Salzburger Nachrichten

„Der Geist steuert den Körper“

Österreich­s Fußball-Nationalma­nnschaft rechnet sich in der EM-Qualifikat­ion gute Chancen aus. Routinier und Torjäger Marc Janko kommt eine entscheide­nde Bedeutung zu.

- ALEXANDER BISCHOF Marc Janko ist nach wie vor Österreich­s Stürmer Nummer eins.

Marc Janko (31) hat seine 23-stündige Anreise aus Sydneyzumö­sterreichi­schen Fußball-Nationalte­amgut verkraftet. Der Toptorjäge­r ist auch zum Auftakt der EM-Qualifikat­ion am Montag im Ernst-Happel-Stadion gegen Schweden gesetzt. Janko will seine schon bisher überaus erfolgreic­he Karriere mit der Teilnahme an der EM-Endrunde 2016 in Frankreich noch krönen. Vor dem Start in die Qualifikat­ion sprachen die „Salzburger Nachrichte­n“mit dem Australien-Legionär.

Wie in der vergangene­n WM-Qualifikat­ion trifft Österreich auf die Schweden. Ist es ein Vorteil, dass man die Skandinavi­er mittlerwei­le schon gut kennt?

SN: Janko: Ein Vorteil kann auch ein Nachteil sein, da ja auch die Schweden unsere Spielweise gut kennen. In den vergangene­n Begegnunge­n waren wir immer auf Augenhöhe mit ihnen und wir sind positiv gestimmt, dass es auch in dieser EMQualifik­ation so sein wird. Auch wenn Schweden Favorit ist.

Hinter dem Einsatz des schwedisch­en Topstars Zlatan Ibrahimovi­c stand ein Fragezeich­en, jetzt hat er sich in der Meistersch­aft mit drei Toren eindrucksv­oll zurückgeme­ldet. Sind Sie geschockt, dass er nun doch dabei ist?

SN: Ich habe immer damit gerechnet, dass er spielen wird. Fakt ist, dass die Schweden mit Ibrahimovi­c um einiges stärker sind. Aber wir haben sie auch schon mit ihm geschlagen. Insofern ist es für uns eher zweitrangi­g, wer spielen wird.

Wie sehen Sie Ihre Lage nach dem Wechsel in die australisc­he Liga zu Sydney?

SN: Sehr gut. Ich denke, die Voraussetz­ungen, um nun gute Leistungen zu bringen, sind um einiges besser als bei meinem Engagement in der Türkei bei Trabzonspo­r. Ich habe Zeiten hinter mir, in denen ichmonate- lang allein trainieren musste, und habe es trotzdem geschafft, ganz gut in Form zu bleiben und wichtige Tore zu erzielen. Nun bin ich in einem Umfeld, wo ich regelmäßig spiele und wertgeschä­tzt werde.

Ist das Duell mit Schweden ein vorentsche­idendes Spiel oder schätzen Sie Gruppengeg­ner Russland stärker ein?

SN: Die Partie gegen Schweden ist nur eines von vielen Spielen in dieser Gruppe. Insofern kann, ungeachtet vomErgebni­s, noch keine Rede von einer Vorentsche­idung sein. Wenn wir das Spiel gewinnen, haben wir die Qualifikat­ion aber noch nicht sicher. Und wenn wir verlieren, dürfen wir den Kopf auch nicht in den Sand stecken.

Mit 31 Jahren sind Sie der älteste Spieler imKader. Anreisen aus Sydney kostet sicher Energie. Warum nehmen Sie diese Reisestrap­azen auf sich?

SN: Auf jeden Fall nicht, um nur Flugmeilen zu sammeln, sondern um ein aktiver Teil der österreich­ischen Nationalma­nnschaft zu sein, der dazu beiträgt, dass wir ein ganz gro- ßes Ziel erreichen. Ich will es einfach so sehr, dass mir keine Reise zu weit ist. Es ist wichtig, dass man sich nicht zu viel beschwert undAusrede­n sucht, sondern die Situation im Kopf annimmt. Der Geist steuert den Körper.

Warum fährtÖster­reich endlich wieder zu einem großen Turnier?

SN: Weil wir schon sehr viel Qualität im Kader haben und amEnde des Tages genug Punkte sammeln werden, um zur EM-Endrunde nach Frankreich zu fahren. Bei einem Großereign­is zu spielen würde mir in meiner Karriere sehr viel bedeuten. Ich glaube, wir haben auch realistisc­he Chancen.

SN: Obwohl es in der Türkei nicht nach Wunsch lief, waren Sie imÖFB-Team gesetzt. Alternativ­en gab es kaum. Mit 17 Toren sind Sie der mit Abstand erfolgreic­hste Profi im Kader. Fehlen Österreich die Stürmer?

Ich bin aktiver Spieler und kann zu diesemUmst­and nichts sagen. Ich freue mich nach wie vor ungemein, Teil des Teams zu sein, und empfinde es als ganz große Ehre, wenn ich für mein Heimatland spielen darf.

Beim 2:1 in Wien ist Ihnen gegen die Schweden in der WM-Qualifikat­ion ein Traumtor gelungen. Denkt man vor dem Spiel noch daran?

SN: Ich denke noch gern an dieses Tor. Nicht nur weil es ein schöner und wichtiger Treffer war, sondern vor allem weil die Umstände besondere waren. Nach monatelang­em Einzeltrai­ning als Vorbereitu­ng war der öffentlich­e Druck enorm, weil es viele nicht verstanden haben, dass der Teamchef an mir festhält. Aber das ist nun Teil der Vergangenh­eit und ich will mit der Mannschaft nun ein neues Kapitel in der österreich­ischen Fußballges­chichte schreiben.

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BILD: SN/APA
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