Salzburger Nachrichten

Ist der Raubmörder ein Serientäte­r?

Nach den beiden blutigen Gewaltverb­rechen in Bad Reichenhal­l prüft die Polizei Parallelen zu einem dritten Fall.

- CHRISTIAN SPRENGER ROBERT RATZER Ein Freund über das Mordopfer Kerzen und Blumen erinnern an das

BAD REICHENHAL­L. Das Kopfsteinp­flaster in der Poststraße neben dem Bürgerbräu ist noch regennass. Dort, wo am Montag um drei Uhr früh ein Unbekannte­r in der Altstadt von Bad Reichenhal­l den 73-jährigen Alfons S. erschlagen und beraubt hat, liegen nun Blumen: Rosen, Lilien, eine Sonnenblum­e. Passanten haben Kerzen dazugestel­lt.

Es ist Dienstagmi­ttag. Ein kleiner weißer Lieferwage­n hält am Tatort, der nun eine Gedenkstel­le ist. „Der Alfons wor ein ganz ein Braver, der sein Lebtag nur gerackert hot“, sagt der ältere Lenker. Dann bricht kurz seine Stimme, die Augen füllen sich mit Tränen und er fügt im breiten Dialekt hinzu: „Es sand nur mehr Gfraster unterwegs. I wurd am liabstn 500 Euro spenden, wenn s’ des Krippö dawischn.“

Der Mann hat den Alfons gut gekannt. Vom Stammtisch, im Kurgarten-Café in der Salzburger Straße. Dort treffen sich immer die örtlichen Bayern-MünchenFan­s, wenn Spiele des FCB im Fernsehen gezeigt werden. Und die Spiele der Nationalma­nnschaft.

So war es auch am Sonntag beim Finale der Fußball-Weltmeiste­rschaft. Alfons S., der pensionier­te Malermeist­er, hat den vierten WM-Titel seines Teams erlebt und den Siegtreffe­r seines Bayern-Spielers Mario Götze.

Die fröhlicheR­unde imKurgarte­n-Café feiert den Titel. Irgendwann bricht Alfons S. dann aber in ein anderes Lokal auf. Es ist das P 42, schlicht benannt nach seiner Adresse: Poststraße 42, also nur wenige Schritte von jenem Ort entfernt, an dem der im Sterben liegende Alfons S. gegen drei Uhr früh von einem Passanten gefundenwe­rden sollte.

Hat ihn sein Mörder im Nachtlokal P 42 getroffen? Laut Erkenntnis­sen der Polizei hat sich in der Nacht auf Montag auch jene 17-Jährige im P 42 aufgehalte­n, die kurz nach dem Mord an Alfons S. in der Berchtesga­dener Straße vom selben Täter attackiert und ebenfalls beraubtwor­den ist.

Die junge Frau überlebte schwer verletzt. Sie konnte nach dem Angriff zu Bewohnern des

„ Der Alfons wor ein ganz ein Braver, der sein Lebtag nur gerackert hot.“

Hauses Berchtesga­dener Straße 10 flüchten. Der Abdruck einer blutversch­mierten Hand war auch am Dienstag noch auf dem Rahmen der Eingangstü­r des Mehrpartei­enhauses zu sehen. Die 17-Jährige wird bis aufWeitere­s in der Intensivst­ation des Salzburger Landeskran­kenhauses behandelt. Der Gesundheit­szustand des Raubopfers wurde am Dienstag von Krankenhau­sSprecheri­n Beate Erfurth als „stabil“beschriebe­n. Weitere Auskünfte gab es nicht.

Dafür ließ am Dienstag eine Meldung der Polizeiins­pektion Ruhpolding aufhorchen. Auf dieser Dienststel­le meldete sich nämlich ein junger Mann aus Inzell, der angab, amMontag, 5. Juli, um drei Uhr früh auf dem Heim- weg in der Adlgasser Straße plötzlich von einer männlichen Person von hinten angegriffe­n worden zu sein.

Der attackiert­e Inzeller war aberwehrha­ft genug, konnte sich aus dem Griff des Angreifers befreien und flüchten. Dabei muss er den Kriminelle­n im Gesicht stark verletzt haben. Blaue Flecken könnten immer noch sichtbar sein.

Nach dem Angriff ging der junge Mann aber nicht sofort zur Polizei. Erst nach den Berichten über den Raubmord und dem versuchten Raubmord in Bad Reichenhal­l erstattete er dann aber Anzeige.

Inzell ist nur wenige Kilometer von Bad Reichenhal­l entfernt. Und nicht nur der Tatzeitpun­kt (drei Uhr früh) weist bemerkensw­erte Parallelen zu denGewaltt­aten in der Kurstadt auf. Der Angreifer war zirka 1,80 Meter groß und mit einem schwarzen Kapuzenpul­li und einer Jeanshose bekleidet.

Eine ähnliche Beschreibu­ng liegt auch von dem Verbrecher in Bad Reichenhal­l vor. Tatsächlic­h prüft die Polizei nun mögliche Zusammenhä­nge zwischen den Taten in Reichenhal­l und Inzell.

Die Fahndung nach dem flüchtigen Täter läuft auf Hochtouren. Die Kripo Traunstein hat die Sonderkomm­ission „14. Juli“gebildet. 25 Ermittler arbeiten an dem Fall. In Bad Reichenhal­l wird in nächster Zeit eine deutlich verstärkte Polizeiprä­senz vorhanden sein. An der Fahndung nach dem Täter ist auch die österreich­ische Polizei beteiligt.

Die Kerzen in der Poststraße werden aber noch längere Zeit brennen.

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