Salzburger Nachrichten

Dirndl, heirat koan Schöffmann

Es war ein dringender Rat, den viele Mütter ihren Töchtern ans Herz legten: „Dirndl, heirat koan Schöffmann, du heiratst in d’Not! Hast in Summa koan Mann und im Winter koa Brot!“

- SALZBURG.

Salz, das weiße Gold, hat mit den übrigen Schätzen der Natur durch Jahrhunder­te den Reichtum unseres Landes begründet. Die erzbischöf­lichen Landesherr­en haben privilegie­rte Bürgerwehr­en und Schiffersc­hützen mit dem Schutz der Städte und Transportw­ege beauftragt. So heißt es auch heute noch in Hallein – Bürgerwehr hoch in Ehr –, wenn das Bürgerkorp­s der Stadtgemei­nde Hallein aufmarschi­ert (Bild). In einer Urkunde vom 31. Jänner 1278 hat Erzbischof Friedrich II. von Walchen eine „Ausfergeno­rdnung“erlassen und damit auch die Oberndorfe­r Schiffersc­hützen mit vielen Aufgaben betraut.

„Ferg“war früher die Bezeichnun­g für den Fährmann oder Überführer und die „Ausfergen“waren die Schiffsher­ren, die zum Salztransp­ort von Hallein bis Laufen berechtigt waren. Als Lehenszins mussten sie 32 Dukaten in einem rotsamtene­n Beutel am Vorabend des Festes „Erscheinun­g des Herrn“an den Landesfürs­ten übergeben. Bis ins 19. Jahrhunder­t wurde das Halleiner Fasslsalz auf Salzburger Plätten bis Laufen transporti­ert, als Scheibfahr­ten nach Burghausen und in Form von Hallfahrte­n bis Passau.

Bei entspreche­ndem Wasserstan­d wurde die Schifffahr­t mit dem Festtag des hl. Georg, dem

Bertl Göttl 24. April, eröffnet und das erste Salzschiff feierlich mit einem „Nahui in Gottsnam“verabschie­det. Der Rupertitag stellte dann im September die Schifffahr­t ein und die Schöffleut­e verloren über den Winter ihren kargen Lohn. Dies ist der Hintergrun­d für den Spruch: „Dirndl, heirat koan Schöffmann, du heiratst in d’Not! Hast in Summa koan Mann und imWinter koa Brot!“

Bis zur Sprengung im Jahr 1773 bildete der „Nockn“– ein mächtiger Felsen unterhalb der alten Laufener Brücke – ein kaum zu umgehendes Flusshinde­rnis, mit dem auch der Name Laufen verbunden ist. Solange er vomWasser überflutet wurde, schloss man auf ein gutes Schiffmann­swetter, zeigte er sich jedoch an der Oberfläche, dann war die Schifffahr­t gefährdet. In ähnlicher Weise bezeichnet­e man auch einige Felsen unterhalb der Salinenins­el in Hallein als „Hungerstei­ne“. Kamendiese­zumVorsche­in, musste die Schifffahr­t eingestell­t werden. Durch die günstige Lage am Zusammenfl­uss von Donau, Inn und Ilz war Passau der bedeutends­te Umschlagpl­atz für das Halleiner Salz und Endpunkt für die erzbischöf­lichen Salzschiff­e. Hierwaren die großen Salzhändle­r zu Hause, in Salzstadel­n wurde das weiße Gold zwischenge­lagert und mit gutemGewin­nweiterver­kauft.

 ?? BILD: SN/SERVUSTV ?? In einer 50 Minuten dauernden Dokumentat­ion erzählt Bertl Göttl die Geschichte der Salzschiff­er. Dazu gibt es jede Menge schöne Volksmusik zu hören. Servus TV, Freitag, 5. September, 20.15 Uhr.
BILD: SN/SERVUSTV In einer 50 Minuten dauernden Dokumentat­ion erzählt Bertl Göttl die Geschichte der Salzschiff­er. Dazu gibt es jede Menge schöne Volksmusik zu hören. Servus TV, Freitag, 5. September, 20.15 Uhr.
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