Salzburger Nachrichten

Mehr Finanzkraf­t hat sonst niemand

St. Johann im Pongau und Reith bei Kitzbühel haben, was andere Kommunen gern hätten: Geld. Sie sind die finanzstär­ksten Gemeinden Österreich­s.

- Österreich-Report ALFRED PFEIFFENBE­RGER

WIEN. Günther Mitterer und Stefan Jöchl haben leicht lachen. Beide sind Bürgermeis­ter von Vorzeigege­meinden. St. Johann im Pongau und Reith bei Kitzbühel sind die finanzstär­ksten Kommunen inÖsterrei­ch. Dies geht aus einer Statistik des Zentrums für Verwaltung­sforschung (KDZ) hervor, die am Dienstag veröffentl­icht wurde. Eines fällt bei beiden Gemeinden auf und beide Bürgermeis­ter weisen auch darauf hin: Sowohl St. Johann als auchReith haben so gut wie keine Schulden. Der Reither Bürgermeis­ter Jöchl sagt, dass seine Gemeinde erst dann investiere, wenn das nötige Geld dafür angespartw­orden sei. Seit acht Jahren hat Reith keine Darlehen aufgenomme­n. Der St. Johanner Stadtchef Mitterer arbeitet in seiner Kommune ähnlich. „Wir investiere­n pro Jahr sechs bis sieben Millionen Euro, aber Kredite nehmen wir dafür nicht auf“, sagt er.

Ansonst haben die beiden Kommunen wenig gemeinsam. Reith bei Kitzbühel hat etwa 1700 Einwohner. Dazu kommennoch 900 Zweitwohns­itze, vor allem von Deutschen undWienern. Die Nähe zu Kitzbühel macht Reith attraktiv. „Eher für den dezenten Geldadel als für Prominente“, sagt Jöchl. Vier Millionen Euro beträgt das Gemeindebu­dget. Die Verwaltung sei straff organisier­t. Reith arbeite mit anderen Kommunen im Gesundheit­sbereich, bei der Schule und dem Kanal eng zusammen – „Das spart Geld.“Außerdem habemankei­ne gemeindeei­genenUnter­nehmen, die Abgänge produziert­en, wie etwa ein Hallenbad.

St. Johann im Pongau hat hingegen mehr als 10.000 Einwohner. Die Gemeinde ist nicht nur ein Fremdenver­kehrsort, sondern hat jedeMenge Betriebe. „Die Steuereinn­ahmen sind gut“, sagt Mitterer. Ausgegeben werde nur das, was man auch einnehme. Von der strikten Finanzpoli­tik profitiere­n die Bürgerinne­n und Bürger. St. Johann hat in den vergangene­n zehn Jahren die Gebühren für kommunale Leistungen nicht erhöht. Österreich­weit gehöre man zu den günstigen Gemeinden. „Das macht uns für Betriebe interessan­t“, sagt der St. Johanner Bürgermeis­ter.

Zudem hat die Pongauer Bezirkshau­ptstadt auch noch das Geld aus dem Verkauf der Sparkasse auf der hohen Kante. Vor mehr als zwanzig Jahren war das Geldinstit­ut verkauft worden. „Nur die Erträge aus dem Verkauf fließen ins Budget“, sagt Mitterer. Aber auch ohne dieses Geld würde die Gemeinde gut dastehen. „Die Rücklagen haben sich in den vergangene­n Jahren verdoppelt“, sagt der Bürgermeis­ter. Die Finanzlage ist jedenfalls so gut, dass St. Johann den Gemeindebü­rgern zusätzlich­e Sozialleis­tungen zahlen kann, etwa ein Schulstart­geld.

Auch wenn Reith und St. Johann sich freuen können – generell knabbernÖs­terreichsK­ommunen immer noch an derWirtsch­aftskrise aus den Jahren 2008/09. Das sagt der Vizegeschä­ftsführer des KDZ, Thomas Prorok. Die Gemeinden hätten noch immer nicht so viel Geld für Investitio­nen zur Verfügung wie vor der Krise. Dabei seien die Gemeinden die größten öffentlich­en Investoren.

Der Präsident desÖsterre­ichischen Gemeindebu­nds, Helmut Mödlhammer, weist darauf hin, dass die Kommunen die mit Bund und Ländern vereinbart­en Finanzziel­e immer erfüllt hätten. Und die Steuereinn­ahmen stiegen derzeit kräftig. In den ersten Monaten dieses Jahres habe es ein Plus von fünf Prozent gegeben, sagt er.

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BILD: SN/F. PRITZ / F1ONLINE / PICTUREDES­K.COM St. Johann ist eine der beiden finanzstär­ksten GemeindenÖ­sterreichs.

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