Salzburger Nachrichten

Jungstar zahlte noch Lehrgeld

Erst Tomáš Berdych beendete Dominic Thiems Erfolgslau­f bei den US Open. Wie der Tennis-Shootingst­ar sein Achtelfina­l-Aus analysiert und Experten seine Zukunft sehen.

- CHRISTIAN MORTSCH NEW YORK.

Eine Night Session hatte sich Dominic Thiem gewünscht – und schließlic­h auch bekommen. Es sollte aber das einzige Geschenk wenige Stunden vor seinem 21. Geburtstag bleiben. Geschenke zu verteilen, dazu war Tomáš Berdych im Achtelfina­le der US Open ganz und gar nicht bereit. Ähnlich wie Rafael Nadal in Paris erteilte die Nummer sieben derWelt Österreich­s TennisShoo­tingstar eine Lehrstunde. 6:1, 6:2, 6:4. Was bleibt, ist der größte Erfolg und mit 143.000 Euro größte Siegersche­ck seiner noch blutjungen Karriere sowie der Einzug in die Top 40. Und viel wichtiger noch: Die Erkenntnis, was ihm noch fehlt auf die Besten der Besten.

„Berdych hat mir gezeigt, was der Unterschie­d von einem Top-50Spieler zu einem Top-Ten-Spieler ist. Aufschlag, Rückschlag, Grundschlä­ge, Beinarbeit, Tempo, Stabilität. Ich muss das alles verbessern, wenn ich auch einmal dorthin will, wo er seit Jahren steht“, analysiert Thiem trocken. Der 28-jährige Tscheche habe ihm eben die Grenzen aufgezeigt.

Thiem hatte sich mehr vorgenomme­n, wollte sich teurer verkaufen und gestand daher: „Über das

„Dominic hat noch viel Luft nach oben.“

Match bin ich mehr enttäuscht als froh über die Erfolge zuvor.“Mit ein wenig Abstand werden aber auch beim Kitzbühel-Finalisten Freude und Stolz über das Erreichte überwiegen. Und das war mehr, als sich jeder Fan und er selbst erhoffen durfte. „Drüber schlafen und weiterarbe­iten“, ist Thiems Erfolgshun­ger trotzdem oder vielleicht ge- rade wegen der großen Lücke zu den Topstars weiter ungebroche­n.

Vergleiche sollen nicht überstrapa­ziert werden, aber um die Leistung des nun 21-Jährigen noch einmal zu verdeutlic­hen: Thiem stand als einziger Ungesetzte­r, als erst sechster Österreich­er im Achtelfina­le eines Grand Slam, zuletztwar dies Jürgen Melzer 2010 gelungen. Und das bei seinem vierten Antreten, dem ersten bei den US Open. Roger Federer schaffte dies ebenfalls bei seinem vierten Major-Start, viele andere Topstars benötigten zum Teil deutlich mehr Anläufe.

Noch ist Thiem aber freilich weit entfernt von den Erfolgen von Federer, Melzer und Co. Seine Entwicklun­g jedoch ist vielen Experten nicht entgangen. Spätestens seit Jahresbegi­nn wird Thiem als eine der heißesten Aktien imWelttenn­is gehandelt. John McEnroe etwa schwärmt vom „Dominator“, ebenso MatsWiland­er, der Thiem schon seit seinen Juniorenze­iten beobach- tet. „Eine sehr rosige Zukunft“prophezeit Brad Gilbert Österreich dank Thiem. „Egal, mit wem man spricht, es ist jeder angetan von dem Jungen“, erzählt Österreich­s ehemaliger Topspieler und jetziger TV-Experte Alexander Antonitsch. „Das Schönste daran ist, dass noch so viel Luft nach oben ist.“Aber, und das sei das Wichtigste, Thiem müsse man Zeit geben. Man dürfe nicht erwarten, dass der steile Aufstieg in diesem Tempo weitergeht. Antonitsch glaubt wie Thiems Trainer undMentor Günter Bresnik: „In zwei bis drei Jahren kann er umgroße Titel spielen.“

Thiem selbst hat sich zum Ziel gesetzt, bei denAustral­ian Open gesetzt zu sein. Da müsste er bis Jänner zu den besten 32 Spielern gehören. Um das zu erreichen und bestens vorbereite­t ins letzte Saisonvier­tel zu gehen, verzichtet derNiederö­sterreiche­r schweren Herzens auf den Davis Cup in Lettland. „Ich brauch einfach eine Pause.“

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BILD: SN/GEPA PICTURES Dominic Thiem unterlag im Achtelfina­le bei den US Open Tomáš Berdych.
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Alex Antonitsch, Ex-Profi und TV-Experte

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