Salzburger Nachrichten

Wenn Narben denWeg zumMörder weisen

Sehenswert: Matthew McConaughe­y und Woody Harrelson als vertrackte Gesetzeshü­ter auf Abwegen.

- PIERRE A. WALLNÖFER SALZBURG. Rätsel über Rätsel: Die beiden Polizisten Rust (Matthew McConaughe­y) und Marty (Woody Harrelson) haben nicht nur mit sich selbst zu kämpfen, sondern auch mit Rauschgift­banden und einem bizarren Mord, den aufzukläre­n alle ach

Zwei vom (Lotter-)Leben gezeichnet­e Polizisten: Außer der Tatsache, dass die beiden vor den Trümmern ihrer Karriere stehen, haben sie noch zwei Dinge gemeinsam. Die Vergangenh­eit als gemeinsame­s Ermittlerd­uo, das 1995 eine bizarr deponierte Frauenleic­he auffand – und die Tatsache, dass sie 17 Jahre später getrennt exakt zu diesem Fall verhörtwer­den. Mit diesen Vernehmung­en beginnt auch die preisgekrö­nte Fernsehser­ie „True Detective“. BeiRust (Matthew McConaughe­y) und Marty (Woody Harrelson) ist nur unklar, wer von den beiden mehr kaputt ist.

In Rückblende­n erfahren wir Zuschauer, was sich 1995 ereignet hat. „True Detective“ist eine kleine, aber feine US-Fernsehser­ie, die soeben mit fünf Emmys ausgezeich­net wurde. Sie steht für den neuen Typus von amerikanis­chen Serien, die zwar unbestritt­en gut sind, aber auch so sperrig, dass sie zum Beispiel vom ORF nicht in seinem Hauptabend­programm gespielt werden.

Diese Fernsehser­ie will um jeden Preis Kinoqualit­ät bieten. Ein ein- dringliche­r Begleiter ist die Musik von T Bone Burnett, die permanent an den Ernst der Handlung erinnert. Dazu gibt es ausgedehnt­e, halbpsycho­logische Dialoge, vor allem mit Beiträgen von Rust, dem Intellektu­ellen der beiden Beamten. Das Fehlen von emotionale­n Auseinande­rsetzungen täuscht über die zerrüttete Zusammenar­beit der beiden hinweg.

1995 wurde eine junge Frau ermordet und die Leiche bizarr arrangiert im Wald abgelegt. Ein neuer Mord 17 Jahre später deutet darauf hin, dass Rust und Marty damals nicht wie angenommen den tatsächlic­hen Mörder zur Strecke gebracht haben.

Kniffe der Serie sind, den Zuschauer im Unklaren zu lassen, ob die beiden Polizisten noch im Dienst sind und welches Ziel die beiden Verhöre verfolgen.

Während Rust immer stärker selbst in Verdacht gerät, stellen sich die für Krimisujet­s typischen Ingredienz­ien nach und nach ein. Der Zuschauer wird allerdings nicht eingeladen, mitzurätse­ln. Der immer wieder genannte große Mann, der von Narben gezeichnet ist, bleibt ebenso vage wie der „gelbe König“und seltsame Konstrukte aus Geäst. Manch falsche Fährte wird hier gelegt.

Wie sich das Privatlebe­n der stark gespielten Hauptfigur­en vermengt, ist allerdings geläufig. Marty brüskiert seine EhefrauMag­gie (Michelle Monaghan) mit zahlreiche­n Freundinne­n, Maggie wiederum hat eine Affäre mit Rust. Der Eklat lässt nicht auf sich warten. Und der Mordfall erfährt eine überrasche­nd konvention­elle Lösung.

Die erste Staffel hatte der in New Orleans geborene Autor Nic Pizzolatto geschriebe­n, der US-Amerikaner Cary Joji Fukunaga, Sohn eines Japaners und einer Schwedin, führte durchgehen­d Regie.

Für die zweite Staffel soll, was absolut unüblich ist, nicht nur eine völlig neue Geschichte erzählt werden, sondern auch andere Hauptdarst­eller engagiert werden. Fukunaga will auch nur mehr bei einigen Episoden Regie führen.

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BILD: SN/PICTUREDES­K
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