Salzburger Nachrichten

So schräg, dass es fast schon normal ist

Stefan Brandtner gibt keine Ruhe: Jetzt wird der Szenewirt im Nonntal sesshaft. Klingt paradox – so ähnlich heißt übrigens auch sein neues Lokal.

- PETER GNAIGER SALZBURG.

Stefan Brandtner hat es geschafft. Jetzt ist er schon wieder in der Zeitung. Wie er das immer hinkriegt? Ganz einfach. Ermacht immer genau das, worüber die Szenewirte wochenlang sprechenwe­rden: Nämlich genau das Gegenteil von dem, was die anderen zurzeit machen. Erfunden hat diese Strategie ja eigentlich Josef Sigl VII. im beschaulic­hen Obertrum. Von dort aus mischt die kleine Bierbrauer-Dynastie (Trumer Bier) seit Jahrzehnte­nden Markt mit der „FünfA-Strategie“auf. Soll heißen: „Alles anders als alle anderen.“

Der Gastronom Brandtner hat diese Strategie auf sein Restaurant­konzeptumg­elegt. Begonnen hat alles damit, dass er die Renovierun­gskosten in seinem Sternerest­aurant Plainlinde nicht mehr tragen wollte. Also führte er in Salzburg das sogenannte Pop-up-Restaurant ein. Zunächst bespielte er drei Monate lang im Gusswerk eine Art urbanes Guerilla-Restaurant namens Brandtner 63 – mit riesigem Erfolg. Kurz darauf übersiedel­te er in das leer stehende Café Glockenspi­el, wo er sein regionales Konzept „Brandtner und seine Leit’“unter dem Beifall des Festspielv­olks umsetzte. Auch hier war der Erfolg enorm. Und erste Nachahmer begannen ihn auch schon zu kopieren. Sein jüngstes Gastspiel gab er im ehemaligen Restaurant Purzelbaum im Nonntal. Er nannte es Mithridat, weil es heißt, dass hier im Mittelalte­r Apotheker und Giftmische­r zugange waren. Brandtner wollte diesmal weit zurück: Hier wurde jedem Gourmet geholfen, der Wert auf gesundes Essen legt und sich speziell für die „SteinzeitD­iät“interessie­rte.

Vor wenigen Wochen begann in der SN-Redaktion bereits täglich das Telefon zu läuten. Journalist­en aus halb Österreich und sogar aus Hamburg und Berlin wollten wissen, was Brandtner denn zu den diesjährig­en Festspiele­n plane. Hier ist die Ant- wort: Das Lokal wird Paradoxon heißen. Es bleibt dort, wo das Mithridatw­ar, also in der Zugallistr­aße. Und der Clou wird sein, dass es keinen roten Faden gibt. „Ein lockerer Treffpunkt, eine offene Anlaufstel­le, ein Ort, in dem auchNeues ausprobier­t wird“, erklärt Brandtner. Aha. So locker war der Gastronom übrigens schon in seinem Sternerest­aurant Plainlinde drauf. Man könnte fast meinen, er sei dort angekommen, wo andere Wirte schon jahrzehnte­lang glücklich sind. Eröffnet wird Mitte Juli.

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BILD: SN/ROBERT RATZER Ein Bild von einem Wirt: Stefan Brandtner.

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