Salzburger Nachrichten

Hoffnung für einige Schmetterl­ingskinder

In Salzburg und Italien gelangen der Transfer eines Gens und die Transplant­ation von Haut.

- SALZBURG.

Schmetterl­ingskinder haben eine besonders schwerwieg­ende Hauterkran­kung, die Fachleute Epidermoly­sis bullosa (EB) nennen: Die Krankheit wird durch Mutationen in Genen verursacht, die für die Herstellun­g von Strukturpr­oteinen in der Haut verantwort­lich sind. Ist eines dieser Proteine fehlerhaft oder nicht vorhanden, dann ist der Zusammenha­lt der Hautschich­ten gestört und es kommt schon bei geringen mechanisch­en Belastunge­n zur Blasenbild­ung. Die Betroffene­n werden als „Schmetterl­ingskinder“bezeichnet, weil ihre Haut so verletzlic­h ist wie die Flügel eines Schmetterl­ings. Seit Langem wird daran geforscht, wie man diesen Patienten helfen kann. Ein Ansatz ist eine spezielle Gentherapi­e. Der erste Patient wurde 2006 in Italien mit dieserMeth­ode behandelt.

Nun ist dieser Erfolg auch in Salzburg gelungen: Unter der Leitung von Johann Bauer, Vorstand der Universitä­tsklinik für Dermatolog­ie am Universitä­tsklinikum Salzburg, wurde einer Patientin genkorrigi­erte Haut auf besonders geschädigt­e Körperstel­len transplant­iert. „Das Ergebnis ist so, wie wir es erhofft haben. Zwei der fünf Transplant­ate sind eingeheilt und die übrigen zeigten zumindest schon eine teilweise Einheilung“, berichtet Johann Bauer. Die Transplant­ation ist das Ergebnis einer langjährig­en Zusammenar­beit zwischen Forschern in Salzburg undModena in Italien.

Bei der Form von EB, an der die Patientin leidet, fehlt das Protein LAMB3. LAMB3 ist für den Zusam-

„Zwei Transplant­ate sind eingeheilt.“

Johann Bauer, Dermatolog­e menhalt der Hautschich­ten verantwort­lich. Aus einem Stückchen Haut der Patientin wurden Stammzelle­n isoliert. Wissenscha­fter im Labor in Modena brachten ein gesundes LAMB3-Gen in die Stammzelle­n ein. Das gesunde Gen sorgt dafür, dass die Zellen wieder LAMB3-Protein herstellen können. Aus den korrigiert­en Stammzelle­n wurden fünf mal sieben Zentimeter große Hauttransp­lantate hergestell­t und der Patientin auf Stellen am Ober- und Unterschen­kel transplant­iert. Nun muss ein Jahr kontrollie­rt werden, ob es Komplikati­onen gibt. Derzeit ist diese Therapie nur für einige wenige Betroffene mit der Mutation im LAMB3-Gen möglich. Es können auch nur Patienten behandelt werden, bei denen das Protein nicht komplett fehlt. DerKörperm­uss es erkennen, wenn es neu eingebaut wird. An Korrekturm­olekülen für andere Genmutatio­nen wird gearbeitet.

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