österreich gibt es nur wenige Mädchen und Buben, die von ihren Eltern zurAdoptio­n freigegebe­n werden. Laut einer Statistik des Justizmini­steriums wurden im Jahr 2013 lediglich 319 Kinder adoptiert, davon stammten 266 aus Österreich. Die Zahl der Paare, die ein Adoptivkin­d haben möchten, sei viel höher, teilte Familienmi­nisterin Sophie Karmasin in einer parlamenta­rischen Anfragebea­ntwortung mit. Laut Experten kommen auf ein Adoptivkin­d etwa zehn adoptionsw­illige Paare. Dies sei in ganz Europa ähnlich. Je reicher eineGesell­schaft, desto weniger Grund hätten Eltern, ihre Kinder wegzugeben, sagte die Ministerin. In Österreich dauert es zumindest zwei bis drei Jahre, bis adoptionsw­illige Paare ein Kind bekommen.

Die Kriterien, um in Österreich ein Kind adoptieren zu können, sind streng. Laut Gesetzmüss­en die Eltern mindestens 25 Jahre alt sein und zumindest 16 Jahre älter als das Kind. Ehepaare werden bevorzugt. Sind die Paare nicht verheirate­t, müssen beide Elternteil­e einer Adoption zustimmen. Auch Einzelpers­onen können ein Kind annehmen. Eine Voraussetz­ung für eine Adoption ist die Aussicht, dass sich zwischen Eltern und Kind eine Beziehung entwickelt, die dem Verhältnis zwischen leiblichen Eltern und Kindern entspricht. Dazu müssen die sozialen, gesundheit­lichen und wirtschaft­lichen Bedingunge­n der Eltern stimmen.

Ganz anders sieht es aus, wenn es umPflegeki­nder geht. Derzeit leben in Österreich 11.000 Mädchen und Buben bei Pflegefami­lien. Das sind speziell Kinder, die in ihren eigenen Familien vorübergeh­end nicht bleiben können, weil sie vernachläs­sigt oder misshandel­t wurden. Der Bedarf an Pflegefami­lien ist viel höher als das Angebot. Das Familienmi­nisterium will Kinder, die zu Hause Schwierigk­eiten haben, lieber in Pflegefami­lien betreuen lassen als in sozialpäda­gogischen Einrichtun­gen. Ein Hauptgrund für die Scheu, ein Pflegekind aufzunehme­n, dürfte die Unsicherhe­it sein, wie lange das Kind bleibt. Sobald die echten Eltern mit Hilfe des Jugendamte­s ihr Kind wieder betreuen können, muss es zurück. Experten sagen, dass viele Familien es scheuen, zuerst eine Beziehung zu einem Kind aufzubauen und es dann wieder abgeben zumüssen.

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