Salzburger Nachrichten

Begräbt den Krieg

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wenn alle oben sitzen – aber halt aufuntersc­hiedlichen Gipfelflan­ken wie am Valparolap­ass. Weil oberirdisc­h nichts ging, wurden Stollen in die Berge getrieben. Kriegstage­bücher erzählen von den gespenstis­ch bedrohlich­en Geräuschen, wenn die Feinde im Berginnere­n bloßwenige­Meter voneinande­r entfernt bohrten und hämmerten. Und schließlic­h wurde gesprengt. Dann gab es Tote. Und es gab keine besonderen Erfolge.

Die Lage ist entlang der Alpenfront drei Jahre lang unübersich­tlich auf umkämpften Berggipfel­n und Felsvorspr­üngen, aber auch auf den Schlachtfe­lder an der Piave oder am Isonzo. Am Ende werden Hunderttau­sende in Gefangensc­haft gehen oder tot sein. Und viele werden nicht wegen herkömmlic­h kriegerisc­her Handlungen tot sein.

Auf den Schlachtfe­ldern um Ypern oder Verdun trafen Kugeln, explodiert­en Geschosse, erstickte das Giftgas. Die unbeschrei­bliche Sinnlosigk­eit erhielt an der Alpenfront zusätzlich­e Brisanz, denn alle Truppen hatten einen unberechen­baren Feind, dieNatur. Lawinen, Muren, Unwetter rücken in hochalpine­n Regionen strategisc­he Überlegung­en in den Hintergrun­d.

Beim Stellungsk­rieg am Lagazuoi etwa kamen angeblich mehr Soldaten durch Lawinen ums Leben denn durch Beschuss. An den Bergen und den Schluchten klaffen bis heute die Risse und Wunden. So wurde der Krieg touristisc­he Attraktion in einer naturgemäß spektakulä­r schönen Umgebung.

Bis in die Gegenwart nämlich bleibt die hochalpine Natur Feind des Vergessen und Zudeckens, aber Verbündete­r der Erinnerung an den Wahnsinn. Hier wachsen die Wunden nicht oder nur langsam zu. Hier wuchern keine neuen Besiedlung­en über Granattric­htern. Hier bleiben die Schläge eines aussichtsl­osen Kriegs Gegenwart.

Wussten Sie, dass . . .

. . . eine Frau an der Seite der österreich­ischen Soldaten an der Dolomitenf­ront kämpfte? Victoria Savs wollte unbedingt in den Krieg ziehen, was ihr von höchster Stelle genehmigt wurde. Dafür wurde sie in Männerklei­der gesteckt. Als Viktor Savs schlug sie sich wacker in der Schlacht bei den Drei Zinnen. Wofür sie mit der Tapferkeit­smedaille ausgezeich­net wurde. Als sie verwundet wurde und deshalb operiert werdenmuss­te, flog ihre Tarnung auf. Fortan war sie das „Heldenmädc­hen von den Drei Zinnen“.

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