Fleisch nach Asien statt Russland
Agrarminister Rupprechter will Ausfälle durch neue Märkte kompensieren.
Der russische Importstopp für Lebensmittel aus EU-Ländern zwingt Österreichs Bauern, andere Exportmärkte stärker zu erschließen. Um den Ausfall der Agrarausfuhren nach Russland zu kompensieren, will Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter die Exporte unter anderem nach Asien (China) und Nordafrika verstärken. Ziel sei es, den Ausfall binnen zwei Jahren durch die Erschließung neuer Märkte wettzumachen, sagte er am Donnerstag.
Vom heutigen Sondertreffen der EU-Landwirtschaftsminister erwartet sich Rupprechter „verstärkte Anstrengungen auf europäischer Ebene“, um die Auswirkungen des Russland-Embargos abzufedern. Die EU-Agrarmärkte seien mit privater Lagerhaltung und Drittländererstattung zu stabilisieren.
Wegen des Russland-Embargos sei die Preissituation für die heimischen Landwirte bei den Produktgruppen Fleisch, Milch, Käse, Obst und Gemüse „schwierig“, sagte der Präsident des Bauernbundes, Jakob Auer. Manmüsse jetzt neue Exportmöglichkeiten in Drittländer finden. Landwirtschaftskammerpräsident Hermann Schultes verglich den russischen Importstopp mit einem „Tsunami“für den europäischen Agrarsektor. Er warnte davor, „die Dramatik der Situation“zu unterschätzen. Das Embargo treffe den Agrarmarkt „in einer sensiblen Umstellungsphase“und würde ohne EU-Gegenmaßnahmen zu „groben Störungen der Märkte“führen.
ImVorjahr exportierteÖsterreich laut Landwirtschaftsministerium agrarischeWaren imWert von 237,6 Mill. Euro nach Russland, davon entfielen 49 Mill. Euro auf Fleischwaren. Ein Exportvolumen von rund 100 Mill. Euro sei von den Sanktionen betroffen. Zum Vergleich: Insgesamt machen Österreichs Agrarexporte rund zehn Milliarden Euro aus.
Laut Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums haben die Sanktionen den heimischen Agrar- und Lebensmittelsektor bisher rund 4,5 Mill. Euro gekostet. Das betrifft vor allemWaren, die für Russland produziert und etikettiert wurden und jetzt auf Lager liegen. Die Agrarvertreter appellierten an Handel und Bevölkerung, verstärkt zu heimischen Produkten zu greifen. Besonders in Bedrängnis könnten die Schweinebauern kommen. Exportverluste plus der Preisverfall bei Schweinefleisch könnten sich auf einen Gesamtschaden von 100 Mill. Euro summieren, schätzt Rupprechter.