Das Taxigewerbe hat ein ganz anderes Problem als Uber
Nicht der US-amerikanische Neuankömmling Uber ist der Totengräber der Taxibranche. Vielmehr sind es die eigenen Leute.
Also gut: Taxis sind für viele Menschen essenziell. In Deutschland sogar Teil der öffentlichen Daseinsvorsorge. Und auch in Österreich penibel geregelt, bis hin zum Tarif, den der Landeshauptmann höchstpersönlich verordnet.
Doch kundenfreundlich, nein, das sind die vielfach lebensnotwendigen Dienstleister nicht. Es gibt natürlich reizende Taxifahrer und ebensolche Damen in den Vermittlungen der Taxizentralen, die an Höflichkeit und Verlässlichkeit nichts zu wünschen übrig lassen. Doch leider werden die seltener. Heute erlebt man sehr viele Chauffeure, bei denen man sich fragt, unter welchen Umständen sie ihren Taxiführerschein oder ihre Konzessionsprüfung gemacht haben. Zumindest in einer Großstadt kann man sich längst nicht mehr blind chauffieren lassen. Da geht es weniger darum, dass man nie sicher sein kann, dass der Fahrer tatsächlich den kürzesten Weg nimmt. Nein, es geht um Grundsätzliches: Die Ortskenntnis vieler Fahrer ist so gering, dass diese erwarten oder sogar verlangen, dass ihnen der Kunde den Weg zum Ziel ansagt. Von Taxichauffeuren, die mangels Deutschkenntnissen den Straßennamen nicht verstehen und folglich nicht einmal ins Navi eintippen können, gar nicht zu reden.
Und man muss nicht in einer Großstadt wohnen, um Taxifahrer zu erleben, die während der Fahrt ungeniert fernsehen (Herzschmerz-Serien, „die schau ich jeden Tag, da fragt mich meine Mutter danach“), mit der Partnerin lautstark Privates besprechen oder ihren Lieblingsmusiksender laufen lassen, ohne sich auch nur nach den Wünschen des Fahrgastes zu erkundigen. Für Familien ein permanentes Ärgernis: Die meisten Taxizentralen weigern sich, Bestellungen anzunehmen, für die zwei Kindersitze nötig sind („Die müssen Sie selbst mitbringen, bei uns gibt es nur einen Kindersitz pro Auto“). Kurzum, muss es einen wundern, wenn die Kundschaft mit we- henden Fahnen zu Uber oder in Deutschland zu Wundercar überläuft? Zu Fahrtvermittlern im Internet, bei denen man sich einen Fahrer aussuchen kann und die Bewertungen anderer Fahrgäste sieht? Da ist es einfach, zu Taxifahrern wieder Vertrauen zu haben, weil volle Transparenz herrscht: Gibt es kein Wohlverhalten, rächt sich das in der Bewertung – im Übrigen auch aufseiten des Fahrgastes.
Um diesen Transparenz- und Qualitätsschub zu ermöglichen, braucht es kein Uber. Es steht auch den traditionellen Taxiunternehmen und Vermittlungszentralen offen, neue Technologien zu nutzen, stärker auf Kundenfreundlichkeit zu setzen. Bisher haben sie es kaum getan: Die Totengräber sitzen in den eigenen Reihen.