Samaras befeuert den Traum
Mit einem fragwürdigen Elfmeter in der Nachspielzeit schoss Giorgios Samaras Griechenland in das Achtelfinale. „Ich wollte nur etwas Glück geben“, meinte er zurückhaltend.
Während die griechischen Spieler im Stadion von Fortaleza noch die dramatischen Szenen analysiert haben, rasteten im fast 8000 Kilometer entfernten Athen ihre Landsleute bereits völlig aus. Zehntausende strömten auf die Straßen, formierten sich zu Autokorsos oder tanzten singend und jubelnd durch die Nacht. TV- und Radiosender unterbrachen ihr Programm, um vom „historischen Sieg“zu berichten. „Griechenland schreibt weiter Geschichte!“, hieß es vom Nachrichtensender Skai. „Wir erleben einen neuen Traum“, urteilte „Eleftherotypia“und sprach von der „bei Weitem besten Leistung seit 2004“. Und sogar Regierungschef Antonis Samaras beglückwünschte die Mannschaft per Telegramm: „Gratulation! Ihr habt uns alle glücklich gemacht. Viel Glück!“
Ein wenig Fortune brauchten die Griechen zwar auch, um die Gruppe C in Brasilien auf Rang zwei abzuschließen. Denn Kolumbien erledigte im Parallelspiel seine Aufgabe und schickte Japan 4:1 nach Hause. Da aber Wilfried Bony die Führung durch Andreas Samaris nach 74 Minuten ausgeglichen hatte, sah es noch in der Nachspielzeit nach einem 1:1 aus. Damit wäre der Elfenbeinküste der zweite Platz sicher gewesen.
Dann aber fiel Giorgios Samaras im Strafraum, Schiedsrichter Carlos Vera aus Ecuador pfiff, und der langjährige Profi von Celtic Glasgowschritt selbst zum Elfmeterpunkt. „Ich habe nichts gedacht, sondern nur versucht, den Ball ins Netz zu schießen und unseren Leuten etwas Glück zu geben“, berichtete Samaras. „Ich bin so stolz auf unser Team. Wir hatten auch vor meinem Tor schon große Chancen, aber Latte und Pfosten waren dagegen“, sagte der Stürmer, dessen Vertrag bei den Schotten nicht verlängert wurde. Mitspieler Sokratis hatte volles Vertrauen in den Schützen: „Ich war mir sicher, dass Samaras den reinmacht. Aber ich hatte auch ein bisschen Stress, wie alle Spieler.“
Danach aber wurde gefeiert. Fußballgrößen wie Spanien, Italien oder England schon k. o., aber „Su- per-Griechenland“(„Goal“) bei der WM weiter dabei – da wollte sogar Trainer Santos über die Stränge schlagen: „Ich habe schon zwei geraucht. Und ichwerde ein oder zwei Bier trinken. Aber ich kann auch drei oder vier trinken.“
In der Elfenbeinküste war man nach dem Ausscheiden in der letztenMinute sprachlos. DieMedien in der Elfenbeinküste geben Trainer Sabri Lamouchi und Schiedsrichter Carlos Vera die Schuld am Vorrunden-Aus ihrer Mannschaft bei der Fußball-WM. „Ein Bankraub am helllichten Tag“, „Lamouchi verpasst die Qualifikation und rennt weg“, schrieb „Nouveau Courier“. Die Zeitung wirft dem Coach eine schlechte „Strategie und taktische Wahl“vor, „die mehr mit Improvisation als gewissenhafter Planung zu tun hatte“. Lamouchi hatte bereits unmittelbar nach der 1:2-Niederlage gegen Griechenland seinen Abschied erklärt. „Meine Geschichte mit der Elfenbeinküste wird heute leider enden. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, dieses Land zu repräsentieren“, sagte der Franzose. „Ich trete nicht zurück, mein Vertrag endet. Wenn du weder den Afrika-Cup gewinnst noch die WM, dann ist das logisch.“