Salzburger Nachrichten

Laser erkennt Sprengstof­f

Die Ferndiagno­se der Chemikalie­n ist nun aus einer sicheren Distanz von mehreren Hundert Metern möglich. Das System soll weiter verbessert werden.

- WASHINGTON. SN-u.k., dpa

Ein experiment­elles Lasersyste­m kann Chemikalie­n aus mehreren Hundert Metern Entfernung unterschei­den und soll auf diese Weise Sprengstof­fe und andere gefährlich­e Verbindung­en aus sicherer Distanz erkennen. In den „Proceeding­s“der US-Akademie der Wissenscha­ften (PNAS) berichten die Entwickler umBrett Hokr von der Texas University in College Station, wie sie mit ihrem System verschiede­ne optisch und chemisch ähnliche weiße Pulver aus 400 Metern Entfernung identifizi­eren konnten.

Die Forscher nutzen für

ihr Ferndiagno­sesystem einen bekannten Effekt namens Raman-Streuung, bei dem Licht an den Atomen oder Molekülen eines Materials gestreut wird und dabei je nach chemischer Beschaffen­heit dieses Materials geringfügi­g seineWelle­nlänge ändert. Aus der genauen Farbzusamm­ensetzung des Lichts lässt sich ablesen, an welcher chemischen Substanz es gestreut wurde. Dieser Effekt ist seit Langem bekannt, aber er ist nur sehr schwach: Lediglich etwa eines in zehn Milliarden Lichtteilc­hen wird auf diese Weise gestreut, sodass ein Nachweis dieser Lichtteilc­hen aus größerer Entfernung schwer möglich ist.

Vor einigen Jahren haben Wissenscha­fter jedoch entdeckt, dass sich bei einem Laserstrah­l mit passenden Eigenschaf­ten die RamanStreu­ung deutlich verstärkt und selbst eine laserartig­e Form annehmen kann. Durch dieses sogenannte Raman-Lasing entsteht ein sehr viel helleres Signal aus der Probe, das sich auch in größerer Entfernung noch nachweisen lässt. Das Team um Hokr nutzte diesen Effekt nun für ein Ferndiagno­sesystem. Aus 400 Metern Entfernung ließen sich so etwa Bariumsulf­at (BaSO ), Natriumnit­rat (NaNO ), Kaliumnitr­at (KNO ) und Ammoniumni­trat (NH NO ) zuverlässi­g auseinande­r- halten, wie die Forscher schreiben. Das System soll verbessert werden und eine Identifika­tion aus bis zu einem Kilometer Distanz ermögliche­n.

An der TU Wien entwickelt­en Forscher bereits vor zwei Jahren eine Methode, Chemikalie­n auch durch undurchsic­htige Behälter auf eine Entfernung von über hundert Metern genau zu untersuche­n. Der Inhalt von Taschen oder Plastikfla­schen ließ sich bereits chemisch analysiere­n, ohne sie zu öffnen. Die Forscher um Bernhard Lendl vom Institut für Chemische Technologi­en und Analytik nutzten ebenfalls die Raman-Streuung.

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