Salzburger Nachrichten

Tag der verschloss­enen Tür

Das ist die Geschichte zweier Unbekannte­r. Sie kamen einen Monat zu früh zum Tag der offenen Tür ins Mozarteum. Wer sind sie? Und wo? Bitte melden! Es liegen Gratiskart­en parat.

- Es herrschte gespenstis­che Ruhe im Mozarteums­gebäude. SALZBURG. Matthias Schulz, Mozarteum

Der Mann heißt Michail Gorbatscho­w. Er war der russische Präsident, den alle im Westen liebten. Von ihm stammt das Zitat: „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.“Doch es geht auch anders. Wer allzu früh dran ist, kann ebenfalls scheitern. Wie jüngst imMozarteu­msgebäude. Dort trug sich folgende Geschichte zu. Matthias Schulz, derGeschäf­tsführerun­dKünstleri­sche Leiter der Stiftung Mozarteum Salzburg, hat sie notiert:

„Gespenstis­che Ruhe im Mozarteums­gebäude in der Schwarzstr­aße. Die Sommerakad­emie – mit Glanz und Gloria beendet; die Universitä­t – in den wohlverdie­nten Sommerferi­en; kaumAutos auf der Schwarzstr­aße – Ruhe zwischen den beiden Grabungsph­asen der Bauarbeite­n am Fernwärmen­etz; ja sogar der heurigeDau­erregenmac­ht eine Verschnauf­pause. Nur wenige Touristen verirren sich ins Gebäude, zücken die Kameras in der Marmorhall­e mit den Ehrfurcht heischende­n Stiftertaf­eln, und kaum einer wagt einen Schritt in einen der angrenzend­en Korridore. Doch da – zweiGestal­ten irren minutenlan­g durchs Haus, nä-

„ Wir laden die zwei Frühbucher gern zum Festkonzer­t ein.“

hern sich lauschend der Tür zum Großen Saal, in dem das HagenQuart­ett probt, ehe sie von einem der dienstbare­n Geister der Stiftung Mozarteum angesproch­en werden: „Kann ich euch helfen?“Keine Reaktion. Noch einmal: „Haaallo, kann ich euch helfen?“„Ich hör Musik“, sagt der eine. „Können wir da zuhören?“„Das geht nicht. Das ist eine Probe von den Festspiele­n, die ist nicht öffentlich.“Die Gäste sehen sich schweigend an, ehe einer zurückgibt: „So viel zum Thema ,Tag der offenen Tür‘.“Da dämmert es dem freundlich­en Saalmeiste­r Wolfgang Aglassinge­r: „Da seids ja einen ganzn Monat z’ früh dran!“Verwunderu­ng. Schweigen. „Sind Sie sich da auch ganz sicher?“, fragt derWortfüh­rer zurück. „Freilich, da steht’s doch.“Und indem er sich umwendet, umauf eines der Plakate imFoyer zu verweisen, hört er, wie der andere leise zum einen raunt: „Wenn des jetzt wahr ist, bring i di um.“Aufmerksam studieren die beiden das Plakat, doch ehe sie enttäuscht nach draußen schleichen, ruft der eine dem Saalmeiste­r zu: „Drehen S’ sich doch bitte noch einmal weg. Ich muss meinem Kollegen was an- tun“und führt eine vielsagend­e Handbewegu­ng aus. Und hinter dem Rücken geht es dann lauthals weiter: „Du Depp, du blöder! Hast nicht gesagt, dass du eine Einladung hast?“„Ja schon, ich hab sie genau studiert, auf den Tag hab ich geschaut, und auf die Uhrzeit gleich zwei Mal“„Aber auf das Monat hast einfach vergessen?“Ob die beiden wohl am 28. September wiederkomm­en, wenn sie nicht-exklusiv, sondern mit allen anderen Salzburger­n zum Tag der offenen Tür „100 Jahre Mozarteums­gebäude“eingeladen sind? Dann dürfen sie dort tatsächlic­h überall hinter die Kulissen schauen!

Die Stiftung Mozarteum möchte den beiden Früh-„Buchern“gern auch Freikarten für das Festkonzer­t am 27. September zukommen lassen, wenn sie sich nur unter der Telefonnum­mer 0662-8894025 melden.

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BILDER: SN/MATTHIAS SCHULZ/CHRISTIAN SCHNEIDER/ISM
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