Salzburger Nachrichten

Ein Kämpfer gegen den Bildungs-Zement Christoph Badelt tritt als Uni-Rektor ab. Doch er hat noch einiges vor.

- ALEXANDRA PARRAGH WIEN. sich

Die Wirtschaft­suniversit­ät Wien (WU) ohne ihren Rektor Christoph Badelt? Das vermag man sich nach mehr als zwölf Jahren Amtszeit kaum vorzustell­en. Noch dazu, da Badelt erst vor einem Dreivierte­ljahr den WU-Campus im Wiener Prater eröffnet hat.

Trotzdem wird dieWUab Herbst 2015 ohne Badelt auskommenm­üssen. Der Volkswirts­chafter steht für keine vierte Amtsperiod­e als Rektor mehr zur Verfügung, wie er kürzlich verkündete. Dabei ist Badelt nächstes Jahr erst 64 Jahre alt. „Ich habe nicht, vor in Pension zu gehen. Aber ich finde, man soll zum besten Zeitpunkt aufhören. Hier ist soweit alles fertig“, sagte er.

Was den neuen WU-Campus betrifft, stimmt das jedenfalls. Bis Herbst 2015 sollte das Gebäude, das gerade errichtet wird, bezugsfert­ig sein. Doch hat Badelt auch universitä­tspolitisc­h alles erreicht? „Es hat sich, seit ich 2002 als WU-Rektor angetreten bin, alles verändert, was sich verändern kann.“

Und er zählt auf: Die Universitä­ten wurden autonom. Professore­n, Lektoren und Wissenscha­fter sind keine Bundesbeam­te mehr, sondern Angestellt­e. Die Studien wurden auf das Bachelor-Master-System umgestellt, was Lehre und die Forschung internatio­nalisierte.

Trotz dieser Bilanz ist Badelt ein wenig frustriert. Ihn stört, dass die Universitä­ten heute mit den gleichen Problemen kämpfen müssen wie vor zwölf Jahren – zu hohe Studentenz­ahlen und zu wenig Geld. Badelt gibt den Regierungs­parteien die Schuld daran, „weil sie ihre einzementi­erten Positionen in der Bildungspo­litik nicht aufgeben“, meint er. Die ÖVP bekämpfe die gemeinsame Schule der Zehnbis 14-Jährigen genauso vehement wie die SPÖ Zugangsbes­chränkunge­n an den Unis. Daran hätten auch die Neuen Mittelschu­le und Aufnahmste­sts in einzelnen Studienric­htungen nichts geändert. Deshalb hat Badelt vor, sich auch weiterhin zu Wort zu melden – auch wenn er nächstes Jahr wieder einfacher Wissenscha­fter und kein WURektor mehr ist. Er hätte nichts dagegen, über eine „gestalteri­sche Tätigkeit“in der Hochschulp­olitik mitzumisch­en. Nur als möglicher Wissenscha­ftsministe­r, als der Badelt in der Vergangenh­eit immer wieder gehandelt wurde, stehe er nicht zur Verfügung. „Als Minister hat man zu wenig Handlungss­pielraum“, meint er.

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BILD: SN/APA „Alles verändert, was dern kann“: Badelt. verän-

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