Fernfahrer führte auf Autobahn „Privatkrieg“
Fünf Jahre lang galt ein mysteriöser Schütze auf deutschen Autobahnen als Phantom. Im November 2009 brach ein Projektil durch die Windschutzscheibe einer 40jährigen Pkw-Lenkerin. Ein Bruchteil der Kugel traf die Geschäftsfrau am Hals und verletzte sie schwer. Die Fahrerin prallte mit ihrem Auto gegen die Leitplanke. Bei weiteren Attacken wurden auch zwei Männer von splitterndem Glas verletzt.
Die Behörden gingen von insgesamt 700 Fällen aus. Viele Fernfahrer entdeckten Einschusslöcher in ihrer Ladung erst am Zielort – was die Sonderkommission „Transporter“vor keine einfache Fahndungsaufgabe stellte. Nachdem an sieben Autobahnabschnitten automatisch Millionen von Nummernschildern erfasst worden waren, zog sich die Schlinge um einen Verdächtigen schließlich zu:
Es handelte sich um einen 58jährigen Fernfahrer aus der Eifel. Seit Montag muss er sich wegen fünffachen Mordversuchs, gefährlicher Körperverletzung, unerlaubten Waffenbesitzes, Sachbeschädigung und Eingriff in den Straßenverkehr vor Gericht inWürzburg verantworten.
Die Staatsanwaltschaft geht von einem „frustrierten Einzelgänger“aus, der in einer Art von Selbstjustiz zur Waffe gegriffen habe. Auslöser sei gewesen, dass der Fernfahrer – laut seiner Darstellung – vor Jahren einmal von einem Autotransporter derart abgedrängt worden sei, dass es fast einen Unfall gegeben habe. Mit seinen Pistolen mit selbst gebauten Schalldämpfern soll der Angeklagte vor allem die Ladung von Autotransportern ins Visier genommen haben. Dabei habe der Fernfahrer freihändig und ohne genaueres Anvisieren durch die geöffnete Seitenscheibe geschossen. Laut Anklage habe der Mann zwar nur Sachschäden anrichten wollen – doch wer so handle, nehme Gefahr für Leib und Leben anderer Menschen billigend in Kauf. Einen Fehlschuss, wie auf die schwer verletzte Geschäftsfrau, habe er angesichts von Fahrbahnunebenheiten und Windböen einkalkulierenmüssen.