Die Geldgier macht das Lieben zunichte
Mit Mut und hohem Anspruch macht Sabine Mitterecker Theater.
„Was verstehst du unter ,lieber Gott‘?“– „Zehntausend Mark.“So hohl und so geldgierig wie dieses Zwiegespräch ist die Welt geworden, in der eine junge, unverhofft zu Vermögen gekommene Frau die Liebe sucht. Sie glaubt, dass sie mit dem vielen Geld ihren einstigen Liebhaber zurückgewinnen kann.
Warum diese Hoffnung falsch ist, kann imWiener Schauspielhaus beobachtet werden, wo seit Mittwoch Ödön von Horváths „Zur schönen Aussicht“gespielt wird. Diese gnadenlose Komödie setzt Horváth wie in ein Labor: In einem heruntergekommenen Hotel treffen verkrachte Adelige und Unternehmer sowie Dienstpersonal aufeinander. Nach Krieg undWirtschaftskrise sind alle irgendwie gleich. Der Kellner Max, wie Germain Wagner ihn spielt, ist sogar souveräner als der versoffene Hotelier und der spielsüchtige Baron. Interessant ist diese durchaus detailreiche Inszenierung nicht, weil sie so spannend und – imSinne Horváths – schauderbar witzig wäre. An die Furore, die sie mit ihrer Bühnenversion von Thomas Bernhards „Frost“gemacht hat, kann Regisseurin Sabine Mitterecker nicht anknüpfen.
Doch beeindruckenMut und Anspruch für diese Art von Freiem Theater: Luxemburger, Schweizer und österreichische Schauspieler nehmen sich ein Stück Theaterliteratur vor; danach geht die Produktion nach Luxemburg und möglicherweise weiter auf Tournee.
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