Geld derWettmafia steckte in DVD-Hüllen
Langsamer als der Gegner zu sein und schlecht zu attackieren zahlte sich aus. Wie ein Ex-Fußballprofi bedroht worden ist.
Er spricht ruhig, wohlüberlegt, antwortet exakt, bringt wieder Details und was er sagt, birgt Zündstoff in sich: Ex-Fußball-Bundesliga-Spieler Dominique Taboga wurde am Montag im Prozess um den Wettskandal im österreichischen Fußball befragt. Der 31-jährige Abwehrspezialist ging vor Richterin Elisabeth Juschitz in die Offensive. Taboga bekannte sich schuldig und gab Einzelheiten über die geplanten beziehungsweise realisierten Manipulationen in 18 Matches zwischen 2004 und 2013 bekannt.
Seit seinem fünften Lebensjahr spielt der gebürtigeWiener Fußball. Aus dem Jugendspieler und Amateur wurde später ein Fußballprofi bei DSV Leoben, dem SV Kapfenberg, dem norwegischen Club Tromsö Il und schließlich dem SV Grödig. Die erstenAnwerbungen für Manipulationen erfolgten 2004, als Dominique Taboga für den DSV Leoben spielte. Warum er denn der kriminellen Verlockung erlegen sei, will die Richterin wissen. „Ich hatte ein völlig falsches Bild von einem Fußballprofi“, antwortet der Beschuldigte. Er habe gedacht, mehr verdienen zu können, in Wahrheit sei er mit seiner Entlohnung – 1200 Euro Fixum und 200 Euro Prämie pro erzieltem Punkt in der Meister- schaft – „gerade über die Runden gekommen“. Während bei seinem Verein als Siegesprämie 600 Euro ausgeschüttet worden seien, habe er bei seiner ersten Manipulation bereits 7000 Euro bekommen. Ein ebenfalls angeklagter Vereinskollege habe ihm diesen Betrag geboten, wenn man gegen die SV Ried verlieren würde.
Ried sei damals stark gewesen, so ein Spiel gegen einen „Übergegner“gehe eh meistens verloren, sagt Taboga, der als Kronzeuge im Wett-
„Ich war ohnehin nie der Schnellste . . .“
skandal gilt. In einem Vorgespräch habe man schließlich vereinbart, was getan werden müsse, sollte es während der Partie „eng werden“. Offensichtlich hätte man nicht manipulieren sollen, hieß es. Richterin Juschitz stößt nach: „Also in manchen Situationen ein paar Schritte langsamer als der Gegner sein?“– „Ja. Ich war ohnehin nie der Schnellste“, sagt Dominique Taboga. Kurzkommentar der Richterin: „Optimale Voraussetzungen.“
Das Geld bekam Taboga stets in einer DVD-Hülle, die Preise stiegen an. Für eineNiederlage gegen Rapid Wien mit einem Unterschied von mehr als zwei Toren bekam Taboga nach eigenen Angaben zwischen 15.000 und 20.000 Euro. Das gewünschte Ergebnis kam zustande, nachdem sein Gegenspieler in der 90. Spielminute noch ein Tor erzielt hatte. Er habe im Zweikampf zuvor schlecht attackiert und dem RapidSpieler „80 Prozent Freiraum gelassen“, damit dieser schießen könne, gesteht der Beschuldigte.
Später, im Spiel Kapfenberg gegen Red Bull Salzburg, habe er bereits 50.000 Euro kassiert. Was er mit dem Geld tat? „Ich habe einfach gut gelebt.“Als seine Frau misstrauisch wurde, habe er sie belogen: „Ich habe in einem Pyramidenspiel gewonnen.“Als die Manipulation gegen Salzburg misslang, wurde es ernst. Tabogamusste mit einemUnbekannten, der auf Wiedergutmachung drängte, skypen und wurde bedroht: „Er hat gesagt, er kennt jetzt mein Gesicht, und er hat überall Leute, die auf mich aufpassen würden.“– „Und Sie haben Prügel befürchtet?“, fragt die Richterin. – „Oder noch mehr“, antwortet der Angeklagte.
Immer nach den nicht erfolgreichen Manipulationen wurden die Geldgeber unruhig und forderten hohe Geldsummen. Laut Taboga gab es auchDroh-SMS, die seine damals mit Zwillingen schwangere Ehefrau betrafen. Der Prozess wird heute, Dienstag, fortgesetzt.