In Zukunft fehlen Fisch und Fleisch auf der Bühne
Mit dem Abschied eines Sponsors bricht bei den Salzburger Festspielen eine starke Brücke zur Gegenwart ein.
Eine Premiere noch. Dann sind die Salzburger Festspiele ärmer. Der Sponsor, die Edelfüllerfirma Montblanc, verabschiedet sich am Ende dieser Woche nach 13 Jahren. Und also stirbt dann das Young Directors Project (YDP). Das war eine Experimentierstube. Ein Raum, in dem zwar auch nach Auslastungszahlen gerechnet wurde, in dem jedoch Fehlkalkulationen eher mitgedacht werden durften als anderswo. Klingt nach Bilanz und nicht nach Kunst? Nun, längst wird Kunstwert ja in Wirtschaftssprache übersetzt.
Das Ende der Halbkunstfreiheit beim YDP macht zweierlei klar. Zum einen steigt der Grad der Abhängigkeit der Kunstmacher von Sponsoren – erst recht jener Festivals wie Salzburg, die weltberühmt und weltwichtig sein müssen, um ihr Dasein zu rechtfertigen. Und die Zeiten werden schlechter, weil der Platz auf dem globalen Markt enger wird. Da bieten immer mehr Standln ein Stückchen vom Weltbesten an. Und so bröckelt der Nimbus des Einzigartigen, den Salzburg oder Bayreuth lange konkurrenzlos aufbauen konnten. Das Gute muss immer nur das Beste, aber nicht immer das Wagemutigste sein. Eine Nebenschiene, wie – einer vorauseilenden Entschuldigung gleich – das Young Directors Project genannt wurde, passt gut dazu. Da wurden gesellschaftlich aktuelle und ästhetisch zeitgemäße Theaterangebote integriert, die sonst zu kurz kommen. Nun klafft das Loch. Leere öffnet sich. Diese Leere hat gewiss auch mit weniger gut gefüllten Taschen zu tun. Auch zu tun hat sie mit Mutlosigkeit und mangelnder Fantasie: Sponsor weg, also gleich ein ganzes Programm weg.
Seit der Ära Mortier existierten immer wieder Seitenstränge des Festivals, die die Hermetik der glänzenden Oper-Musik-Weltklasse sprengten, auch räumlich, etwa mit der Entdeckung der Halleiner Pernerinsel. Zeitfluss, Dichter zu Gast, epochale Inszenierungen in Hallein oder eben das Young Directors Project öffneten einem neuen Publikum Zugänge – einem Publikum, das man mit der Tradition der Darbietung von klassischer Musik oder Oper jagen kann.
Nun aber – und es ist ein tragischer Befund zum Tod des Young Directors Project – ist weit und breit keine Idee in Sicht, ein solches Publikum erneut zu begeistern. Ein oft zitierter Gründungsmythos des YDP lässt sich da ein allerletztes Mal verwenden: Da ging es um ein Fischessen, bei dem das Projekt vereinbart worden war. Tatsächlich war einiges beim YDP für die Fisch. Vieles aber hatte auch reichlich fettes Theaterfleisch zu bieten. Für die Zukunft sieht es weder nach Fleisch noch nach Fisch aus.