Salzburger Nachrichten

Vandalen bedrohen Priester

Unbekannte Täter haben in einem obersteiri­schen Gotteshaus gewütet. Der Pfarrer spricht von „religiöser Inszenieru­ng“und einem „Angriff auf das Heilige“.

- MARTIN BEHR LEOBEN, GRAZ.

Der mehr als 300 Kilogramm schwere Volksaltar wurde massiv verrückt, ein toter Vogel vor dem Tabernakel aufgebahrt, das Altartuchm­it Drohungen wie „Tod den Priestern“beschmiert. Markus Plöbst, der Geistliche in der Stadtpfarr­e St. Xaver in der obersteiri­schen Stadt Leoben, ist auch am Tag, nachdem Vandalen seine Kirche heimgesuch­t hatten, verstört: „So etwas habe ich noch nicht gesehen, ich bin rat- und fassungslo­s“, sagte der 51-jährige Steirer am Mittwoch.

Etwa zwei Stunden lang dürften die Unbekannte­n im Gotteshaus gewütet haben. Bilder, Kreuze und Kerzenstän­der wurden aus ihren Verankerun­gen gerissen, eine Jesusstatu­e in ein weißes Tuch gewickelt und mit Kerzenlich­t eigentümli­ch aufgebahrt, auch am Boden bildeten Dutzende brennende Kerzen einen Pfeil. Pfarrer Plöbst vermutet hinter der Tat „religiöseM­otive“. Das Szenario habe ihn an einen „Angriff auf das Heilige“erinnert, sagte er. Da es auch zahlreiche Drohungen gegen seine Person gegeben hat – unter anderemwur­de der Schriftzug „Priester geh heim, sonst werden wir deine Kirche niederbren­nen“auf das Altartuch geschriebe­n –, ha- be er nun ein „etwas ungutes Gefühl“. Aber: „Angst habe ich trotz allem keine.“Markus Plöbst wird in Zukunft die Stadtpfarr­kirche auch weiter offen lassen: „Der beste Schutz ist, wenn viele Leute in die Kirche gehen.“Die Beschmieru­ngen im Kirchenrau­m sind größten- teils in englischer Sprache erfolgt. Die Polizei hat Ermittlung­en aufgenomme­n, bislang gibt es aber noch keine Spur von den Tätern. Laut Plöbst halte sich der Sachschade­n in Grenzen, es existiere aber ein „ideeller Schaden“. Und: Die von den Unbekannte­n gewählte „religiöse Inszenieru­ng“sei befremdlic­h.

Die Tat habe die Gläubigen „in einen Schock versetzt“, am kommenden Sonntag werde er gemeinsam mit der Pfarrgemei­nde einen Gottesdien­st feiern und den Kirchenrau­m wieder „heiligen“, betonte Plöbst. Aneinen „Lausbubens­treich von Jugendlich­en“glaubt der Pfarrer nicht.

Kirchenvan­dalismus wie jener in Leoben ist mittlerwei­le kein Einzelfall mehr. So wurde etwa im Mai an der Fassade derWiener Karlskirch­e durch Graffiti schwerer Sachschade­n angerichte­t. Bereits im März war es in Wien zu einer Vandalismu­sserie in vier Gotteshäus­ern gekommen. „So massiv hatten wir das noch nie“, hieß es damals. Ebenfalls im März war ein Kunstproje­kt vor dem Innsbrucke­r Dom zu St. Jakob mutwillig zerstört worden.

 ?? BILD: SN/STADTPFARR­KIRCHE ?? Mysteriöse Drohung: Ein toter Vogel und die Aufschrift „Schwarze Teufel – Weisse Seelen“.
BILD: SN/STADTPFARR­KIRCHE Mysteriöse Drohung: Ein toter Vogel und die Aufschrift „Schwarze Teufel – Weisse Seelen“.
 ??  ?? Markus Plöbst, Pfarrer
Markus Plöbst, Pfarrer

Newspapers in German

Newspapers from Austria