Die EU sollte weiblicher sein Kommissarinnen richten Appell an Juncker.
Frauen und Männer gehören gleichermaßen in die Führungsriege, das finden die acht derzeitigen EU-Kommissarinnen. Große Organisationen, in denen dies der Fall ist, würden bessere Ergebnisse erzielen. So zitieren die Spitzenpolitikerinnen in einem Brief an JeanClaude Juncker eine Studie. Mit diesem Argument wollen sie untermauern, wozu sich alle EU-Institutionen eigentlich schon längst bekannt haben: den Frauenanteil in Spitzenpositionen zu stärken.
Mindest zehn Kommissarinnen sollten in Junckers künftigem Kabinett vertreten sein, appellieren die Spitzenpolitikerinnen an den 59jährigen Luxemburger. Kommissarin Neelie Kroes, zuständig für „Digitale Agenda“, steht federführend hinter der Initiative und hat das Anliegen via Twitter schnell im Internet verbreitet. Rund die Hälfte der EU-Bürger sind weiblich. Mindestens zehn weibliche von 28 Kommissaren – das würde das tatsächliche Verhältnis in der Gesellschaft noch immer nicht korrekt widerspiegeln, so merkte ein TwitterKommentar bald an. Ein verzerrtes Bild, das nicht nur in der Kommission politische Realität ist.
Noch immer sind Frauen auch im Europaparlament unterrepräsentiert, obwohl der Anteil der weibli- chen Abgeordneten seit den ersten Wahlen 1979 kontinuierlich gestiegen ist. In der ersten Legislaturperiode waren 16 Prozent der Mandatare Frauen, seit den Wahlen im Mai sind es immerhin 37 Prozent. Deutlich über dem Durchschnitt liegt Malta mit einem Frauenanteil von 67 Prozent. Bei den Litauern sind es gerade einmal neun Prozent. Von den österreichischen Abgeordneten sind 44 Prozent weiblich. Deutlich schlechter als unter den Parlamentariern ist die Geschlechterverteilung imRat der Staats- und Regierungschefs: Helle ThorningSchmidt (Dänemark), Angela Merkel (Deutschland), Laimdota Straujuma (Lettland), Dalia Grybauskaite (Litauen) und bis vor Kurzem noch Alenka Bratusek (Slowenien) sind deutlich in der Unterzahl.
Wie es in der neuen Kommission um den Frauenanteil bestellt sein wird, wurde Juncker auch bei den Hearings im EU-Parlament oft gefragt. „Das Parlament darf einfach keiner Kommission zustimmen, die weniger als die aktuell bestellten Frauen enthält“, sagte er etwa auf die Frage der österreichischen Abgeordneten Angelika Mlinar (Neos). Davon werden die weiblichen Kandidaten allerdings auch nicht mehr. Bislang hat nur Belgien fix eine Frau als Kommissarin vorgeschlagen.