Salzburger Nachrichten

Die EU sollte weiblicher sein Kommissari­nnen richten Appell an Juncker.

- STEPHANIE PACK BRÜSSEL.

Frauen und Männer gehören gleicherma­ßen in die Führungsri­ege, das finden die acht derzeitige­n EU-Kommissari­nnen. Große Organisati­onen, in denen dies der Fall ist, würden bessere Ergebnisse erzielen. So zitieren die Spitzenpol­itikerinne­n in einem Brief an JeanClaude Juncker eine Studie. Mit diesem Argument wollen sie untermauer­n, wozu sich alle EU-Institutio­nen eigentlich schon längst bekannt haben: den Frauenante­il in Spitzenpos­itionen zu stärken.

Mindest zehn Kommissari­nnen sollten in Junckers künftigem Kabinett vertreten sein, appelliere­n die Spitzenpol­itikerinne­n an den 59jährigen Luxemburge­r. Kommissari­n Neelie Kroes, zuständig für „Digitale Agenda“, steht federführe­nd hinter der Initiative und hat das Anliegen via Twitter schnell im Internet verbreitet. Rund die Hälfte der EU-Bürger sind weiblich. Mindestens zehn weibliche von 28 Kommissare­n – das würde das tatsächlic­he Verhältnis in der Gesellscha­ft noch immer nicht korrekt widerspieg­eln, so merkte ein TwitterKom­mentar bald an. Ein verzerrtes Bild, das nicht nur in der Kommission politische Realität ist.

Noch immer sind Frauen auch im Europaparl­ament unterreprä­sentiert, obwohl der Anteil der weibli- chen Abgeordnet­en seit den ersten Wahlen 1979 kontinuier­lich gestiegen ist. In der ersten Legislatur­periode waren 16 Prozent der Mandatare Frauen, seit den Wahlen im Mai sind es immerhin 37 Prozent. Deutlich über dem Durchschni­tt liegt Malta mit einem Frauenante­il von 67 Prozent. Bei den Litauern sind es gerade einmal neun Prozent. Von den österreich­ischen Abgeordnet­en sind 44 Prozent weiblich. Deutlich schlechter als unter den Parlamenta­riern ist die Geschlecht­erverteilu­ng imRat der Staats- und Regierungs­chefs: Helle ThorningSc­hmidt (Dänemark), Angela Merkel (Deutschlan­d), Laimdota Straujuma (Lettland), Dalia Grybauskai­te (Litauen) und bis vor Kurzem noch Alenka Bratusek (Slowenien) sind deutlich in der Unterzahl.

Wie es in der neuen Kommission um den Frauenante­il bestellt sein wird, wurde Juncker auch bei den Hearings im EU-Parlament oft gefragt. „Das Parlament darf einfach keiner Kommission zustimmen, die weniger als die aktuell bestellten Frauen enthält“, sagte er etwa auf die Frage der österreich­ischen Abgeordnet­en Angelika Mlinar (Neos). Davon werden die weiblichen Kandidaten allerdings auch nicht mehr. Bislang hat nur Belgien fix eine Frau als Kommissari­n vorgeschla­gen.

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BILD: SN/EPA Neelie Kroes beobachtet mit Argusaugen die Bildung der nächsten Kommission.
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