Der Alltag zwischen Zebra und Nashorn
Roswitha Schmuck ist seit einem Jahr Tierpflegerin bei den Nashörnern im Salzburger Zoo. Der Job bedeutet vor allem schwere körperliche Arbeit.
Eigentlich, sagt Tierpflegerin Roswitha Schmuck, eigentlich hätte ihr Beruf sehr wenig mit dem Streicheln von Tieren zu tun. Heute bekommt Nashorn Tamu aber trotzdem ein paar Streicheleinheiten ab. Das liegt allerdings nicht nur an dem Zuneigungsbedürfnis des schwangeren, tonnenschweren Tieres im Salzburger Zoo. „Die Nashörner haben eine sehr sensible Haut. Durch die Streicheleinheiten haben wir die Möglichkeit, kleine Verwundungen und Insektenbisse zu entdecken und beobachten.“
Es ist ein regnerischer Tag. Der Besucherandrang im Salzburger Zoo hält sich vorerst noch in Grenzen. Schmucks Kollegen sind gerade dabei, das Gemüse für die Katta-Affen klein zu schneiden und den Außenbereich der Nashörner vom Mist des letzten Tages zu befreien. Roswithas Aufgabe ist es nun, die Nashörner für ihren Tag im Außenbereich des Nashorn-Geheges vorzubereiten.
Da ein Blick auf die Haut der Nashörner mehrere Gelsenstiche zum Vorschein brachte, trägt sie auch noch Insekten-Repellent auf. Eine gute Beobachtungsgabe ist wichtig für einen Tierpfleger. Denn Wildtiere zeigten erst sehr spät, dass sie krank seien, sagt Roswitha Schmuck. „Da ist es wichtig, dass uns Veränderungen bei den Tieren auffallen und wir rechtzeitig den Tierarzt einschalten.“
Bevor die Nashörner jetzt auf das Freigehege dürfen, bringt ihnen Roswitha Schmuck noch ihr Heu. Ein Nashorn frisst etwa 100 KilogrammGras und HeuamTag. Roswitha Schmuck liefert die große Ladung Heu deshalb mit dem Traktor in das Gehege. Der Traktorführerschein war Teil ihrer Ausbildung im Salzburger Zoo. „Den Schein haben nicht alle Tierpfleger. Aber bei denNashörnern geht es eigentlich nicht ohne“, sagt Schmuck. Über ihr Biologiestudium kam die 25-Jährige aus LoferzumSalzburger Zoo. Sie absolvierte ein Praktikum bei den Nashörnern. In dieser Zeit sammelte sie zusätzlich zur täglichen ArbeitDaten für die Abschlussarbeit ihres Studiums. Dann ergab sich für sie die Gelegenheit, fix als Tierpflegerin anzufangen.
Daswar vor einem Jahr. Jetzt ist Roswitha Schmuck beides: Studentin und Tierpflegerin. Zumeinen ist sie gerade dabei, ihre Abschlussarbeit fertigzustellen. Gleichzeitig absolviert sie eine
„ Viele haben romantische Vorstellungen von der Arbeit als Tierpfleger.“
berufsbegleitende Lehre als Tierpflegerin, die sie im Herbst abschließen wird.
FürRoswithaSchmuckwar der Job ein Glücksfall. Denn ein Posten bei den Tieren im Salzburger Zoo ist heiß begehrt. Jede Woche bekomme der Zoo mehrere Anfragen, sagt Sprecherin Christine Beck. Und das, obwohl es eine harte, körperliche Arbeit ist. „Viele haben romantische Vorstellungen von der Arbeit hier“, sagt Beck. Tatsächlich bestehe 80 Prozent der Arbeit daraus, die Gehege der Tiere auszumisten. „Wir arbeiten am Wohlergehen der Tiere. Und da ist ein sauberes Gehege besonders wichtig.“
Im Gehege der Nashörner kommt auch beim Ausmisten der Traktor zum Einsatz. Eine große Traktorschaufel voll und dann noch ein paar Scheibtruhenladungen bringen die Tierpfleger heute zu dem großen Misthaufen im Salzburger Zoo. Hinter einer Holzverkleidung türmt sich meterhoch jener Mist, den die Tierpfleger täglich aus den Gehegen entfernen. Für den Zoo sind das allerdings keine Abfälle: Man düngt damit die Wiesen, von denen dann wiederum das Stroh für die Tiere stammt.
An einem regnerischen Tag wie heute ist das Ausmisten noch anstrengender als sonst: Das Stroh saugt sich mit dem Regen voll und wiegt gleich um vieles mehr. Wie viel Mist Roswitha Schmuck in einem Jahr in ihre Scheibtruhe schaufelt, hat sie nicht errechnet. „Einige Tonnen werden es schon sein“, sagt sie. Ummit dieser schweren körperlichen Arbeit besser zurechtzukommen, geht sie regelmäßig ins Fitnessstudio.
Wie sensibel die Wildtiere des Zoos auf den Kontakt mit Menschen reagieren, zeigt sich dann im Zebragehege. Näher als zwei Meter kommt Roswitha Schmuck den Tieren nicht, auch wenn diese sich schon auf ihr Futter freuen. Als die Pflegerin mit einem Strohballen in den Händen das Gehege betritt, halten die Tiere einen Respektabstand ein. Streicheleinheiten gibt es hier keine. Dafür eine weitere Ladung Mist für den Traktor.
Auf dem Rückweg fahren wir wieder beimNashorngehege vorbei. Über dem Gelände ragt der Untersberg zwischen den Wolken hervor. „Hier über die Nashörner hinweg in die Berge zu blicken, das ist für mich das Schönste am Zoo“, sagt Roswitha Schmuck. Ein bisschen Romantik ist ja doch dabei, beim Alltag als Tierpflegerin.