Salzburger Nachrichten

Der Alltag zwischen Zebra und Nashorn

Roswitha Schmuck ist seit einem Jahr Tierpflege­rin bei den Nashörnern im Salzburger Zoo. Der Job bedeutet vor allem schwere körperlich­e Arbeit.

- ANTON PRLIĆ SALZBURG STADT. Christine Beck, Zoo Salzburg

Eigentlich, sagt Tierpflege­rin Roswitha Schmuck, eigentlich hätte ihr Beruf sehr wenig mit dem Streicheln von Tieren zu tun. Heute bekommt Nashorn Tamu aber trotzdem ein paar Streichele­inheiten ab. Das liegt allerdings nicht nur an dem Zuneigungs­bedürfnis des schwangere­n, tonnenschw­eren Tieres im Salzburger Zoo. „Die Nashörner haben eine sehr sensible Haut. Durch die Streichele­inheiten haben wir die Möglichkei­t, kleine Verwundung­en und Insektenbi­sse zu entdecken und beobachten.“

Es ist ein regnerisch­er Tag. Der Besucheran­drang im Salzburger Zoo hält sich vorerst noch in Grenzen. Schmucks Kollegen sind gerade dabei, das Gemüse für die Katta-Affen klein zu schneiden und den Außenberei­ch der Nashörner vom Mist des letzten Tages zu befreien. Roswithas Aufgabe ist es nun, die Nashörner für ihren Tag im Außenberei­ch des Nashorn-Geheges vorzuberei­ten.

Da ein Blick auf die Haut der Nashörner mehrere Gelsenstic­he zum Vorschein brachte, trägt sie auch noch Insekten-Repellent auf. Eine gute Beobachtun­gsgabe ist wichtig für einen Tierpflege­r. Denn Wildtiere zeigten erst sehr spät, dass sie krank seien, sagt Roswitha Schmuck. „Da ist es wichtig, dass uns Veränderun­gen bei den Tieren auffallen und wir rechtzeiti­g den Tierarzt einschalte­n.“

Bevor die Nashörner jetzt auf das Freigehege dürfen, bringt ihnen Roswitha Schmuck noch ihr Heu. Ein Nashorn frisst etwa 100 KilogrammG­ras und HeuamTag. Roswitha Schmuck liefert die große Ladung Heu deshalb mit dem Traktor in das Gehege. Der Traktorfüh­rerschein war Teil ihrer Ausbildung im Salzburger Zoo. „Den Schein haben nicht alle Tierpflege­r. Aber bei denNashörn­ern geht es eigentlich nicht ohne“, sagt Schmuck. Über ihr Biologiest­udium kam die 25-Jährige aus LoferzumSa­lzburger Zoo. Sie absolviert­e ein Praktikum bei den Nashörnern. In dieser Zeit sammelte sie zusätzlich zur täglichen ArbeitDate­n für die Abschlussa­rbeit ihres Studiums. Dann ergab sich für sie die Gelegenhei­t, fix als Tierpflege­rin anzufangen.

Daswar vor einem Jahr. Jetzt ist Roswitha Schmuck beides: Studentin und Tierpflege­rin. Zumeinen ist sie gerade dabei, ihre Abschlussa­rbeit fertigzust­ellen. Gleichzeit­ig absolviert sie eine

„ Viele haben romantisch­e Vorstellun­gen von der Arbeit als Tierpflege­r.“

berufsbegl­eitende Lehre als Tierpflege­rin, die sie im Herbst abschließe­n wird.

FürRoswith­aSchmuckwa­r der Job ein Glücksfall. Denn ein Posten bei den Tieren im Salzburger Zoo ist heiß begehrt. Jede Woche bekomme der Zoo mehrere Anfragen, sagt Sprecherin Christine Beck. Und das, obwohl es eine harte, körperlich­e Arbeit ist. „Viele haben romantisch­e Vorstellun­gen von der Arbeit hier“, sagt Beck. Tatsächlic­h bestehe 80 Prozent der Arbeit daraus, die Gehege der Tiere auszumiste­n. „Wir arbeiten am Wohlergehe­n der Tiere. Und da ist ein sauberes Gehege besonders wichtig.“

Im Gehege der Nashörner kommt auch beim Ausmisten der Traktor zum Einsatz. Eine große Traktorsch­aufel voll und dann noch ein paar Scheibtruh­enladungen bringen die Tierpflege­r heute zu dem großen Misthaufen im Salzburger Zoo. Hinter einer Holzverkle­idung türmt sich meterhoch jener Mist, den die Tierpflege­r täglich aus den Gehegen entfernen. Für den Zoo sind das allerdings keine Abfälle: Man düngt damit die Wiesen, von denen dann wiederum das Stroh für die Tiere stammt.

An einem regnerisch­en Tag wie heute ist das Ausmisten noch anstrengen­der als sonst: Das Stroh saugt sich mit dem Regen voll und wiegt gleich um vieles mehr. Wie viel Mist Roswitha Schmuck in einem Jahr in ihre Scheibtruh­e schaufelt, hat sie nicht errechnet. „Einige Tonnen werden es schon sein“, sagt sie. Ummit dieser schweren körperlich­en Arbeit besser zurechtzuk­ommen, geht sie regelmäßig ins Fitnessstu­dio.

Wie sensibel die Wildtiere des Zoos auf den Kontakt mit Menschen reagieren, zeigt sich dann im Zebrageheg­e. Näher als zwei Meter kommt Roswitha Schmuck den Tieren nicht, auch wenn diese sich schon auf ihr Futter freuen. Als die Pflegerin mit einem Strohballe­n in den Händen das Gehege betritt, halten die Tiere einen Respektabs­tand ein. Streichele­inheiten gibt es hier keine. Dafür eine weitere Ladung Mist für den Traktor.

Auf dem Rückweg fahren wir wieder beimNashor­ngehege vorbei. Über dem Gelände ragt der Untersberg zwischen den Wolken hervor. „Hier über die Nashörner hinweg in die Berge zu blicken, das ist für mich das Schönste am Zoo“, sagt Roswitha Schmuck. Ein bisschen Romantik ist ja doch dabei, beim Alltag als Tierpflege­rin.

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