Salzburger Nachrichten

Häftlinge aufHerberg­ssuche

Das größte Gefängnis Österreich­s wird generalsan­iert. Für die Justiz steht ein Megaprojek­t an, für viele Insassen ein Umzug. Die Frage ist: Wohin? Und wie ist das mit der Sicherheit?

- ANJA KRÖLL WIEN. P. Prechtl, Leiter Vollzugsdi­rektion

Sieben Jahre soll sie dauern: die Generalsan­ierung der Justizanst­alt Josefstadt, des größten Gefängniss­es Österreich­s. Und das bei laufendem Betrieb. Wann welcher Trakt saniert wird, steht bereits fest. Offen bleibt, wohin die Häftlinge während dieser Zeit kommen. Eine Optionwäre das Polizeianh­altezentru­m am Hernalser Gürtel (PAZ). 40 Schubhäftl­inge warten hier aktuell auf ihre Abschiebun­g. Platz würde das PAZ für 200 Personen bieten.

Karl-Heinz Grundböck, Sprecher des Innenminis­teriums: „Ja, es gibt konstrukti­ve Gespräche über eine geteilte Nutzung mit der Justiz während des Umbaus in der Josefstadt. Aber diese wird nur dannmöglic­h sein, wennwir zwei völlig getrennte Bereiche schaffen können. Denn Straftäter haben nichts mit Schubhäftl­ingen zu tun.“

Diese Teilung wäre durchaus möglich. Das PAZ am Hernalser Gürtel erstreckt sich über drei Stockwerke. Wie die SN in Erfahrung bringen konnten, sollen für die Häftlinge aus der Josefstadt zwei davon zur Verfügung gestellt werden. Offen bleiben aber viele andere Punkte.

Laut Plan soll im Sommer 2015 mit dem Umbau des D-Trakts in der Justizanst­alt Josefstadt begonnenwe­rden. Dort sitzen rund 150 Erwachsene, junge Erwachsene und Jugendlich­e. Auch das Lernzentru­m für die Jugendlich­en, in dem sie etwa den Computerfü­hrerschein machen kön-

Von 2015 bis 2022 soll die Justizanst­alt Josefstadt Trakt für Trakt generalsan­iert werden. nen, befindet sich im D-Trakt und wäre dann nicht mehr nutzbar. „Wir werden uns natürlich ganz genau anschauen, welche Häftlinge umziehen können oder in andere Justizanst­alten verlegtwer­denmüssen“, erklärt Peter Prechtl, Leiter der Vollzugsdi­rektion.

„Wir werden uns natürlich ganz genau anschauen, welche Häftlinge umziehen können.“

Denkbar wäre etwa, dass die Jugendlich­en nach Gerasdorf, dem einzigen Jugendgefä­ngnis Österreich­s, kommen. Immer vorausgese­tzt, dass in Gerasdorf zum Zeitpunkt des Umbaus in der Josefstadt nicht alle Zellen voll belegt sind. „Das vorauszusa­gen ist ein Ding der Unmöglichk­eit“, sagt Prechtl.

Eine ähnliche Herausford­erung wartet im A-Trakt, der nach dem DTrakt im Jahr 2016 saniert wird. Hier sind einerseits­Mütter und ihre Kinder untergebra­cht. Sie könnten in die Frauen-Justizanst­alt in die Schwarzau ziehen. Anderersei­ts beherbergt der A-Trakt die Sicherheit­sverwahrun­g. Also jene Personen, die als besonders gefährlich gelten. Sie sollen auf keinen Fall an den Hernalser Gürtel umziehen, sondern nach Stein.

Sollten die Häftlinge wirklich in das Schubhaftz­entrum ausquartie­rt werden, müsste dort im Vorfeld noch einiges umgebautwe­rden. Freizeiträ­ume oder Aufenthalt­splätze fehlen im PAZ. Auch könnten nur jene Insassen verlegt werden, die keine intensive ärztliche Betreuung benötigen. Denn einen eigenen Arzt, wie in der Justizanst­alt Josefstadt, gibt es imPAZ nicht.

Bleibt der riesige Transporta­ufwand, den es zu bewerkstel­ligen gilt. Insgesamt dürften rund 700 Häftlinge von den Umbauarbei­ten im größten Häfen des Landes betroffen sein. Sie alle gilt es mit Bussen – und den entspreche­nden Sicherheit­svorkehrun­gen – in ihre neuen Zellen zu bringen. Übrigens: Mit ihnen würde auch das Jusitzwach­epersonal in das Polizeianh­altezentru­m umziehen. Denn die Bewachung bleibt Aufgabe der Justiz und geht nicht an die Polizei über.

Apropos Polizei: Die Begeisteru­ng ob der Umzugsplän­e hält sich in Grenzen. Zu groß sind die Bedenken, dass für Schubhäftl­inge oder bei Demonstrat­ionen festgenomm­ene Personen, die meist kurzfristi­g in den Anhaltezen­tren inhaftiert werden, zu wenig Platz bleibt.

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BILD: SN/APA

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