DasHandy macht den Urlaub teuer
Die Kosten für Telefonate im EU-Ausland sinken pünktlich zur Urlaubssaison. Doch Roaming kann nach wie vor teuer werden. Worauf man achten muss, um nicht in die Kostenfalle zu tappen.
BRÜSSEL. Dieser Fall ist der Salzburger Konsumentenberatung besonders in Erinnerung geblieben: Die Betreuerin eines Weltcup-Skifahrers sah sich einen Trainingslauf auf ihrem Handy an. Das Problem: Die Frau war in der Schweiz, Datenroaming wurde fällig – und zwar in enormer Höhe: „Die Betreuerin hat für den Livestream 12.000 Euro in Rechnung gestellt bekommen“, erläutert Christian Obermoser, Konsumentenschützer bei der Arbeiterkammer Salzburg. „Vor allem außerhalb der EU kostet ein Megabyte, das man via Handy versurft, schnell 15 Euro. Und ein Streamverbraucht HunderteMegabyte.“
Zumindest innerhalb der Union sinken die Telefonspesen. Ab 1. Juli kostet Aktiv-Roaming, also Telefonate, die man im Ausland führt, 23 Cent. Für einen eingehenden Anruf (Passiv-Roaming) zahlt man 6 Cent, für ein SMS 7 Cent. Und auch ein Megabyte kostet nur noch 24 Cent. Kleinvieh macht aber Mist: „Es gibt immer wieder Beschwerden über Roamingkosten“, sagt Obermoser.
Doch wann „roamt“man eigentlich? Dann, wenn man es bewusst macht: „Wenn ich einen Salzburger Freund anrufe, der gerade in Italien ist, zahlt er die Roamingkosten. Ich muss ja nicht wissen, dass er in Italien ist – er aber sehr wohl.“
Besonders ins Gewicht fällt das Datenroaming: „Nicht jeder weiß, dass sein Smartphone auch dann online ist, wenn man nicht surft.“Das Handy holt sich immer wieder Daten, etwa um Anwendungen zu aktualisieren. Solche Kosten können umgangen werden, wenn über die Portale der Netzanbieter oder auf dem Smartphone die „Mobilen Datendienste“deaktiviert werden.
Immerhin müssen die Betreiber ihre Kunden per SMS oder direkt im Browser warnen, wenn sie im Ausland um mehr als 60 Euro gesurft haben. Diese Grenze kann jedoch deaktiviert werden. Bei der A1Tochter Bob wurde sogar dazu aufgefordert, das Limit zu erhöhen. Nach SN-Anfrage wurde die entsprechende Passage auf der Homepage aber umgehend entfernt. Firmenkunden müssen zudem besonders achtsam sein: Bei Businessverträgen ist die 60-Euro-Sperre nicht vorgesehen. „Da sind Rechnungen über Tausende Euro also nochmöglich“, sagt Obermoser.
Um die Kosten zu senken, empfiehlt die AK, entweder ein einmali- ges Roaming-Paket zu kaufen oder auf eine ausländische Wertkarte umzusteigen. Zudem sollte man seine Sprachbox deaktivieren: „Wenn einem jemand im Ausland auf die Mailbox quatscht, zahlt man“, erläutert Obermoser.
Nicht EU-weit geregelt sind indes die Preise für Auslandstelefonate, die man im Heimatland führt. Die Folgen sind kurios: „Wenn ich von Salzburg aus eine deutsche Nummer anrufe, zahle ich rund 70 Cent pro Minute. Wenn ich aber nach Freilassing fahre und dort dieselbe Nummer aufmeinem Handywähle, kostet mich das nur 23 Cent. Und das obwohl ich im Ausland bin.“
Schon im Dezember 2015 könnte Roaming im EU-Raum gänzlich fallen – was jedoch nicht nur positive Folgen habenmuss. Die heimischen Netzbetreiber warnen unisono davor, dass die günstigen Mobilfunkpreise in Österreich dann nicht mehr zu halten seien. „3“-Sprecher Tom Tesch: „Der österreichische Konsument könnte die Zeche für eine Anpassung der Preise an das höhere Niveau in Europa zahlen.“AKKonsumentenberater Obermoser ergänzt: „Wenn Roaming fällt, profitieren jene, die viel reisen. Jene, die nur in Österreich telefonieren, zahlen wahrscheinlich drauf.“