Ukraine hofft auf Waffenruhe, aber der Krieg tobt weiter
NEWPORT, KIEW. Am ersten Tag des NATO-Gipfels in Newport (Wales) überschlugen sich die Ereignisse in der Ukraine. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko sagte, dass er für die ukrainischen Streitkräfte ab Freitag, 13 Uhr MEZ, eine Feuerpause anordnen werde, sofern beim Treffen der Kontaktgruppe in der weißrussischen Hauptstadt Minsk eine Einigung erzieltwerde. DieAufständischen in der Ukraine signalisierten, dass sie das Feuer ebenfalls einstellen wollten, sofern die Kämp- fe von offizieller ukrainischer Seite eingestellt würden.
In Minsk werden Unterhändler der Ukraine, Russlands und der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) erwartet. Kremlchef Wladimir Putin hatte am Mittwoch einen SiebenPunkte-Plan für eine Friedenslösung in der Ostukraine vorgelegt, der eine international kontrollierte Waffenruhe vorsieht.
Trotz der Friedensbemühungen wurden in der Ukraine aber die Kämpfe umMariupol intensiver. Die Aufständischen rückten nach eigenen Angaben mit gepanzerten Fahrzeugen an die Hafenstadt heran. Die Separatisten berichteten zudem von Gebietsgewinnen bei einer Offensive nahe ihrer Hochburg Lugansk. Dabei wurden demnach mindestens 17 Regierungskämpfer getötet. Auch am Flughafen von Donezk wurde nach Darstellung der Aufständischen wieder gekämpft.
Scharf kritisierte Russland die Teilnahme Poroschenkos amNATO- Gipfel in Wales. Außenminister Sergej Lawrow warnte die Ukraine vor einer Aufgabe ihres blockfreien Status. Moskau will, dass die Ukraine wie etwa Finnland neutral bleibt, das heißt ohne Mitgliedschaft in einerMilitärallianz.
BeimNATO-Gipfel wurde ein härterer Ton gegenüber Moskau angeschlagen. „Russland greift die Ukraine an“, kritisierte NATO-Generalsekretär Rasmussen. „Wir haben es mit einem dramatisch veränderten Sicherheitsumfeld zu tun.“