Salzburger Nachrichten

Wo Polizisten als Ku-Klux-Klan beschimpft werden

Rassenunru­hen zeigen, dass in den USA noch viel zu tun ist, bis Martin Luther Kings „I Have a Dream“Realität wird.

- Kathrin Pilz studierte Schauspiel amMozarteu­m und lebt heute als Drehbuchau­torin in Los Angeles.

Zwei Tage nachdem der unbewaffne­te, schwarze Jugendlich­e Michael Brown von zwei weißen Polizisten mit mindestens sechs Kugeln niedergest­reckt wurde und schwere Rassenunru­hen in Ferguson, Missouri, tobten, spazierte der 25-jährige Afroamerik­aner Ezell Ford durch die Straßen von South Central L. A.

Es war nicht besonders spät. Etwa 20 Uhr. Und Ford tat nichts Ungewöhnli­ches. Er war unbewaffne­t und nur wenige Meter von dem Haus entfernt, das er mit seinen Eltern und jüngeren Geschwiste­rn bewohnte. Sowohl den Nachbarn als auch dem LAPD (Los Angeles Police Department) war angeblich bekannt, dass Ezell Ford mentale Probleme hatte. Vielleicht gerade deshalb hielten zwei vorbeifahr­ende Cops an und forderten den jungen Mann auf, stehen zu bleiben. Was dann geschah, ist unklar. Tatsache ist, dass Ford wenig später schwer blutend auf dem Boden lag. Die beiden Cops hatten ihm in den Rücken geschossen. Ford starb kurz darauf an den Schusswund­en. Berichten des LAPD zufolge ist es zu einem Gerangel mit Ford gekommen und der 25-Jährige soll versucht haben, einem Cop die Waffe zu entreißen. Augenzeuge­n berichten eine andere Geschichte. Angeblich hätten die Cops ohne Grund einem wehrlosen, auf dem Boden liegenden Mann in den Rücken geschossen.

Der Tod von Ezell Ford weist unübersehb­ar Parallelen zu dem ebenso tragischen Fall in Missouri auf. Doch anders als in Ferguson löste der Fall in South L. A. keine Krawalle aus. Zwar gingen mehrere Tausend Menschen als Protest auf die Straße, doch es kam zu keinen Zusammenst­ößen mit dem LAPD.

Warum blieben L. A. die Riots erspart? Zum Unterschie­d von Ferguson hat Los Angeles schlimme Erfahrunge­n mit Riots. Und man hat den Eindruck, dass das LAPD seit Anfang der 1990er-Jahre zumindest ein wenig dazugelern­t hat. Anders als in Ferguson, wo Schwarze zwei Drittel der Bevölkerun­g ausmachen, aber es – bis auf drei Ausnahmen – nur weiße Cops gibt, ist das LAPD darum bemüht, die ethnische Zusammense­tzung der City zu reflektier­en: Latinos sind die im LAPD am stärksten vertretene ethnische Gruppe. Zehn Prozent der Cops sind schwarz, was sich mit dem Prozentsat­z der schwarzen Bevölkerun­g in L. A. deckt.

Während in Ferguson schwer bewaffnete Polizisten die Situation eskalieren ließen, toleriert das LAPD die Protestier­enden nicht nur, es gibt sich den Anschein, diese zu unterstütz­en. Doch das Misstrauen gegenüber dem LAPD ist nach wie vor groß. Auf YouTube ist als Protest gegen Los Angeles’ Cops das Rapper-Video „F--- Tha Police“aufgetauch­t, das u. a. die Cops als Ku-Klux-Klan beschimpft.

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