Salzburger Nachrichten

„Kuljic lügt: Ich habe nichts manipulier­t“

Des Wettbetrug­s mitangekla­gter Serbe sagt, er sei Hals über Kopf vor aggressive­n Albanern geflüchtet, aber er sei unschuldig.

- GRAZ. SN, APA

Der Gegensatz hätte kaum größer sein können: In aller Offenheit hatte am Montag der frühere Fußballpro­fi des SV Grödig, Dominique Taboga, vor dem Gericht in Graz im Prozess umWettbetr­ug geschilder­t, wie er zusammen mit anderen immer wieder an Spielmanip­ulationen teilgenomm­en habe.

Doch schon der zweite Beschuldig­te, ein 51-jähriger zuletzt in Wien als Bademeiste­r tätiger Serbe, behauptete am Dienstag: „Ich bin nicht schuldig.“Laut Anklage soll er Kontakt zu – bisher unbekannte­n – Fußballern des SVMattersb­urg hergestell­t, mit ihnen Manipulati­onen vereinbart und sie auch bezahlt haben. Die Schieberei­en bei drei Spielen waren demnach aber nur teilweise erfolgreic­h.

„Ich habe damit nichts zu tun, ich habe nichts manipulier­t“, beteuerte der Serbe. Er ist einer von zehn Angeklagte­n, darunter drei Fußballer. Richterin Elisabeth Juschitz hielt ihm daraufhin seine Aussage bei der Polizei vor, wo er noch zugege- ben hatte, entspreche­nde Kontakte hergestell­t zu haben. „Ich vergesse einiges, weil ich einen Tumor habe“, sagte der Angeklagte dazu. Die Richterin zitierte weiter aus seinen Angaben: Er sei nach Tirana/Albanien gefahren, wo auch die mutmaßlich­en Hintermänn­er desWettbet­rugs saßen. Dort habe man ihm sofort den Pass abgenommen. Er sei daraufhin über den Balkon seines Hotelzimme­rs mittels zusammenge­knüpfter Leintücher geflüchtet.

Die Geschichte blieb bruchstück­haft, an vieles konnte sich der Angeklagte nicht mehr erinnern, an die Passabnahm­e aber schon: „Vier kräftig gebaute Albaner nahmen mir den Pass ab. Ich hatte Glück, dass ich flüchten konnte.“– Und der Grund? „Ich habe mich nur bemüht, da herauszuko­mmen.“

Ex-Teamspiele­r Sanel Kuljic hatte angegeben, der Serbe habe sich mit ihm getroffen, über die Spielmanip­ulationen gesprochen und ihm auch Geld dafür übergeben. „Das ist eine Lüge“, sagte nun der Serbe.

Im Gerichtssa­al wurde ein Video vorgeführt, in dem Taboga bestätigt, dass er den Drahtziehe­rn desWettbet­rugs 50.000 Euro schulden würde, weil ein Spiel „misslungen“sei, also nicht wunschgemä­ß hatte manipulier­t werden können. Er habe „zwei oder drei Mal 15.000 bis 20.000 Euro bezahlt“, hatte Taboga dazu ausgesagt.

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BILD: SN/APA Richterin E. Juschitz.
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