Wehklagen schon vor demHeimrennen
Für Ferrari ist Monza eine Prestige-Angelegenheit. Doch so klar wie heuer war die Statistenrolle der Scuderia schon lange nicht.
MONZA. Früher war alles besser, wird nicht nur ein Tifoso in diesen Zeiten meinen. Der stärkste Motor, das war jahrelang die Trumpfkarte Ferraris, die nirgendwo anders besser ausgespielt werden konnte als auf dem Hochgeschwindigkeitskurs von Monza, der noch dazu die „Heimstätte“der Italiener ist. Doch die Motorenentwicklung ist seit Jahren aus Kostengründen „eingefroren“, und damit sind auch die lange üblichen Schlagzeilen der italienischen Gazetten vom „super motore“Ferraris in den Tagen vor dem Gran Premio im königlichen Park vorbei.
Dort, wo heute vor 44 Jahren Jochen Rindt sein Leben lassenmusste, geht Mercedes wieder als klarer Favorit ins Wochenende. Red Bull ist der chancenreiche Außenseiter, sollte bei den Silbernen wieder etwas schiefgehen. Und die stolze Scuderia? Nicht einmal Außenseiter. Auf die Tifosiwartet Sonntag eine (weitere) bittere Enttäuschung.
Wenn es nichts zu gewinnen gibt, rücken andere Dinge in den Vordergrund. Da ist die Fahrerfrage immer ein Thema. Alonso und Räikkönen, beide Ex-Weltmeister, wurden kürzlich vomneuen Teamchef Marco Mattiacci (dachte bei seiner Bestellung im April an einen Scherz!) sozusagen freigesprochen, man wolle weiter mit ihnen arbeiten (wohl wissend, dass in Ferraris augenblicklicher Lage und nach Verfügbarkeit keine Besseren auf dem Markt sind). Folgerichtig betonte auch der Spanier, er denke an keinen Teamwechsel, und der Finne weiß, er würde nirgendwo anders für gleiche Gage unterkommen. Also: Augen zu und durch.
„Wir wissen, dass Monza für uns angesichts der Überlegenheit von Mercedes extrem schwierig werden wird. Daher müssen wir fokussiert und ruhig bleiben, die richtige Strategie finden und unser Bestes herausholen“, erklärte Mattiacci. Der letzte Heimsieg gelang Ferrari mit Alonso 2010. „Die Saison ist so frustrierend, weil wir uns mit dem neuen Reglement viel vorgenommen hatten. Wenn alle bei null anfangen, so dachten wir uns, müssten wir dank unserer Ressourcen ein konkurrenzfähiges Auto bauen können. Das ist leider nicht passiert. Wir sind weiter von der Spitze entfernt als in meinen anderen Ferrari-Jahren zuvor zu diesem Zeitpunkt. Zeitweise liegen wirumeineinhalb Sekunden hinter Mercedes“, erklärte Alonso offen gegenüber Sky England.
Der letzte Ferrari-Sieg in der Formel 1 ist nun 16 Monate her: Alonso gewann im Mai 2013 den spanischen GP in Barcelona. Eine unerträgliche Durststrecke für italienische Fans.