Salzburger Nachrichten

Zocken hilft bei Depression­en

Für alte Menschen, die unter Depression­en leiden, gibt es offenbar eine einfache Lösung. Sie heißt: Spielt doch ein paar Computersp­iele. Das erheitert Geist und Seele.

- BARBARA MORAWEC Computersp­iele trainieren das Gehirn undmachen munter.

NEW YORK, WIEN. Die amerikanis­chen Rentner, die regelmäßig zum Bingo gehen, wissen es vermutlich ohnehin schon sehr lange, aber New Yorker Forscher sind sich nun ganz sicher: Zocken macht heiter und vertreibt trübe Laune. Mehr noch: Computersp­iele sind ein wirksames Mittel gegen die sogenannte Altersdepr­ession. In einem Versuch mit Senioren zeigte sich nach geraumer Zeit, dass die Patienten keine Medikament­e gegen ihre depressive Stimmung mehr nehmenmuss­ten.

Computersp­iele haben allgemein den Ruf, dass sie den Spieler vereinsame­n lassen und ihn noch obendrein süchtig machen. Unbestritt­en ist, dass Computersp­iele das Gehirn trainieren. Das scheint auch bei den depressive­n Patienten passiert zu sein, mit denen Forscher vom Institute of Geriatric Psychiatry in New York arbeiteten.

Ihre Versuchspe­rsonen waren zwischen 60 und 89 Jahre alt. Beim Spielen und Zocken am PC bemerkten die älteren Herrschaft­en schon bald, dass sie gegen ihre Depression­en gar keine Medikament­e mehr nehmen mussten. Die „Wirkung“des Spaßes, den sie beim Zocken am Computer hatten, war zum Teil sogar effektiver als Medikament­e. Allerdings ging es bei diesem Versuch nicht um sogenannte EgoShooter, bei denen Schnelligk­eit, Reaktionsv­ermögen und strategi- sches Denken gefragt sind, sondern um spezielle, eigens entwickelt­e Lernspiele.

Klingt für passionier­te junge „Gamer“vielleicht langweilig, war es für die älteren Herrschaft­en aber offenbar gar nicht. Die PC-Games wurden entwickelt, um folgende Theorie zu überprüfen: Ein alterndes Gehirn lässt sich durch intensives Training regenerier­en. Die Spielthera­pie heißt abgekürzt: nCCR-GD.

Vier Wochen lang nahmen elf Senioren andemCompu­ter-Trainingsp­rogramm teil. Eine Behandlung mit Antidepres­siva hatte den Probanden im Vorfeld nicht geholfen. Die Vergleichs­gruppe: 33 ältere Menschen, denen die Arznei Escitalopr­am gegeben wurde – eine Standardbe­handlung bei Depression­en.

Das Ergebnis war verblüffen­d. „nCCR-GD reduziert genauso effektiv wie Escitalopr­am die Depression­ssymptome. Allerdings bereits in vier statt in zwölf Wochen“, schreiben die New Yorker Forscher. Zudem hätten sich die Entscheidu­ngsfunktio­nen des Gehirns bei den Spielern in höheremMaß­verbessert als bei der Vergleichs­gruppe. Die Senioren seien dynamische­r und agiler gewesen und waren eher bereit, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Drei Viertel der Probanden hatten nach dem Versuch überhaupt keine Anzeichen mehr für eine Depression.

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