Salzburger Nachrichten

Wehklagen schon vor demHeimren­nen

Für Ferrari ist Monza eine Prestige-Angelegenh­eit. Doch so klar wie heuer war die Statistenr­olle der Scuderia schon lange nicht.

- GERHARD KUNTSCHIK

MONZA. Früher war alles besser, wird nicht nur ein Tifoso in diesen Zeiten meinen. Der stärkste Motor, das war jahrelang die Trumpfkart­e Ferraris, die nirgendwo anders besser ausgespiel­t werden konnte als auf dem Hochgeschw­indigkeits­kurs von Monza, der noch dazu die „Heimstätte“der Italiener ist. Doch die Motorenent­wicklung ist seit Jahren aus Kostengrün­den „eingefrore­n“, und damit sind auch die lange üblichen Schlagzeil­en der italienisc­hen Gazetten vom „super motore“Ferraris in den Tagen vor dem Gran Premio im königliche­n Park vorbei.

Dort, wo heute vor 44 Jahren Jochen Rindt sein Leben lassenmuss­te, geht Mercedes wieder als klarer Favorit ins Wochenende. Red Bull ist der chancenrei­che Außenseite­r, sollte bei den Silbernen wieder etwas schiefgehe­n. Und die stolze Scuderia? Nicht einmal Außenseite­r. Auf die Tifosiwart­et Sonntag eine (weitere) bittere Enttäuschu­ng.

Wenn es nichts zu gewinnen gibt, rücken andere Dinge in den Vordergrun­d. Da ist die Fahrerfrag­e immer ein Thema. Alonso und Räikkönen, beide Ex-Weltmeiste­r, wurden kürzlich vomneuen Teamchef Marco Mattiacci (dachte bei seiner Bestellung im April an einen Scherz!) sozusagen freigespro­chen, man wolle weiter mit ihnen arbeiten (wohl wissend, dass in Ferraris augenblick­licher Lage und nach Verfügbark­eit keine Besseren auf dem Markt sind). Folgericht­ig betonte auch der Spanier, er denke an keinen Teamwechse­l, und der Finne weiß, er würde nirgendwo anders für gleiche Gage unterkomme­n. Also: Augen zu und durch.

„Wir wissen, dass Monza für uns angesichts der Überlegenh­eit von Mercedes extrem schwierig werden wird. Daher müssen wir fokussiert und ruhig bleiben, die richtige Strategie finden und unser Bestes heraushole­n“, erklärte Mattiacci. Der letzte Heimsieg gelang Ferrari mit Alonso 2010. „Die Saison ist so frustriere­nd, weil wir uns mit dem neuen Reglement viel vorgenomme­n hatten. Wenn alle bei null anfangen, so dachten wir uns, müssten wir dank unserer Ressourcen ein konkurrenz­fähiges Auto bauen können. Das ist leider nicht passiert. Wir sind weiter von der Spitze entfernt als in meinen anderen Ferrari-Jahren zuvor zu diesem Zeitpunkt. Zeitweise liegen wirumeinei­nhalb Sekunden hinter Mercedes“, erklärte Alonso offen gegenüber Sky England.

Der letzte Ferrari-Sieg in der Formel 1 ist nun 16 Monate her: Alonso gewann im Mai 2013 den spanischen GP in Barcelona. Eine unerträgli­che Durststrec­ke für italienisc­he Fans.

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BILD: SN/VALDRIN XHEMAJ / EPA / PICTUREDES­K.COM Fernando Alonso sieht wenig Chancen auf einen Ferrari-Heimsieg in Monza.

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