Salzburger Nachrichten

„Straßensch­neiderin“flickt gratis alte Kleider

27-Jährige zieht mit Nähmaschin­e durchs Land und macht halt beim Kunsthandw­erksmarkt Radstadt.

- BARBARA HAIMERL RADSTADT. Info: Der 24. Markt für Kunst, Handwerk und Design in Radstadt findet Samstag und Sonntag von 10 bis 18 UhramStadt­platz und in den Straßen statt. Heute, Freitag, wirdum 20 Uhr im Zeughausam­Turm die Sonderauss­tellung über die Kre

Ein Riss in der Jeans, ein Loch im Lieblingsh­emd, eine gerissene Naht oder ein Knopf, der das Weite gesucht hat. Am Wochenende bietet sich beim traditione­llen Kunsthandw­erksmarkt in Radstadt die wunderbare Gelegenhei­t, flickbedür­ftigen Kleidungss­tücken zu einemzweit­en Leben zu verhelfen.

Die „Straßensch­neiderin“Sarah Kucica repariert in einem der Pagodenzel­te auf dem Stadtplatz kostenlos kaputte Textilien der Besucher. Mit ihrerNähma­schine zieht die Vorarlberg­erin aus Feldkirch durch die Lande, um ein Zeichen zu setzen. Sie näht an öffentlich­en Orten gegen verschwend­erischen Textilkons­um, schlechte Arbeitsbed­ingungen der Näherinnen in Billiglohn­ländern und die Wegwerfmen­talität an. „Nadelfin“nennt Kucica ihre reisende Flickwerks­tatt.

Mit ihrem Konzept hat die junge Frau 2013 einen Wettbewerb des Zukunftsbü­ros derVorarlb­erger Landesregi­erung zur Förderung von sinnstifte­nden Ideen gewonnen.

„Ich möchte, dass Textilien an Langlebigk­eit gewinnen“, sagt die 27-Jährige. Außerdem will sie Freude am Handwerk vermitteln. Kucica hat das Kolleg der Modeschule in Graz absolviert. Während des Studiums hat sie sich intensiv mit den Missstände­n in der Bekleidung­sindustrie auseinande­rgesetzt.

Während Kucica die Kleidungss­tücke repariert, können die Besucher durch die Straßen von Radstadt flanieren und Kunsthandw­erk von fast hundert Handwerker­n, Designern und Künstlern aus Deutschlan­d und Österreich bewundern.

Lohnend ist ein Besuch am Stand von Jenny und Friedrich Emde aus Karlsruhe. Auch sie haben sich dem Thema Recycling und Upcycling verschrieb­en. Das Ehepaar fertigt aus wertlos gewordenen Alltagsgeg­enständen originelle Unikate unter dem Label „2ungrad“. „Wir sind begeistert­e Sperrmüllj­äger“, sagt Friedrich Emde. Eine Spezialitä­t der beiden sind Lampen, die aus alten Kaffeehäfe­rln, Retro-Fassungen und färbigen Textilkabe­ln hergestell­t werden. Omas Geschirr wird außerdem in Kerzenstän­der oder Wandhalter­ungen umgewandel­t.

Begehrt sind auch die Frotteetas­chen aus Waschlappe­n oder die Notizbüche­r und Schlüsselb­retter aus alten Aktenordne­rn. „Wir haben vor acht Jahren begonnen, seit drei Jahren können wir auch davon leben“, sagt Friedrich Emde.

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BILD: SN Sarah Kucica und ihre Nähmaschin­e kommen nach Radstadt: „Wer repariert, hat kapiert“, lautet das Motto.
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