EineMännerfreundschaft ruht
USA gegen Deutschland ist das Trainerduell der Freunde Jürgen Klinsmann gegen Joachim Löw. Ein Remis reicht beiden Teams zum Aufstieg, aber davon will keiner etwas wissen.
RECIFE. Na gut, schauen wir einmal. So würde es Deutschlands Fußballkaiser Franz Beckenbauer ausdrücken. Im „Endspiel“zwischen den USA und Deutschland könnten beide Teams mit einemUnentschieden nämlich bestens leben. Dann wäre Deutschland wie erwartet Gruppensieger und die USA hätten als Zweiter unerwartet den Aufstieg in das Achtelfinale erreicht.
Was für eine Konstellation! Nach dem packenden Kampf gegen Ghana folgt für Deutschland jetzt das ganz besondere Spiel gegen Jürgen Klinsmann und sein US-Team. Klinsmann gegen Joachim Löw: Es kommt zum außergewöhnlichen Duell der Freunde, die von 2004 bis 2006 gemeinsam für den DFB gearbeitet haben.
Bei der WM 2006 hatten Klinsmann und Löw als Trainerduo der Deutschen gezeigt, welche Qualitäten sie besitzen. Heute, Donnerstag, wird diese Männerfreundschaft für neunzig Minuten ruhen – aus echten Kumpels werden Rivalen. Denn dass beide Mannschaften auf ein Remis spielen werden, davon will logischerweise keiner etwas wissen. Aber was passiert, steht es zum Beispiel eine Viertelstunde vor Schluss unentschieden? Kommt es dann zum Nichtangriffspakt wie bei derWM1982, als sich Österreich und Deutschland schon kurz nach der Pause auf den 1:0-Sieg der Deutschen „geeinigt“hatten, der beiden den Aufstieg in die nächste Runde ermöglichte? Deutschlands Innenverteidiger Mats Hummels drückte es launisch aus: „Sollte es kurz vor Schluss unentschieden stehen, dann werde ich sicher nicht in ein Dribbling gegen vier US-Boys gehen, vielleicht nur gegen zwei.“
Deutschland 2006, das war dank Klinsmann und Löw ein Sommermärchen. Jürgen und Jogi haben sich damals unglaublich gut ergänzt. Joachim Löw sieht das Duell mit seinem engen Weggefährten und Vorgänger im letzten WMGruppenspiel gegen die USA auch nur als einen Randaspekt. „Wir spielen jetzt gegeneinander. Das ist natürlich ein Geschäft. Da geht es umerfolgreich sein oder auch nicht. Da ruht diese Freundschaft“, erklärte Löw. Viel zu verlieren haben eigentlich nur die USA. Denn sollten die Deutschen, die sich wegen ihres guten Torverhältnisses wahrscheinlich sogar eine knappe Niederlage leisten könnten, gewinnen, dann beginnt bei Klinsmann das große Zittern.
2006 überzeugte Klinsmann als Antreiber und Motivator. Löw, der auch heute wieder auf den zuletzt kritisierten Philipp Lahm im zentralen Mittelfeld setzen will, rückte in den Vordergrund, wenn es darum ging, fußballerische und taktische Dinge der Mannschaft zu vermitteln. Heute sind beide in beiden Rollen gefragt – als Motivator wie als Fachmann. Wie ähnlich sich beide sind, zeigen auch die Slogans, die für die WM ausgegeben wurden. „Eine Nation, ein Traum“lautet das US-Motto. Und auf dem Bus der Deutschen steht zu lesen: „Ein Land, eine Mannschaft, ein Traum.“In Erfüllung kann er nur für einen der beiden Freunde und Rivalen gehen.