Mehr Finanzkraft hat sonst niemand
St. Johann im Pongau und Reith bei Kitzbühel haben, was andere Kommunen gern hätten: Geld. Sie sind die finanzstärksten Gemeinden Österreichs.
WIEN. Günther Mitterer und Stefan Jöchl haben leicht lachen. Beide sind Bürgermeister von Vorzeigegemeinden. St. Johann im Pongau und Reith bei Kitzbühel sind die finanzstärksten Kommunen inÖsterreich. Dies geht aus einer Statistik des Zentrums für Verwaltungsforschung (KDZ) hervor, die am Dienstag veröffentlicht wurde. Eines fällt bei beiden Gemeinden auf und beide Bürgermeister weisen auch darauf hin: Sowohl St. Johann als auchReith haben so gut wie keine Schulden. Der Reither Bürgermeister Jöchl sagt, dass seine Gemeinde erst dann investiere, wenn das nötige Geld dafür angespartworden sei. Seit acht Jahren hat Reith keine Darlehen aufgenommen. Der St. Johanner Stadtchef Mitterer arbeitet in seiner Kommune ähnlich. „Wir investieren pro Jahr sechs bis sieben Millionen Euro, aber Kredite nehmen wir dafür nicht auf“, sagt er.
Ansonst haben die beiden Kommunen wenig gemeinsam. Reith bei Kitzbühel hat etwa 1700 Einwohner. Dazu kommennoch 900 Zweitwohnsitze, vor allem von Deutschen undWienern. Die Nähe zu Kitzbühel macht Reith attraktiv. „Eher für den dezenten Geldadel als für Prominente“, sagt Jöchl. Vier Millionen Euro beträgt das Gemeindebudget. Die Verwaltung sei straff organisiert. Reith arbeite mit anderen Kommunen im Gesundheitsbereich, bei der Schule und dem Kanal eng zusammen – „Das spart Geld.“Außerdem habemankeine gemeindeeigenenUnternehmen, die Abgänge produzierten, wie etwa ein Hallenbad.
St. Johann im Pongau hat hingegen mehr als 10.000 Einwohner. Die Gemeinde ist nicht nur ein Fremdenverkehrsort, sondern hat jedeMenge Betriebe. „Die Steuereinnahmen sind gut“, sagt Mitterer. Ausgegeben werde nur das, was man auch einnehme. Von der strikten Finanzpolitik profitieren die Bürgerinnen und Bürger. St. Johann hat in den vergangenen zehn Jahren die Gebühren für kommunale Leistungen nicht erhöht. Österreichweit gehöre man zu den günstigen Gemeinden. „Das macht uns für Betriebe interessant“, sagt der St. Johanner Bürgermeister.
Zudem hat die Pongauer Bezirkshauptstadt auch noch das Geld aus dem Verkauf der Sparkasse auf der hohen Kante. Vor mehr als zwanzig Jahren war das Geldinstitut verkauft worden. „Nur die Erträge aus dem Verkauf fließen ins Budget“, sagt Mitterer. Aber auch ohne dieses Geld würde die Gemeinde gut dastehen. „Die Rücklagen haben sich in den vergangenen Jahren verdoppelt“, sagt der Bürgermeister. Die Finanzlage ist jedenfalls so gut, dass St. Johann den Gemeindebürgern zusätzliche Sozialleistungen zahlen kann, etwa ein Schulstartgeld.
Auch wenn Reith und St. Johann sich freuen können – generell knabbernÖsterreichsKommunen immer noch an derWirtschaftskrise aus den Jahren 2008/09. Das sagt der Vizegeschäftsführer des KDZ, Thomas Prorok. Die Gemeinden hätten noch immer nicht so viel Geld für Investitionen zur Verfügung wie vor der Krise. Dabei seien die Gemeinden die größten öffentlichen Investoren.
Der Präsident desÖsterreichischen Gemeindebunds, Helmut Mödlhammer, weist darauf hin, dass die Kommunen die mit Bund und Ländern vereinbarten Finanzziele immer erfüllt hätten. Und die Steuereinnahmen stiegen derzeit kräftig. In den ersten Monaten dieses Jahres habe es ein Plus von fünf Prozent gegeben, sagt er.