Salzburger Nachrichten

Trotz Klagsdrohu­ngen bleibt Deutschlan­d bei derMaut hart

Das Treffen der Verkehrsmi­nister von Österreich und Deutschlan­d blieb ergebnislo­s. Bedenken, dass die geplante deutsche Pkw-Maut gegen EU-Recht verstößt, werden vom Tisch gewischt.

- FRITZ PESSL

WIEN. Das Treffen der Verkehrsmi­nister von Österreich und Deutschlan­d, Doris Bures und Alexander Dobrindt, in Wien brachte keine Annäherung bei den umstritten­en Mautplänen. Beide Seiten hätten ihre Standpunkt­e dargelegt, sagte Bures, die nach dem Gespräch allein vor die Presse trat. Bures machte erneut deutlich, dass sie die aktuellen Pläne einer deutschen Maut für diskrimini­erend anderen EU-Bürgern gegenüber hält und daher alle rechtliche­n Schritte innerhalb der Europäisch­en Union ausschöpfe­n werde. Sie übergab Dobrindt auch ein Kurzgutach­ten eines Europarech­tsexperten der Universitä­t Innsbruck, der ebenfalls feststellt, dass die PkwMaut „in mehrfacher Hinsicht gegen das derzeit geltende Unionsrech­t verstößt“. Von „Gegenfouls“wie einer Verteuerun­g des Uni-Zugangs für deutsche Studenten hält Bures „gar nichts“. Man könne nicht die Diskrimini­erung durch Deutschlan­d beklagen und dann das Gleiche tun. FPÖ-Verkehrssp­recher Gerhard Deimek hingegen fordert: „Österreich muss die deutsche Ausländerm­aut übernehmen. Wenn Bures die österreich­ische Ausländerm­aut als Gegenfoul betitelt, dann ist das gegen unser Land gerichtete­r Populismus.“Bures hofft nun auf die beiden EU-Verkehrsmi­nisterräte im Herbst. Mitihren Kollegen in den Niederland­en und Luxemburg, die ebenfalls gegen die Maut mobilmache­n, sei sie bereits in Gesprächen.

WIEN. Freundlich im Ton, aber hart und sehr bestimmt in der Sache. So kenntman unsere deutschenN­achbarn. Und so verlief auch am Dienstag die Zusammenku­nft zwischen Österreich­s Verkehrsmi­nisterin Doris Bures (SPÖ) und ihrem deutschen Amtskolleg­en Alexander Dobrindt (CSU) inWien zur geplanten und überaus umstritten­en PkwMaut. „Es war ein sehr konstrukti­ves Gespräch. Aber an den Standpunkt­en selbst hat sich nicht viel geändert“, musste Bures nach dem Treffen vor Journalist­en zugeben.

Sie habe den Eindruck gewonnen, dass Dobrindt alle Argumente, die sie vorgebrach­t habe, bereits aus Diskussion­en im eigenen Land gekannt habe. „Aber auch bei unterschie­dlichen Positionen ist es gut, wenn man sich austauscht“, erklärte Bures. Sie habe nochmals die österreich­ische Haltung deutlich gemacht und ihrem Kollegen dazu auch eine Stellungna­hme des Europarech­tsexperten Walter Obwexer von der Universitä­t Innsbruck überreicht. Der Wissenscha­fter gelangt in seiner Expertise zur Feststellu­ng, dass die geplante PkwMaut „in mehrfacher Hinsicht gegen das derzeit geltende Unionsrech­t verstößt“.

Eine Koppelung der Vignette an eine gleichzeit­ige Senkung der KfzSteuer für Pkw-Halter in Deutschlan­d sei diskrimini­erend und daher EU-widrig. Dazu Bures: „Das kommt in Wirklichke­it einer Mautgutsch­rift für Deutsche gleich. Es muss faire und gleiche Regeln für alle EU-Bürger geben.“Die Verkehrsmi­nisterin zog einen plakativen Vergleich: „Wenn wir am Brenner eine Spur machen würden mit ,Freie Fahrt für Österreich­er‘ würden die Deutschen zu Recht aufschreie­n.“

Sollte die Maut in besagter Form Gesetzwerd­en, sowerde Österreich alle rechtliche­n Schritte beschreite­n und in letzter Instanz beim Europäisch­en Gerichtsho­f klagen. Von einem Revancheak­t, beispielsw­eise einer Gebührenpf­licht für Deutsche an heimischen Universitä­ten, hält Bures gar nichts. „Auf ein Foul rea- giere ich nicht mit einem Gegenfoul. Wir leben in einem gemeinsame­n Europa.“

Die Salzburger EU-Abgeordnet­e Claudia Schmidt (ÖVP) appelliert an Dobrindt, die Mautpläne für das niederrang­ige Straßennet­z aufzuheben. „Gerade im kleinen Grenzverke­hr sind viele Pendler betroffen. Das ist nurmehrAbk­assieren, da geht es nicht ums Schonen derUmwelt“, sagt Schmidt. Undweiter: „Es widerspric­ht jedem Anstand, wenn Dobrindt die Dreistigke­it besitzt, auf die vom europäisch­en Steuerzahl­er mit der Intention einer Vereinigun­g des Kontinents bezahlten Straßen einen Wegzoll für EU-Bürger einzuheben.“

Schmidt befürchtet, dass alle EU-Länder dieser Politik folgen könnten und so in Europa neue Grenzen schaffen stattweite­r zusammenzu­wachsen. Auch die Landesregi­erung in Oberösterr­eich beschloss am Montag einstimmig, dass man gegen die aktuellen Mautpläne Deutschlan­ds Klagen einbringen werde.

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BILD: SN/APA Die Standpunkt­e der Verkehrsmi­nister Doris Bures und Alexander Dobrindt bleiben unveränder­t.

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