Freigänger stahl Skulpturen
Ein Strafgefangener mit Liebe zu Kunst und Architektur baute sich zu Hause eine eigene Ausstellung. Doch eine Polizistin kam ihm auf die Spur.
Der Dieb schlug während der Kunst- und Antiquitätenmesse amOstermontag in der Salzburger Residenz zu: Unbemerkt von den zahlreichen Besuchern und Ausstellern gelang es ihm, eine rund 25 Zentimeter große und zwei Kilogramm schwere Bronzeskulptur eines Welser Ausstellers zu entwenden. Der Wert des Stückes: rund 8000 Euro.
Wenig später begannen Polizeibeamte, die Videobänder der
„ Eine Kollegin hat den Dieb auf dem Video identifizieren können.“
Überwachungskameras zu sichten – und hatten Erfolg. „Einer Kollegin der Polizeiinspektion Rathaus ist ein verdächtiger Mann aufgefallen. Dieser hatte die Ausstellungsräume mit einer auffälligen Jacke bekleidet betreten, beim Verlassen hatte er die Jacke um den Arm gelegt“, sagte Christian Voggenberger vom Landeskriminalamt. Auch das Gesicht des vorerst unbekannten Mannes kam der Polizistin bekannt vor. Sie begann zu recherchieren und stellte fest, dass der
Skulpturen, die ausGalerien gestohlen wurden. Im Bild Oberstleutnant ChristianVoggenberger. Verdächtige derzeit eine Gefängnisstrafe in Salzburg verbüßen muss. Ein Rückruf bei der Justizwache ergab bald Klarheit: Der Mann hatte am Ostermontag einen Freigang. Dann stellte sich heraus, dass die Jacke mit einer aufgedruckten amerikanischen Flagge dem Gefängnisinsassen gehört. Wenig später gestand der Verdächtige den Diebstahl.
Das Beutestück hatte der 50Jährige nach Polizeidarstellung nach dem Diebstahl in die Wohnung, die er sich mit seiner Mutter teilt, gebracht. Er stellte sie zu fünf weiteren Skulpturen, die er seit dem Jahr 2009 aus verschiedenen Salzburger Galerien gestohlen hatte. Seine Vorgehensweisewar offenbar immer dieselbe: Mit einer Jacke hatte er in unbeobachteten Momenten die Skulpturen abgedeckt und dann über einer Schulter oder einem Arm nach Hause getragen.
Das Besondere an dem Fall ist jedoch: Für die Kunstobjekte hatte der gelernte Schlosser einen Steinsockel sowie ein besonders aufwendiges Regal gebaut. Die Vorlage will er aus einem Societymagazin entnommen haben. „Der Mann ist handwerklich offensichtlich sehr geschickt“, sagte ein Polizeibeamter, der über die moderne Einrichtung verwundertwar.
Als Tatmotiv nannte der 50Jährige sein großes Interesse an Kunst, Architektur und Innenarchitektur. Die gestohlenen Skulpturen sollten zur Verschönerung seiner modernen Wohnung beitragen. DerWert der gestohlenen und letztlich unbeschädigt sichergestellten Skulpturen beträgt nach Darstellung der Polizei mehr als 52.000 Euro.
Das Diebesgut soll in den kommenden Tagen den bestohlenen Ausstellern sowie Galerien zurückgegeben werden. Auch in diesem Fall musste die Exekutive noch weiter recherchieren, da nicht alle Diebstähle angezeigt worden waren. Warum die Bestohlenen darauf verzichtet hatten, ist noch unbekannt.
Für den 50-Jährigen, der wegen Eigentumsdelikten verurteilt worden war und vom November des Vorjahres bis September 2014 eine Gefängnisstrafe verbüßen muss, wird es in Zukunft wohl keine Freigänge mehr geben.
Vielmehr könnte es zu einer neuerlichen Verurteilung wegen schweren Diebstahls kommen.