Neues aus dem Leben und Wirken von Richard Strauss
Das Schönste ist ja eigentlich der Jubilar selbst. Richard Strauss dirigiert 1944 die Wiener Philharmoniker. Ganz cool steht er da, der alte Herr, und bewegt das Staberl in seiner rechten Hand nur minimal – aber präzise. Nur an gefährlichen Stellen – in „Till Eulenspiegel“– hebt er kurz die linke Hand dazu. Undwenn etwas besonders schön klingt, kommt ein Lächeln in die Augen des Richard Strauss, der ausschaut, als ob er Bankdirektor oder Notar wäre. „Ein Schlitzohr, ein bayerisches Schlitzohr“, sagt beim Betrachten dieser Aufnahmen die große Strauss-Sängerin Brigitte Fassbaender. Das muss er wohl (auch) gewesen sein.
Es ist der richtige Filmzumrichtigen Zeitpunkt. In Salzburg wird gerade der Komponist und Festspielmitbegründer Richard Strauss anhand einer sehr gelungenen „Rosenkavalier“-Produktion und in Konzerten abgefeiert. Immerhin ist es auch schon wieder 150 Jahre her, da Richard Strauss in Bayern geboren wurde. Der erfolg- und kenntnisreiche Filmemacher Eric Schulz – für seinen Musikfilm „Karajan – das zweite Leben“wurde er mit Preisen überhäuft – stöberte in Archiven und holte jede Menge Aufnahmen, Fotos und Dokumente ans Licht, vor allem versammelte er eine illustre Schar von Strauss-Kennern. Darunter eben Brigitte Fassbaender, die vor der Kamera auch mit der jungen australischen Sängerin Emma Moore an der Kunst des Liedgesangs feilt.
Wer war Richard Strauss (1864–1949)? Es ist keine Biografie, eher ein Eindringen in diese außerordentliche Persönlichkeit anhand seines immensenWerks. Stefan Mikisch „zerlegt“und erklärt auf seine unnachahmliche Art am Klavier musikalische Motive, er findet auch persönliche Hinweise auf Strauss, seine Familie und seine Umwelt zuhauf. Das bereitet Vergnügen und bildet.
Der Oboist Klaus König, der Strauss-Biograf Raymond Holden oder der Herausgeber des Strauss-Handbuchs Walter Werbeck haben viel Erleuchtendes zum Porträt beizutragen, ohne jemals langweilig oder akademisch zu werden. Und dazu gibt es historische Aufnahmen und Filmchen. Auch das Nazi-Kapitel wird abgehandelt und es wird unverblümt darauf hingewiesen, dass Strauss kompromittiertwar. Präsident der Reichsmusikkammer! „Wie komisch doch die Menschen sind“, schrieb Strauss an seine Frau Pauline. „Gewiss bewundern mich die Menschen als Künstler. Aber das ganz große Tier bin ich für die meisten erst als Präsident der Reichsmusikkammer.“Zum Begräbnis in Garmisch wünschte sich Richard Strauss übrigens das „Rosenkavalier“-Terzett. Es ist auch ein Glanzpunkt im Salzburger Festspielsommer.
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