Zocken hilft bei Depressionen
Für alte Menschen, die unter Depressionen leiden, gibt es offenbar eine einfache Lösung. Sie heißt: Spielt doch ein paar Computerspiele. Das erheitert Geist und Seele.
NEW YORK, WIEN. Die amerikanischen Rentner, die regelmäßig zum Bingo gehen, wissen es vermutlich ohnehin schon sehr lange, aber New Yorker Forscher sind sich nun ganz sicher: Zocken macht heiter und vertreibt trübe Laune. Mehr noch: Computerspiele sind ein wirksames Mittel gegen die sogenannte Altersdepression. In einem Versuch mit Senioren zeigte sich nach geraumer Zeit, dass die Patienten keine Medikamente gegen ihre depressive Stimmung mehr nehmenmussten.
Computerspiele haben allgemein den Ruf, dass sie den Spieler vereinsamen lassen und ihn noch obendrein süchtig machen. Unbestritten ist, dass Computerspiele das Gehirn trainieren. Das scheint auch bei den depressiven Patienten passiert zu sein, mit denen Forscher vom Institute of Geriatric Psychiatry in New York arbeiteten.
Ihre Versuchspersonen waren zwischen 60 und 89 Jahre alt. Beim Spielen und Zocken am PC bemerkten die älteren Herrschaften schon bald, dass sie gegen ihre Depressionen gar keine Medikamente mehr nehmen mussten. Die „Wirkung“des Spaßes, den sie beim Zocken am Computer hatten, war zum Teil sogar effektiver als Medikamente. Allerdings ging es bei diesem Versuch nicht um sogenannte EgoShooter, bei denen Schnelligkeit, Reaktionsvermögen und strategi- sches Denken gefragt sind, sondern um spezielle, eigens entwickelte Lernspiele.
Klingt für passionierte junge „Gamer“vielleicht langweilig, war es für die älteren Herrschaften aber offenbar gar nicht. Die PC-Games wurden entwickelt, um folgende Theorie zu überprüfen: Ein alterndes Gehirn lässt sich durch intensives Training regenerieren. Die Spieltherapie heißt abgekürzt: nCCR-GD.
Vier Wochen lang nahmen elf Senioren andemComputer-Trainingsprogramm teil. Eine Behandlung mit Antidepressiva hatte den Probanden im Vorfeld nicht geholfen. Die Vergleichsgruppe: 33 ältere Menschen, denen die Arznei Escitalopram gegeben wurde – eine Standardbehandlung bei Depressionen.
Das Ergebnis war verblüffend. „nCCR-GD reduziert genauso effektiv wie Escitalopram die Depressionssymptome. Allerdings bereits in vier statt in zwölf Wochen“, schreiben die New Yorker Forscher. Zudem hätten sich die Entscheidungsfunktionen des Gehirns bei den Spielern in höheremMaßverbessert als bei der Vergleichsgruppe. Die Senioren seien dynamischer und agiler gewesen und waren eher bereit, ihr Leben wieder in die Hand zu nehmen. Drei Viertel der Probanden hatten nach dem Versuch überhaupt keine Anzeichen mehr für eine Depression.