Hakenkreuz auf Burgruine regt Bürger auf
Eine Initiative will, dass das Nazisymbol wegkommt. Warum das nicht so einfach ist.
FRAUENSTEIN. Viele Touristen, die durch die Wälder der Kärntner Gemeinde Frauensteinwandern, kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Denn auf der Burgruine Hochkraig prangt ein Relikt aus einer dunklen Zeit, das kilometerweit zu sehen ist. Es stammt nicht aus dem Mittelalter, sondern aus der Zeit des Nationalsozialismus: ein meterhohes weißes Hakenkreuz, das all die Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg überdauert und offenbar niemanden gestört hat. „Ich sehe da kein Problem, das war schon immer da“, sagte Bürgermeister Karl Berger zu den SN.
Zahlreiche Bürger sehen hingegen sehrwohl ein Problem darin. Eine Initiative hat nun eine Petition für die Beseitigung des Hakenkreuzes gestartet. Die Gruppe „HAKENkraig KREUZweise-weg mit dem Schandfleck!“fordere, „dass das Schandmal sofort verschwindet“, sagt Frau K., eine Sprecherin der Gruppe, die ihren vollen Namen nicht nennen will. Reine Vorsichtsnahme, sagt sie. In den vergangenen Tagen wurden immer wieder Namen und Adressen auf rechtsextremen Seiten veröffentlicht.
Um auf die Ruine Hochkraig aufmerksam zu machen, verteilt die Gruppe auf Kirtagen kleine Kartontürme, auf denen ein durchgestrichenes Hakenkreuz zu sehen ist. Auch eine Unterschriftenaktion wurde von der Initiative gestartet. „Wir versuchen so, Druck auf die politischen Verantwortungsträger und die Behörden auszuüben. Es ist ein unhaltbarer Zustand.“
Dabei wissen Politik und Behörden längst Bescheid. „1934 wurde es während des Putsches derNationalsozialisten auf die Burg geschmiert“, erklärt Gorazd Zirkovic vomBundesdenkmalamt. Während der Nazizeit wurde es dann professionell aufgemalt. „Die Familie Goess, Besitzer der Ruine, hat es in den 50er-Jahren übermalt, allerdings hat die Farbe nicht gehalten“, sagt er. Bis vor drei Jahren hat es auch kaum jemanden gestört, denn der Wald hatte die Ruine verdeckt. Erst als die Bäume abgeholzt wurden, war auch das Hakenkreuz wieder sichtbar.
„Die Verantwortlichen schieben sich das Problem gegenseitig zu“, sagt ein Vorstandsmitglied des Österreichischen Mauthausen-Komitees (MKÖ), das ebenfalls lieber anonym bleiben will.
Tatsächlich haben auch die Eigentümer wenig Interesse daran, das Hakenkreuz zu entfernen. „Für mich ist das ein historisches Denkmal einer untergegangenen Staatsform“, sagt der Besitzer, Peter Goess. Außerdem seien die Kosten für eine Entfernung zu hoch. Er wolle nur nicht, dass die Ruine nun zu einem Pilgerort für Neonazis werde, schließlich habe sein Großvater 1934 gegen Hitler gekämpft.
Genau das passiert aber laut der Initiative: „Uns liegen Fotos vor, auf denen der Schriftzug ,Heil Hitler‘ unter dem Hakenkreuz sowie haufenweise Bierdosen auf dem Gelän- de zu sehen sind.“Auch die Behörden tun sich mit dem Hakenkreuz schwer. Bei der Staatsanwaltschaft Klagenfurt wurde 2008 ein Verfahren wegen Wiederbetätigung eingestellt, da die Täter nicht mehr ausgeforscht werden konnten. Das Symbol dürfte aber auch gegen das Abzeichengesetz verstoßen. Das wäre Sache der BH St. Veit/Glan. Dort hört man zum ersten Mal, dass das Abzeichengesetz zum Tragen kommen könnte.
Einen ersten Schritt hat nun das Bundesdenkmalamt gesetzt. Dort wartet man auf einen Kostenvoranschlag für die Entfernung, auch ein Kunstprojekt sei denkbar. Wer am Ende dafür zahlen wird, ist unklar.