Salzburger Nachrichten

380 kV: Brisante Bilanz eines enormen Sicherheit­saufwands

Die strengen Sicherheit­skontrolle­n bei der mündlichen UVP-Verhandlun­g kosteten 102.000 Euro. Das sei berechtigt gewesen, habe man doch einige Messer, Scheren und Steine gefunden.

- HEIDI HUBER SALZBURG. Helmut Naderer, Team Stronach

Anfang Juni stand die Salzburgar­ena beim Messezentr­um für mehrere Tage im Zeichen der geplanten und umstritten­en Starkstrom­leitung von Elixhausen bis Kaprun. Schon im Vorfeld der mündlichen Verhandlun­g zum Umweltvert­räglichkei­tsverfahre­n der 380-kvLeitung gingen die Wogen bei den Gegnern der Freileitun­g hoch. In der UVP-Behörde langten erboste Anrufe ein. In Medienberi­chten ließen Kabelkämpf­er ihremUnmut freien Lauf.

Das Land Salzburg erstellte deshalb gemeinsam mit der Polizei eine Gefahrenan­alyse. Die Folge war, dass bei den Eingängen zur Salzburgar­ena alle Teilnehmer und Besucher einer Leibesvisi­tation unterzogen wur- den. Dieser Einsatz sei berechtigt gewesen, heißt es jetzt. Denn die Bilanz zeige, dass das Vorgehen notwendig war. Team-StronachPa­rteichef Helmut Naderer hatte eine entspreche­nde Anfrage im Landtag an LH-Stv. AstridRöss­ler (Grüne) gestellt.

In der Beantwortu­ng heißt es, dass bei Personen- und Taschenkon­trollen bis zu 30 Schweizerm­esser und Leatherman, fünf Schraubenz­ieher (bis 20 Zentimeter Länge), 15 Scheren und 40 Glasflasch­en abgenommen wurden. Eine Teilnehmer­in hatte 20 faustgroße Steine in ihrer Handtasche versteckt. Da sie diese aber nicht freiwillig abgeben wollte, wurde ihr der Zutritt in den Verhandlun­gssaal untersagt.

Der Einsatz des privaten Sicherheit­sdienstes verursacht­e Kosten von 102.000 Euro für rund 4300 Einsatzstu­nden. Dafür muss aber nicht das Land Salzburg aufkommen, sondern die beiden Antragstel­ler Verbund Austrian Power Grid AG und SalzburgNe­tz GmbH.

„ Gründlichk­eit der Kontrollen war etwas übertriebe­n.“

Bei der mündlichen Verhandlun­g sei das Aggression­spotenzial sehr hochundder­Umgangston rau gewesen – weshalb die Gefahrenei­nschätzung schlüssig gewesen sei, heißt es in der Anfragebea­ntwortung.

Zusätzlich zum privaten Sicherheit­sdienst musste die Poli- zei das Hotel der APG-Mitarbeite­r überwachen. Die Behörde hatte einAmtshil­feersuchen gestellt, demder Bund nachgekomm­enist – daher entstehen auch keine Kosten für das Land.

Helmut Naderer, der selbst die Verhandlun­g besuchte, lobt die Abwicklung dieser Großverans­taltung. Weniger adäquat aber seien die Leibesvisi­tationen ausgefalle­n. Naderer, im Zivilberuf Polizeikom­mandant in Bergheim, sagt, er behandle auf dieseWeise nicht einmal Schwerverb­recher. „Die Gründlichk­eit dieser Kontrollen­war etwas übertriebe­n.“

Künftig werde man ein differenzi­ertes Vorgehen im Einzelfall prüfen, heißt es in der Stellungna­hme der Behörde. Solche Maßnahmen sollen nicht den Anschein einer „Kriminalis­ierung“aller Teilnehmer erwecken.

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BILD: SN/ANDREAS KOLARIK Wer Anfang Juni zur 380-kV-Verhandlun­g in die Salzburgar­ena wollte, wurde gründlich abgetastet und auf gefährlich­e Gegenständ­e kontrollie­rt.
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