Salzburger Nachrichten

EineMänner­freundscha­ft ruht

USA gegen Deutschlan­d ist das Trainerdue­ll der Freunde Jürgen Klinsmann gegen Joachim Löw. Ein Remis reicht beiden Teams zum Aufstieg, aber davon will keiner etwas wissen.

- Zusammen hatten Jürgen Klinsmann und Joachim Löw (r.) für das deutsche Sommermärc­hen 2006mit Platz drei bei der Heim-WM gesorgt. ALEXANDER BISCHOF

RECIFE. Na gut, schauen wir einmal. So würde es Deutschlan­ds Fußballkai­ser Franz Beckenbaue­r ausdrücken. Im „Endspiel“zwischen den USA und Deutschlan­d könnten beide Teams mit einemUnent­schieden nämlich bestens leben. Dann wäre Deutschlan­d wie erwartet Gruppensie­ger und die USA hätten als Zweiter unerwartet den Aufstieg in das Achtelfina­le erreicht.

Was für eine Konstellat­ion! Nach dem packenden Kampf gegen Ghana folgt für Deutschlan­d jetzt das ganz besondere Spiel gegen Jürgen Klinsmann und sein US-Team. Klinsmann gegen Joachim Löw: Es kommt zum außergewöh­nlichen Duell der Freunde, die von 2004 bis 2006 gemeinsam für den DFB gearbeitet haben.

Bei der WM 2006 hatten Klinsmann und Löw als Trainerduo der Deutschen gezeigt, welche Qualitäten sie besitzen. Heute, Donnerstag, wird diese Männerfreu­ndschaft für neunzig Minuten ruhen – aus echten Kumpels werden Rivalen. Denn dass beide Mannschaft­en auf ein Remis spielen werden, davon will logischerw­eise keiner etwas wissen. Aber was passiert, steht es zum Beispiel eine Viertelstu­nde vor Schluss unentschie­den? Kommt es dann zum Nichtangri­ffspakt wie bei derWM1982, als sich Österreich und Deutschlan­d schon kurz nach der Pause auf den 1:0-Sieg der Deutschen „geeinigt“hatten, der beiden den Aufstieg in die nächste Runde ermöglicht­e? Deutschlan­ds Innenverte­idiger Mats Hummels drückte es launisch aus: „Sollte es kurz vor Schluss unentschie­den stehen, dann werde ich sicher nicht in ein Dribbling gegen vier US-Boys gehen, vielleicht nur gegen zwei.“

Deutschlan­d 2006, das war dank Klinsmann und Löw ein Sommermärc­hen. Jürgen und Jogi haben sich damals unglaublic­h gut ergänzt. Joachim Löw sieht das Duell mit seinem engen Weggefährt­en und Vorgänger im letzten WMGruppens­piel gegen die USA auch nur als einen Randaspekt. „Wir spielen jetzt gegeneinan­der. Das ist natürlich ein Geschäft. Da geht es umerfolgre­ich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundscha­ft“, erklärte Löw. Viel zu verlieren haben eigentlich nur die USA. Denn sollten die Deutschen, die sich wegen ihres guten Torverhält­nisses wahrschein­lich sogar eine knappe Niederlage leisten könnten, gewinnen, dann beginnt bei Klinsmann das große Zittern.

2006 überzeugte Klinsmann als Antreiber und Motivator. Löw, der auch heute wieder auf den zuletzt kritisiert­en Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld setzen will, rückte in den Vordergrun­d, wenn es darum ging, fußballeri­sche und taktische Dinge der Mannschaft zu vermitteln. Heute sind beide in beiden Rollen gefragt – als Motivator wie als Fachmann. Wie ähnlich sich beide sind, zeigen auch die Slogans, die für die WM ausgegeben wurden. „Eine Nation, ein Traum“lautet das US-Motto. Und auf dem Bus der Deutschen steht zu lesen: „Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum.“In Erfüllung kann er nur für einen der beiden Freunde und Rivalen gehen.

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BILD: SN/SCHAADFOTO

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