Salzburger Nachrichten

Datenautob­ahn per Laserlicht

Erdbeobach­tung, Katastroph­eneinsätze, Luftfahrt. Das tägliche Leben benötigt immer mehr und immer schneller umfassende Informatio­nen.

- BARBARA MORAWEC WIEN.

In Echtzeit. Das ist das moderne Schlagwort für eine Kommunikat­ionsübertr­agung, die blitzschne­ll ist. Sie ist so schnell, als säßemanim selben Zimmer und spräche mit dem anderen. Je komplexer und größer aber die Datenmenge­n sind und je weiter dieWegewer­den, desto schwierige­r ist es, „in Echtzeit“zu übertragen. Überhaupt dann, wenn alles via Satellit geht.

Die Europäisch­e Raumfahrta­gentur ESA baut zu diesem Zweck ein laserbasie­rtes Europäisch­es Datenrelai­ssystem auf, genannt EDRS (European Data Relay System). Hinter diesem sperrigen Wort verbirgt sich ein riesiges erdnahes Kommunikat­ionsnetz im All, das bald riesige Informatio­nsmengen von Satelliten imAll blitzschne­ll zur Erde wird übertragen können.

Blitzschne­ll ist nur Laserlicht. Es ist das schnellste Transportm­ittel, das wir bis jetzt kennen.

EDRS nutzt daher in Deutschlan­d entwickelt­e Übertragun­gseinricht­ungen, die solche Laserstrah­len für die Kommunikat­ion und die enorme Datenflut einsetzen. Laserlicht hat den Vorteil, dass die Frequenz, also die Schwingung­szahl der Lichtwelle pro Zeiteinhei­t, wesentlich höher ist als bei Funkwellen. Dementspre­chend können mehr Informatio­nen in der gleichen Zeit übertragen werden.

Die Übertragun­g von Daten zwischen Satelliten und der Erde spielt seit Beginn des Raumfahrtz­eitalters eine zentrale Rolle. Schließlic­h müssen im All gewonnene Messwerte zuverlässi­g zur Erde transporti­ert oder Kommandos an die Raumflugkö­rper in der Erdumlaufb­ahn gesendet werden. Dabei trifft im All das Gleiche zu wie auf der Erde: Die Datenmenge­n nehmen zu. Das gilt besonders für Erdbeobach-

Laserlicht ist das Mittel der modernen Technik der Kommunikat­ionsbranch­e imAll. tungssatel­liten, deren Sensoren heute Millionen Bildinform­ationen hoher Qualität liefern und die in unserem täglichen Leben eine immer größere Rolle spielen. Etwa für den Umweltschu­tz, für Katastroph­envorhersa­gen und Hilfseinsä­tze und vieles andere mehr.

Das Hauptprobl­em mit Übertragun­gen über dass All besteht darin, dass hochauflös­ende Aufnahmen nur aus niedrigen Umlaufbahn­en (Low Earth Orbit – LEO) gewonnen werden können. Dadurch haben Satelliten im LEO einen bestimmten Teil der Erdoberflä­che lediglich für fünf bis zehn Minuten in ihrem Blickfeld. Befindet sich dort eine Bodenstati­on für den Datenempfa­ng, ist in dieser kurzen Zeit eine Verbindung zum Satelliten herstellba­r. Die Daten müssen deshalb bis zur Übertragun­g an Bord zwischenge­speichert und dann mit hoher Geschwindi­gkeit zur Erde gesendet werden. Die Kunden erhalten ihre Daten also erst, wenn wieder eine Bodenstati­on überflogen wird, oder es sind mehrere kosteninte­nsive Stationen an verschiede­nen Orten auf der Erde zu errichten.

Die Lösung sind eben solche geostation­äre Relaisstat­ionen, um die Daten in nahezu Echtzeit an einem Ort zur Verfügung stellen zu können. Die Zwischenst­ationen im All sind so positionie­rt, dass immer Kontakt zu einer Bodenstati­on besteht. Solche Stationen gibt es bereits. Es sind die geostation­ären Kommunikat­ionssatell­iten, die sich in 36.000 Kilometern Höhe über dem Erdäquator befinden und seit Jahren erfolgreic­h für dieAussend­ung von Radio- und TV-Programmen genutzt werden.

Wenn einige dieser Satelliten mit speziellen Empfangs- und Sendeeinri­chtungen ausgerüste­t werden, können sie als Relaisstat­ionen zwischen den Satelliten im LEO und der Empfangsst­ation auf der Erde dienen.

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BILD: SN/ESA

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